Gastronomen in Selm hoffen auf niedrigere Mehrwertsteuer „Es geht nur noch um Gebühren“

Gastronomen hoffen auf niedrigere Mehrwertsteuer
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Eine gesenkte Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf sieben Prozent hatte die Gastronomen während der Corona-Pandemie entlastet. Seit Anfang 2024 mussten Betreiber aber wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen. Über ein Jahr ist seither vergangen, aber wie kommen Gastronomen in Selm, Olfen und Nordkirchen mit den höheren Abgaben zurecht?

„Es ist nicht einfach. Wir hatten die Preise leicht erhöht, aber wir konnten die Kosten der Mehrwertsteuer-Erhöhung nicht komplett umschlagen. Dann wären die Preise durch die Decke gegangen“, sagt Frank Hewel, Inhaber des „Kunstwerk“ in Selm. Im Frühjahr 2024, aber auch Anfang 2025 seien außerdem Zuliefererkosten und Personalkosten gestiegen. „Bei uns ist alles wirklich spitz kalkuliert. Jeder Prozentpunkt ist wichtig“, so Hewel. „Wir hoffen, dass die Politik ihr Versprechen hält und die Mehrwertsteuer Inhouse wieder auf sieben Prozent senkt.“

Nach dem Koalitionsvertrag von Union und SPD soll die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie ab Januar 2026 dauerhaft auf sieben Prozent gesenkt werden. Auch im „Restaurant Olympia“ in Selm begrüßt Geschäftsführerin Aikaterini Kontou eine Senkung der Steuer: „Wir kommen bis jetzt gut klar, aber man weiß nie, was noch kommt. Es wäre eine gute Hilfe, wenn die Mehrwertsteuer wieder auf sieben Prozent gesetzt wird.“

Auch in „Lumberjack‘s Diner“ zeigt sich Inhaber Christian Reimann vom derzeitigen Steuersatz belastet. „19 Prozent tun weh. Es macht keinen Spaß. Auch wir müssen dringend investieren, aber das bleibt auf der Strecke“, sagt Reimann. „Es geht nur noch um Gebühren, Steuern und Beiträge. Dazu kommen noch die Energiepreise. Das ist auch nochmal ein großer Batzen.“

Mirella Bandic ist Geschäftsführerin der Schloss Stuben in Nordkirchen.
Mirella Bandic ist Geschäftsführerin der Schloss Stuben in Nordkirchen. © Günther Goldstein

Gerade wegen der Gebühren und Abgaben müssen Gastronomen genau rechnen und kalkulieren, weiß Mirella Bandic, Geschäftsführerin der „Schloss Stuben“ in Nordkirchen: „Man muss mit der Mehrwertsteuer zurechtkommen. Etwas anderes bleibt nicht übrig.“ Über eine Senkung auf sieben Prozent würde sich auch Bandic freuen, die ebenfalls Investitionen tätigen möchte. Ob die sieben Prozent das aber tatsächlich ermöglichen, bleibt für die Geschäftsführerin abzuwarten.

Eine niedrige Mehrwertsteuer bedeutet aus ihrer Sicht nicht automatisch eine finanzielle Entlastung: „Bei 19 Prozent Mehrwertsteuer bleibt weniger für uns. Bei sieben Prozent bleibt etwas mehr übrig, aber umso mehr Gewerbe- und Einkommenssteuer müssen wir auch nachzahlen.“

Im Restaurant „Zum Streverstrand“ in Olfen beschreibt auch Inhaberin Izeta Pilica den hohen Steuersatz als „sehr schlecht“. Als die Mehrwertsteuer im Januar 2024 auf 19 Prozent gehoben wurde, hätten sich Mensud und Izeta Pilica entschieden, die Preise nicht zu erhöhen. „Wir haben die Preise wie üblich belassen, damit wir die Gäste nicht verlieren. Die würden dann auch kommen und fragen, warum ein Gericht plötzlich mehr kostet“, sagt Izeta Pilica. „Nur weil wir mehr Mehrwertsteuer zahlen müssen, haben die Kunden nicht gleich mehr Geld.“ Auch das Inhaberehepaar wünscht sich, dass die sieben Prozent in die Gastronomie zurückkehren.

Aber was passiert, wenn die Mehrwertsteuer nicht wie geplant zum Januar 2026 gesenkt wird? Ein Gastronomie-Inhaber, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: „Wenn die sieben Prozent nicht kommen, aber der Mindestlohn erhöht wird, müssen wir die Preise erhöhen.“