Wer in diesem Sommer 2024 das Freibad Selm besucht hat, weiß: Die Anlage ist in einem Topzustand. Edelstahlbecken und gepflegtes Außengelände - das kommt gut an bei den Gästen. Damit das aber auch künftig so bleibt, wissen die Verantwortlichen, ist eine Sanierung notwendig. Denn die letzte Rundumerneuerung liegt bereits mehr als 30 Jahre zurück. Und gerade die technischen Anlagen, die die Freibadbesucher nicht zu Gesicht bekommen, sollen dringend erneuert werden. Die gemeinnützige Gesellschaft Freibad Selm hofft auf einem Beginn der Arbeiten im nächsten Jahr - aber erst nach dem Ende der Freibadsaison 2025. Denn noch gibt es Knackpunkte.
Ursprünglich hatte die Stadt Selm nicht das Freibad, sondern das Hallenbad im Blick, als sie vor mehr als zwei Jahren Mittel aus dem Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ beantragte - und bekam: 3,3 Millionen Euro, ein Batzen Geld, aber nicht genug, um das Hallenbad am Sandforter Weg zu sanieren oder gar eines neu zu bauen. Angesichts der aktuellen Haushaltslage ist beides illusorisch, wie sich Rat und Verwaltung eingestehen mussten. Daher schwenkten sie um: von der Hallen-zur Freibaderneuerung. Berlin machte diesen Move mit und erlaubte, das Geld auch an der Badestraße zu benutzen. Hauptsache Schwimmbad. Damit war das größte Hindernis auf dem Weg zur Freibadsanierung bereits Anfang 2023 ausgeräumt. Es blieben aber noch zwei weitere.
Würde die finanziell angeschlagene Stadt Selm den Eigenanteil von 330.000 Euro für die Sanierung aufbringen können? Diese Frage war bis August 2024 offen geblieben. Mit der Genehmigung des Haushalts ist inzwischen aber auch dies geklärt, wie Stadtsprecher Malte Woesmann auf Anfrage bestätigt. Dann ist die Badsanierung aber immer noch nicht in trockenen Tüchern. Dabei wird es kompliziert.
Zurück in kommunale Hand?
Der wertvolle Zuwendungsbescheid des Bundes liegt der Stadt Selm seit dem 24. Januar 2023 vor, wie Woesmann sagt, Aber nicht der Bürger-Freibad Selm gGmbH. Sie hatte 2013 das Bad von der damals ebenfalls sehr klammen Stadt übernommen und damit vor der drohenden Schließung gerettet. Die gemeinnützige Gesellschaft, die Eigentümerin sämtlicher Anlagen ist, trägt alle Kosten des Badebetriebes und stellt sämtliches Personal ein. Das kann sie nur leisten durch eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Förderverein, der 95 Prozent der Geschäftsanteile hält. Warum sich der Freibad-Selm-gGmbH-Geschäftsführer Markus Jungeilges nicht einfach den Zuwendungsbescheid aus dem Büro des Selmer Bürgermeisters Thomas Orlowski abholen gehen kann, ist kompliziert.
Jungeilges ist beruflich seit 2022 Geschäftsführer der Stadtwerke Selm, vorher war er in der Kämmerei der Stadt tätig. Er weiß, dass es nicht so einfach ist. Die „internen Gründe“, zu denen sich auch der Stadtsprecher nicht näher äußert, will er aber nicht öffentlich benennen. Ob es etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass das Freibad Selm keine kommunale Einrichtung mehr ist, die Fördermittel aus Berlin aber eben für kommunale Einrichtungen bestimmt sind, bleibt Spekulation. Aber die Eigentumsfrage hatte die Stadt auch nicht an ihren ursprünglichen Plänen gehindert, das Hallenbad mit Hilfe der Finanzspritze des Bundes zu sanieren.
Badtechnik erneuern
Das Hallenbad 4-Elements ist ebenfalls in privater Hand. Anders als beim Freibad hatte vor 22 Jahren nicht etwa eine gemeinnützige Gesellschaft die ursprünglich kommunale Sportstätte von der Stadt übernommen, sondern der im Februar verstorbene Heinrich Ferkmann. Er hatte eine therapeutisches Gesundheitszentrum rund um das Bad aufgebaut: die 4elements GmbH, die inzwischen sein Sohn Simon als Geschäftsführer fortführt. Hätte die Stadt das Bad mit Bundesmitteln sanieren wollen, wie zunächst geplant, hätte sie das Bad wieder in Besitz nehmen müssen. Etwas, das jetzt auch für das Freibad gelten dürfte.
Wie auch immer: „In der Saison 2025 wird nichts passieren“, sagt Markus Jungeilges. Die Gäste können sich auf eine Badesaison freuen, die ungetrübt von den Bauarbeiten sein wird. Die könnten frühestens unmittelbar nach dem Hundeschwimmen im September 2025 beginnen. Was dann genau vorgesehen ist? Malte Woesmann von der Stadt, bei der zurzeit der Förderbescheid liegt, äußert sich nicht dazu: „Auskunft dazu kann nur die Bürgerfreibad gGmbH geben, da diese Auftraggeber der Sanierung sein würden.“ Deren Geschäftsführer Jungeilges hält sich aber bedeckt. An eine Erneuerung der Bad-Technik sei vor allem gedacht, etwa an eine neue Filteranlage und eine Chlorgasanlage. In die Planungen seien er und sein Team - alle ehrenamtlich Aktive - noch nicht eingestiegen. Erst müsse die Sache mit dem Zuwendungsbescheid geklärt werden.
Und wie geht es mit dem Hallenbad weiter? Der Vertrag zwischen der Stadt und 4elements „hat jeweils eine einjährige Laufzeit bis April und verlängert
sich, sofern er nicht von einer Seite gekündigt würde“, sagt Stadtsprecher Woesmann.
