
© Kurze
Foodsharing jetzt auch in Selm: Dorfladen macht mit, erster Fairteiler steht
Lebensmittel retten
Der Dorfladen Cappenberg arbeitet jetzt mit Foodsharing Lünen zusammen - damit nicht mehr so viele Lebensmittel weggeschmissen werden müssen. Die Initiative will in Selm noch weiter Fuß fassen.
Abgelaufene Milch von der Milchtankstelle in Südkirchen, eigentlich unkaputtbare Schälerbsen oder frisches Gemüse mit leichten Macken: Bis vor ein paar Tagen sind solche Lebensmittel auch im Dorfladen in Cappenberg nicht selten im Mülleimer gelandet - obwohl sie eigentlich noch gut genießbar waren. Andreas Kurze, der Betreiber des Dorfladens, hat immer sehr bedauert, wenn er die Lebensmittel „zur Deponie bringen musste“. Umso mehr freut er sich jetzt über eine neue Zusammenarbeit: Der Dorfladen gehört zum Foodsharing-Netz in Lünen.
Die Idee von Foodsharing ist leicht. „Wir sind eine Initiative, die sich gegen Lebensmittelverschwendung engagiert. Wir ,retten‘ ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben“, heißt es erklärend auf der Homepage der Lebensmittelretter. „Woanders verhungern die Menschen und hier leben wir in einer Wegwerf-Gesellschaft. Jeder von uns kann einen kleinen Teil dazu beitragen es besser zu machen“, heißt es außerdem zur Grundidee auf der Facebook-Seite der Lüner Foodsaver.
Erster Betrieb in Selm, der mitmacht
Je nach Bedarf, so erklärt es Andreas Kurze vom Dorfladen Cappenberg, könne er sich in Zukunft nun an die Gruppe in Lünen wenden. Die wiederum war über Instagram auf das Geschäft im Selmer Ortsteil Cappenberg aufmerksam geworden - und hatte einfach mal angefragt, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht.
Dass das jetzt geklappt hat, freut nicht nur Andreas Kurze, sondern auch Madeleine Wolf von der Foodsharing-Gruppe in Lünen. Der Dorfladen in Cappenberg, so erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion, sei der erste Betrieb in Selm auf der Liste der Lebensmittelretter. Man arbeite gerade überhaupt daran, das Netz noch weiter Richtung Selm auszuspannen. „Gerade gestern haben wir unseren ersten Fairteiler in Selm aufgestellt“, sagt Madeleine Wolf.
Fairteiler sind nichts anderes als Lebensmittelschränke, die in Einfahrten von Privatleuten stehen. Hinweisschilder weisen darauf hin, dass man sich am Inhalt einfach bedienen kann. „Das läuft so ähnlich wie bei diesen Bücher-Telefonzellen, die ja auch in vielen Städten stehen“, sagt Madeleine Wolf. Man kann sich dort nicht nur bedienen, sondern auch etwas hineinlegen. „Wenn man in den Urlaub fährt und der Kühlschrank noch voll Lebensmitteln ist zum Beispiel.“

Der erste Fairteiler in Selm sieht so aus: Er steht an der Haus-Berge-Straße. © Foddsharing
In Lünen gibt es bereits mehrere solcher Schränke: Sie heißen Theodor (Theodor-Fontanestraße 20 und 18), Kowalski (Saarbrücker Straße 48), Fairteiler am Park (Oberbeckerweg 15) und der große Brecht (Brechtener Straße 104). Die Abgabestelle Grüne Lotte ist im Parteibüro der Grünen (Münsterstraße 78).
Erster Fairteiler in der Haus-Berge-Straße zwischen Selm und Bork
Der allererste Lebensmittelschrank - oder Fairteiler - in Selm heißt kleiner Ritter und steht an der Haus-Berge-Straße 24. Die Lebensmittelretterin, die ihn betreut (dazu gehört zum Beispiel auch die regelmäßige Reinigung), sei so engagiert, dass sie den Schrank direkt bei sich aufgestellt habe, erzählt Madeleine Wolf. In Lünen gibt es aktuell circa 100 aktive Lebensmittelretter. In Selm läuft es gerade erst an. Jeder, der mitmachen möchte, kann sich bei Foodsharing Lünen über die Facebook-Seite oder per Mail an luenen@foodsharing.network. Diese Bitte richtet sich explizit auch an Betriebe in Selm. „In Lünen arbeiten wir mit Rewe oder Edeka zusammen, aber auch mit kleinen türkischen Bäckereien und Lebensmittelgeschäften“, sagt Madeleine Wolf. Für Selm könne sie sich das auch gut vorstellen.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
