900 Jahre
Foto aus Cappenberg ziert neue Briefmarke: Claus Gerdel gelingt Coup
Das Interesse an Briefmarken ist in Zeiten von Mails und Messenger-Diensten eher klein. Eine neue Sondermarke der österreichischen Post macht die Ausnahme - besonders in Lünen und Cappenberg.
Claus Gerdel aus Selm fotografiert für sein Leben gern. „Nur ein Hobby“, wie der Inhaber der Lüner Werbeagentur LigarMedia sagt. Aber eines, das er professionell ausübt. Das empfinden so auch die Betrachter seiner Fotos - unter anderem auch die Verantwortlichen der österreichischen Post. Als sie sich im Herbst 2021 an Gerdel wandten, hat der erst nicht geglaubt, richtig gehört zu haben. Denn es ging um ein Motiv, das schon tausendfach im Bild festgehalten wurde: den berühmtesten Kopf Westfalens.
„Klar, habe auch ich den Barbarossa-Kopf fotografiert“, sagt Gerdel. Kein Wunder. Zum einen ist das goldene Kunstwerk, das lange als Porträtbüste Barbarossas galt, unweit von Gerdels Wohnhaus und Arbeitsplatz „zu Hause“: nämlich in der Stiftskirche Cappenberg. Zum anderen ist der Unternehmer Mitglied des Rotary-Clubs Selm Kaiser Barbarossa. Der Club trägt den vor 900 Jahren geborenen Staufer-Kaiser nicht nur im Namen, sondern ist ihm auch besonders verbunden.
Internationale Sonderausstellung ab September
Seit 2014 rücken die Rotarier den rotbärtigen Kaiser und seine Zeit mit jährlichen Fachvorträgen renommierter Wissenschaftler ins Bewusstsein. 2019 haben sie das internationale Symposium „Cappenberg: Der Kopf, das Kloster und seine Stifter“ veranstaltete. Und für das aktuelle Jubiläumsjahr initiierten sie einen ganzen Veranstaltungsreigen, deren Höhepunkt noch bevor steht: die internationale Barbarossa-Sonderausstellung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster. Die 1,2 Millionen Euro teure Schau von September 2022 bis Februar 2023 wird an zwei Standorten zu sehen sein: in Münster und in Cappenberg.
Auf der Homepage der Rotarier stehen die Details und ein Foto von der berühmten Büste: Gerdels Foto - der Anlass für die Österreicher, sich an den Mann aus Selm zu wenden. „Dass mal jemand ein Foto haben möchte, kommt ja vor“, sagt Gerdel. Dann geht es darum, die Bildrechte zu überlassen für eine bestimmte Nutzung: etwa die Veröffentlichung auf einer Internet-Seite oder in einem Flyer. Dass aber jemand eines seiner Fotos haben wollte, um es 240.000 Mal zu drucken und durch die ganze Welt zu schicken, daran hatte Gerdel nicht einmal im Traum gedacht.
Nennwert der neuen Marke: 2,75 Euro
Der 27. Mai 2022 war der Startschuss. Seitdem ist die Sondermarke der österreichischen Post im Umlauf: 31,90 mal 45 Millimeter groß und mit einem Nennwert von 2,75 Euro. Links steht in weißer Schrift auf nachtblauem Untergrund „Friedrich“ und rechts „Barbarossa“, dazwischen in Hellblau „900. Geburtstag“. Philatelisten, die es ganz genau wissen wollen, erfahren von der österreichischen Post noch den Namen der Grafikerin, die für den Briefmarkenentwurf verantwortlich ist: Karin Klier aus Wien. Von Claus Gerdel aus Selm ist nichts zu lesen. Den ärgert das nicht.
Mit dem Verkauf der Produktlizenz hatte er sich einverstanden erklärt, dass seine Aufnahme genau so Verwendung finden darf - als Sondermarke. Eine weitere Verwendung sei damit nicht erlaubt. Für einen „Foto-Amateur“, wie Gerdel sich selbst nennt, sei das ein Riesenkompliment und mit Geld nicht zu bezahlen. Die Summe, die tatsächlich geflossen ist, ist auch eher ein Anerkennungspreis: 150 Euro. Nicht nur die österreichische Post ist auf die mit natürlichem Licht und Langzeitbelichtung in der Stiftskirche entstandenen Aufnahme aufmerksam geworden.
Ruhrmuseum nutzt ebenfalls Gerdels Foto
Claus Gerdel zeigt auf einen Flyer des Ruhrmuseums auf der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen. Er wirbt für die Ausstellung „Eine Klasse für sich: Adel an Rhein und Ruhr“, die noch bis zum 31. Juli 2022 zu sehen ist. Gleich auf Seite drei leuchtet der goldene Kopf, den einst Kaiser Barbarossa seinem Paten geschenkt hat: Otto von Cappenberg, der Bruder des Grafen Gottfried von Cappenberg, der vor genau 900 Jahren auf Titel und Besitz verzichtet hat, um seine Burg in das erste Prämonstratenserkloster auf deutschem Boden umzuwandeln.
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