In der näheren Umgebung ist das Selmer Freibad eines der wenigen Freibäder, das schon offen ist. Doch obwohl es einige Einschränkungen wegen der Corona-Krise gibt: Besucher kommen trotzdem.
Es liegt ein wenig einsam da, das Selmer Freibad. Von außen sieht alles aus wie immer. Doch wenn man reingeht fallen sofort die Absperrbänder und ein leeres kleines Becken auf. Auf den Rutschen warten keine Kinder, bis sie endlich an der Reihe sind. Nur im hinteren Becken schwimmen vereinzelt Badegäste. Ein ganz normaler Sommer ist es im Selmer Freibad (zumindest noch) nicht.
Die Schwimmer sind trotzdem dankbar, dass das Freibad trotz der Corona-Krise endlich offen hat. „Ich habe das total vermisst, das Schwimmen“, erklärt Frank Kessegger. Der 56-jährige ist Triathlet und schwimmt normalerweise fünf Kilometer in der Woche. Nun ist er extra aus Lünen nach Selm gekommen, um endlich wieder mit seinem Training zu starten.
Keine Frage, dass das Freibad öffnet
Denn das Selmer Freibad - das seit dem 25. Mai wieder geöffnet hat - ist damit eines der wenigen Freibäder in der Umgebung, die schon wieder Badegäste reinlassen. Nur das Freibad in Werne hat auch seit dem 29. Mai wieder offen. Andere Freibäder überlegen noch. „Für uns war das gar keine Frage, ob wir aufmachen, das war klar“, erklärt Geschäftsführer Markus Jungeilges.
Er und sein Team haben nur auf die Einschränkungen gewartet, um diese dann umsetzen zu können. „Vieles konnte man sich natürlich schon denken, aber einiges war dann doch schwieriger, weil die Infos sehr kurzfristig kamen“, so Jungeilges. Teilweise habe er die Voraussetzungen erst zwei oder drei Tage vor Öffnung bekommen.

Im Selmer Freibad ist das kleine Becken sowie die Rutsche noch gesperrt. In zwei bis drei Wochen sollen dort dann aber auch wieder Badegäste schwimmen dürfen. © Viktoria Michelt
Unerwartet war zum Beispiel die Registrierung jedes einzelnen Badegastes. Doch auch hierfür hat das Freibad eine Lösung gefunden: Nun gibt es für jeden Besucher sogenannte Kundenkarten. Dort werden die Kontaktdaten jedes einzelnen Badegastes festgehalten. Eine weitere Umstellung sind die geänderten Öffnungszeiten.
Öffnungszeiten verschieben sich
Denn nun hat das Freibad jeden Tag drei Stunden vormittags sowie drei Stunden nachmittags geöffnet. „In der Summe ist das aber auch nicht weniger als die letzten Jahre“, sagt Jungeilges. Nur die Aufteilung der Zeiten habe sich verändert. Deswegen lohne es sich für das Selmer Freibad, auch in diesem Jahr trotz der Coronapandemie zu öffnen.
„Wir haben da unseren Weg gefunden“, sagt Jungeilges. Zwischen den Schwimmzeiten am Vormittag und Nachmittag gibt es eine Zeit, in der keine Badegäste im Freibad sein dürfen. „Für uns ist das aber trotzdem keine Pause. Wir haben immer etwas zu tun“, erklärt Schwimmmeister Sergej Wjasovski. Denn in der Zeit könne er alles putzen, Einstiegsleitern, Duschen sowie Umkleiden desinfizieren und die Wasserqualität überprüfen.
Wasser morgens 18 Grad kalt
Noch waren unter der Woche vielleicht 20 Personen am Tag im Selmer Freibad . Das sei normal am Anfang der Saison, wenn das Wasser morgens etwa 18 Grad hat. Geschäftsführer Markus Jungeilges hofft aber, dass das warme Wetter in den nächsten Tagen noch mehr Besucher anlockt. Denn nachmittags klettern die Wassertemperaturen immerhin schon auf 20 Grad.

In den duschen dürfen jetzt nur noch zwei Personen gleichzeitig duschen - denn so wird der Mindestabstand zwischen den Badegästen eingehalten. © Viktoria Michelt
Die Badegäste selbst müssen sich durch Corona nur wenig umstellen. Es besteht zum Beispiel keine Maskenpflicht und auch Duschen und Umziehen ist erlaubt - dann aber nur in jeder zweiten Umkleide und jeder zweiten Dusche. Auch von den Toiletten hat nur eine auf. Dafür steht dort Desinfektionsmittel, mit dem die Badegäste alles selbst desinfizieren können.
Abwechslung zum Alltag Zuhause
Die Brüder Aaron (15 Jahre) und Thony (14 Jahre) sind froh, dass das Freibad geöffnet ist und etwas Abwechslung in ihren Alltag kommt. „Schwimmen gehen und auf der Wiese chillen ist mal etwas anderes als zu Hause zu sein und vor der PS4 zu sitzen“, sagt Thony. Dass die Rutsche und das kleine Becken noch gesperrt sind, können die beiden Schüler aus Selm verstehen. „Ich würde schon gerne rutschen, aber da müssen wir noch warten“, sagt Aaron.
Doch sehr lange dauert es wahrscheinlich nicht mehr. „In zwei bis drei Wochen können wir vermutlich das kleine Becken und die Rutschen wieder aufmachen“, sagt Markus Jungeilges. Dort könne man das Geländer desinfizieren und Abstandsmarkierungen auf den Leitern machen.
Und wenn das mit den Abstandsregeln dann nicht funktioniert? „Dann sind wir konsequent und schließen die Rutsche wieder“, sagt der Geschäftsführer. Außerdem stehen die Abstandsvorschriften auch in den Badeordnung. Wenn sich jemand vermehrt nicht daran halte, kann das Badpersonal die Personen deswegen auch aus dem Freibad schicken.
Maximal 166 Badegäste
Dabei sind es verhältnismäßig viele Menschen, die aktuell in das Selmer Freibad dürfen. Insgesamt 166 Personen dürfen sich gleichzeitig auf dem Freibadgelände aufhalten. Circa 83 Personen dürfen gleichzeitig im Schwimmerbecken schwimmen. Was zunächst nach viel klingt, ergibt sich aus der Gesamtfläche des Beckens: Denn für eine Person sind genau sechs Quadratmeter vorgesehen. Bei einem Becken, was circa 20 mal 25 Meter lang ist, passt das genau.

Martina Volk ist mit ihrer Enkelin Paula (11 Jahre) seit der Eröffnung schon mehrmals im Selmer Freibad gewesen. Die beiden kommen aus Lünen und freuen sich, dass sie endlich wieder trainieren können. © Viktoria Michelt
„Alle Maßnahmen sind natürlich auch mit dem Ordnungs- und Gesundheitsamt genau abgestimmt“, erkärt Sergej Wjasovski noch einmal. Das merken auch die Gäste. „Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben und habe keine Angst hier schwimmen zu gehen“, erzählt Martina Volk.
Sie ist mit ihrer Enkelin Paula seit der Eröffnung schon mehrmals im Freibad gewesen. Auch sie kommen aus Lünen nach Selm, um hier ein wenig zu trainieren. „Am Anfang war es natürlich noch sehr kalt“, erklärt die elfjährige Paula. „Aber ich habe ja elf Wochen nicht trainiert, da habe ich das Schwimmen schon vermisst.“
Ich liebe es, auch die unscheinbarsten Geschichten zum Leben zu erwecken – deswegen studiere ich Journalistik an der TU Dortmund und bin begeisterte Lokalreporterin, immer einer interessanten Geschichte auf der Spur.
