Friseursalon „Haardy’s“ ist wieder in Selm Mit „Waschstraße“ und 70er-Jahre-Look

Friseursalon „Haardy’s“ ist zurück: „Wir möchten hier nicht wieder weg“
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Friseursalons haben unter der Corona-Pandemie besonders gelitten. Monatelang durften keine Kunden in die Geschäfte kommen und sich die Haare schneiden lassen. Viele Friseure mussten schließen, weil sie dem finanziellen Druck nicht standhalten konnten. So erging es auch Birgit Piter (60) und ihren Töchtern mit ihrem Friseurgeschäft „Haardy‘s“ in Selm-Beifang. Jetzt nach vier Jahren hat sie zusammen mit Tochter Deborah Sobottka (37) einen neuen Laden aufgemacht, nicht weit vom ursprünglichen Standort entfernt. Bereits seit dem 1. Januar steht das neue „Haardy‘s“ am Sandforter Weg 57.

Birgit Piter und ihre Tochter haben mit ihrem jetzigen Salon einen echten Glücksgriff gelandet. Der Kauf des Hauses ging schnell vonstatten, alle Parteien waren froh, einander gefunden zu haben. „Im Erdgeschoss des Gebäudes war schon immer ein Friseurladen“, erzählt Debora Sobottka. „Wir sind jetzt die dritte Generation von Friseurinnen in diesem Haus. Die ehemalige Hausbesitzerin hatte sich auch gewünscht, dass das Erdgeschoss ein Friseurladen bleibt. Deshalb ist sie auch sehr froh, uns als Friseurfamilie gefunden zu haben.“

Ende Dezember gab es bereits eine Eröffnungsfeier mit ausgeschenktem Glühwein. „Die Resonanz im Internet war sehr positiv, dass wir wieder aufgemacht haben“, sagt Deborah Sobottka. „Es sind einige neue Gesichter gekommen, aber auch viele alte Kunden, die wir schon früher bedient hatten.“ Birgit Piter freut sich ebenfalls über die Reaktionen der Kunden. „Mir hat eine ältere Dame gesagt, wie froh sie ist, dass es jetzt in ihrer Nähe einen Friseur gibt.“

Deborah Sobottka (l.) und Birgit Piter (r.) stehen vor ihrem Friseursalon.
Der Friseursalon "Haardy's" erinnert mit seiner Retro-Einrichtung an ein Wohnzimmer aus den 70er Jahren. © Jan Weffers

Ein Salon mit Wohnzimmerflair

Daher war es auch nicht besonders schwer, den Salon nach Belieben zu gestalten – die wichtigsten Dinge wie Stühle und Spiegel waren bereits vor Ort. „Neu sind zum Beispiel die Becken, an denen wir den Kunden die Haare waschen“, sagt Deborah Sobottka. „Wir nennen das gerne unsere ‚Waschstraße‘. Mir persönlich gefällt auch sehr unsere Dekoration an alten Föhnen und Bildern. Wir haben dem ganzen Salon aber auch eine frohe neue Farbe verpasst.“

Der Grund für den Neuanstrich: Moderne Friseursalons sind laut Deborah Sobottka fast immer weiß oder gräulich gehalten und wirken sehr steril. Das wollten Mutter und Tochter nicht. „Salons sind heutzutage sehr auf ‚nobel‘ und ‚Großstadtflair‘ getrimmt“, sagt Deborah Sobottka. „Wir wollen lieber, dass unser Salon wie ein gemütliches Wohnzimmer wirkt. Manche Menschen verlassen vielleicht eine eher triste Wohnung, wenn sie zu uns kommen. Hier sollen sie wohlfühlen.“

Deshalb begrüßt im „Haardy‘s“ ein helles Orange nun die Kundinnen und Kunden. Der Salon erinnert mit seiner Retro-Einrichtung sehr an die 70er Jahre. „Der Salon muss alt bleiben und auch so aussehen“, so Deborah Sobottka. Neu ist auch eine Kosmetikecke als Wohlfühloase, in der die Kundinnen und Kunden entspannen können.

Das Innere des Friseursalons "Haardy's".
Das "Haardy's" begrüßt die Kunden meinem freundlichen Orange. © Jan Weffers

„Entweder das oder aufhören“

Birgit Piter ist froh, nach der anstrengenden Zeit der Pandemie wieder auf festen Beinen zu stehen. „Wir hatten damals keine Chance, unser Geschäft aufrecht zu halten. Obwohl wir keine Kunden bedienen durften, mussten wir trotzdem Miete und Rechnungen bezahlen und die Schulden hatten sich angehäuft. Ich konnte ein wenig dagegen vorgehen und bei mir zu Hause den Menschen die Haare schneiden.“

Der neue Friseursalon am Sandforter Weg war somit eine Art letzte Möglichkeit, wieder ins Geschäft zu kommen, Birgit Piter. „Für mich stand fest: Entweder wir haben hiermit eine Lösung gefunden, oder wir hören ganz auf.“ Und wenn das „Haardy‘s“ – entgegen der Erwartungen – nicht laufen sollte? „Dann werden wir eine Mietwohnung hieraus machen“, so der Plan von Birgit Piter. „Wir gehen entspannt an die Sache heran.“

Deborah Sobottka präsentiert die Kosmetikecke im Friseursalon "Haardy's".
Neu im "Haardy's" ist die Kosmetikecke, wie Deborah Sobottka stolz zeigt. © Jan Weffers

Deborah Sobottka will Nachwuchs ausbilden

Wie wird es langfristig im „Haardy’s“ weitergehen? Birgit Piter und Deborah Sobottka werden noch ein paar Jahre zusammen mit ihrem Kollegen im Salon arbeiten. „Wir haben alles miteinander besprochen“, sagt Deborah Sobottka. „Meine Mutter wird in vier oder fünf Jahren in Rente gehen und ich werde dann den Salon leiten. Dann möchte ich auch ganz gerne noch meinen Meister machen. Aber ich möchte auch unseren jetzigen Arbeitskollegen nicht mehr missen, der unser Team ergänzt.“

Bei dem kleinen Team soll es aber nicht bleiben, so Deborah Sobottka. Auch Auszubildende möchte die Friseurin im „Haardy’s“ anstellen, wenn sie ihren Ausbilderschein in der Tasche hat. „Ich mag Kinder und Jugendliche, das sollte mit der Arbeit gut zusammenpassen“, sagt die Friseurin mit einem Lachen.

Das Mutter-Tochter-Duo sieht der Zukunft freudig entgegen. Nach vierjähriger Abwesenheit sind alle glücklich über die Rückkehr des Salons. „Man kann schon sagen, dass wir echte Beifangerinnen sind“, sagt Birgit Piter. „Wir hatten hier immer einen Laden, und der jetzige soll auf jeden Fall bestehen bleiben. Hier möchten wir nicht wieder weg.“