
© Günther Goldstein
Glaskuppel im Auenpark: Empört euch, liebe Selmer. Aber woanders!
Meinung
Mit dem Titel „Überraschend teures Geschenk“ schaffte es die Glaskuppel im Auenpark in das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Das wiederum überrascht unseren Autor.
Es ist ein Buch, das jedes Jahr aufs Neue für Empörung sorgt – oft durchaus berechtigt. In diesem Fall, so finde ich, ist die Aufregung nicht einmal das Papier wert, auf das sie gedruckt wurde.
Im neuesten Schwarzbuch will der Bund der Steuerzahler (BdSt) eine „Steuerverschwendung“ in Selm aufgedeckt haben, die die Verantwortlichen der Hamburger Elbphilharmonie oder des Berliner Flughafens vermutlich nur zu einem beherzten Lächeln, vielleicht aber auch einen besonders lauten Lacher animieren würde.
„Für 171.000 Euro könnten für ein Jahr sämtliche öffentlich finanzierten Kulturveranstaltungen in Selm bezahlt werden“, heißt es von den selbsternannten Wächtern des deutschen Steuergeldes zur Investition in die Glaskuppel auf dem Rodelhügel. Dabei wird allerdings verschwiegen, dass der Großteil dieser Summe nicht aus Selm kommt, sondern vom Land NRW. Der Anteil der Stadt liegt bei schlappen 28.000 Euro. Die dürften für die neue Selmer Landmarke und den beliebten Anziehungspunkt mehr als gut investiert sein.
Größere Empörung sollte es da für die Folgekosten geben, die nicht in der Verantwortung der Stadt liegen – und vermutlich bereits ähnliche Dimensionen erreicht haben: Die Schäden durch Vandalismus und der deshalb notwendige externe Sicherheitsdienst im Auenpark sind das wahre überraschend teure „Geschenk“.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
