
Am Montag standen die Einkaufswagen wieder in Reih und Glied. Von einem Tornado keine Spur mehr. Werner Finnenberg empfindet die Aktion trotzdem als "komplett überflüssig". © Kristina Gerstenmaier
„Grober Unfug“ auf Selmer Lidl-Parkplatz: Einkaufswagen-Tornado gesichtet
Kurios
Ist das Kunst oder kann das weg? Das fragten sich am Sonntagnachmittag wahrscheinlich viele Borker. Auf dem Lidl-Parkplatz in Bork hatten Unbekannte einen Kreis aus Einkaufswagen gebildet.
Rund 50 Einkaufswagen waren es, die kunstvoll drapiert und ineinander verhakt einen Kreis um eine Laterne bildeten. Am Sonntag (3. Juli) hatte der „Einkaufswagen-Tornado“, wie eine Userin das Konstrukt auf Facebook nannte, für etwa zwei Stunden den Parkplatz des Lidl-Einkaufsmarktes in Bork geschmückt. „Alle Wagen sind miteinander verbunden und mit Gewalt ineinander geschoben worden“, schreibt Janina Napierala Facebook. Als sie gegen 14 Uhr mit Partner und Kindern auf den Parkplatz zum Inlinern und Fahrrad fahren kam, hatte sie die Wagen entdeckt, auf Facebook gepostet und dafür zahlreiche Kommentare geerntet.
„Wir fanden es witzig aber auch bedenklich, ob alle Wagen dabei heile geblieben sind“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Sie selbst und auch einige anwesende junge Erwachsene hatten es nicht geschafft die Wagen auseinander zu ziehen. „Die stecken so fest zusammen das es sicherlich nicht mit normaler Kraft möglich ist, sie auseinander zu bringen“, schrieb Napierala auf Facebook.
Polizei: Grober Unfug
Offenbar gelang das dann aber im Laufe des Nachmittags doch. „Das waren irgendwelche x-beliebigen Leute“, meint ein Lidl-Mitarbeiter am Montag gegenüber der Redaktion. Er selbst hatte das Fotos des „Tornados“ am Sonntagnachmittag zugeschickt bekommen. „Das war ein kleines Späßchen für uns“, sagt er. „Aber auch nur, weil wir es nicht selbst wegmachen mussten.“

Die Einkaufswagen zu drapieren muss ein hartes Stück Arbeit gewesen sein. © Janina Napierala
Die Borker Lidl-Mitarbeiter gehen davon aus, dass diejenigen, die das Konstrukt gebildet hatten, es auch wieder aufgelöst haben. Denn schon zwei Stunden später sei es verschwunden gewesen, so der Mitarbeiter. Bei Geschäftsöffnung am Montag sei es zu keinerlei Beeinträchtigungen gekommen.
Die Polizei stuft die Aktion auf Anfrage als „Groben Unfug“ ein. Nach Artikel 17 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten ein Vergehen, für das ähnlich wie beim Urinieren in der Öffentlichkeit eine Geldbuße zwischen 5 und 1000 Euro verhängt werden kann. Lidl will die Sache auf sich beruhen lassen.
Harmloser Scherz
Auch ohne zu wissen, dass die Einkaufswagen schon am Sonntagabend wieder ordentlich aufgereiht in den Unterstand zurück geschoben worden waren, nehmen die meisten Facebook-Kommentatoren die Aktion mit Humor: „Spaßig“, „originell“, „witzig“ oder „very cool“ finden die Selmer sie. „Es ist definitiv besser, als wenn die irgendwo die Scheiben eingehauen oder im Auenpark Bäume umgeknickt werden“, sagt Silke Kruczowski, die am Montag mit ihrem Mann bei Lidl einkauft. „Noch lustiger hätte ich es aber gefunden, wenn es heute morgen noch so gewesen wäre“, fügt sie sogar noch zum Ende des Gesprächs mit der Redaktion hinzu.
Ein harmloser Scherz sei das; allemal besser als irgendeine Form von Vandalismus. Walter Finnenberg, der ebenfalls zum Einkaufen kommt, empfindet sie hingegen als überflüssig. „Die Jugendlichen heutzutage machen nur Unsinn und sind schlecht erzogen“, ärgert er sich.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
