Der Auto- und Lastverkehr in Selm belastet nicht nur die Straßen im Ortskern, sondern auch viele Anwohnerinnen und Anwohner. Eine Initiative befürchtet, dass diese Belastung künftig noch weiter steigt – und fordert deshalb eine Umgehungsstraße. Die Idee: eine Verlängerung der K44n vom Zeche-Hermann-Wall über Neue Nordkirchener Straße bis zur Olfener Straße. Als Diskussionsgrundlage sollte eine Verkehrszählung dienen, um die tatsächliche Belastung der Straßen zu ermitteln.
Zuletzt im Jahr 2021 wurde im Auftrag der Bundesanstalt für Verkehrswesen (Bast) eine manuelle Zählung im Rahmen einer bundesweiten Verkehrserhebung in Selm durchgeführt. Ursprünglich war die fünfjährlich durchgeführte Straßenverkehrszählung für das Jahr 2020 geplant, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.
Die Auswertung sollte dem Kreis Unna in der zweiten Jahreshälfte 2022 vorliegen. Kreissprecher Max Rolke teilt jedoch auf Anfrage der Redaktion mit: „Die Daten aus der bundesweiten Verkehrszählung liegen noch immer nicht vor.“
Auswirkungen der Pandemie
Dennoch kann der Kreis vermelden: „Nach zwischenzeitlicher Auswertung der Daten konnte nach Kenntnisstand der Kreisverwaltung keine valide Aussage speziell aus der ersten Jahreshälfte aufgrund der Auswirkungen der Pandemie getroffen werden.“ Demnach sei die Verkehrsbelastung im Jahr 2021 an vielen Stellen wohl geringer als noch 2015 gewesen.
Die Bundesanstalt für Verkehrswesen teilt in diesem Zusammenhang mit: „Ein wesentlicher Faktor im Jahr 2021 sind die mit der Covid-19-Pandemie verbundenen Maßnahmen und Effekte wie Home-Office oder Grenzschließungen. Allgemein können Beeinflussungen durch lokale Besonderheiten wie Baumaßnahmen, Umleitungen, gesperrte Anschlussstellen oder Unfälle nie vollständig ausgeschlossen werden.“
Der Kreis will aktuell keine Einschätzung darüber abgeben, inwiefern die aktuellen Erkenntnisse der Verkehrszählung einen Einfluss auf mögliche Überlegungen zu einer Umgehungsstraße nehmen. „Durch die fehlenden Verkehrsbelastungszahlen sind keine weiteren Bewertungen möglich“, so Kreissprecher Max Rolke.
Keine Gespräche mit Land
Landrat Mario Löhr kündigte bereits 2020 an, dass er mit dem Land NRW als Planungsträger in Gespräche für eine Selmer Ortsumgehung eintreten wolle, sobald die Auswertung der Verkehrszählung vorliegt. Bisher gebe es diesbezüglich noch keinen Kontakt zum Land, so Rolke.
Eine Ortsumgehung nach Vorschlag der Bürgerinitiative würde laut Schätzungen der Kreisverwaltung eine Ausbaulänge von etwa 6,5 Kilometern annehmen. Zum Vergleich: Die bestehende K44 ist 1885 Meter lang, der Bau kostete rund 6,6 Millionen Euro.
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