Schnitzel, Steak und Bratwurst sind von deutschen Tellern kaum wegzudenken. In Westfalen sind dazu noch traditionelle Fleischgerichte wie Pfefferpotthast, Panhas, Töttchen oder Blindhuhn für viele Menschen ein Begriff. Aber ist Fleisch im Jahr 2025 in Lünen, Werne und Selm noch immer unverändert beliebt?
Statistische Zahlen für die Region sind nicht verfügbar. Blickt man jedoch auf die bundesweiten Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft, ist der Fleischkonsum im vergangenen Jahr leicht gestiegen: Menschen in Deutschland verzehrten im Jahr 2024 insgesamt durchschnittlich 53,2 Kilogramm pro Person. Im Jahr 2022 waren es noch 52,8 Kilogramm.
Schweinefleisch essen die Menschen mit Abstand am meisten, dann folgt Geflügel und schließlich Rindfleisch. Während in den letzten zwei Jahren pro Kopf aber etwas weniger Schweinefleisch gegessen wurde, wurde Geflügel und vor allem Hühnerfleisch seit 2022 immer beliebter. Der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch ging nach 2022 leicht zurück und blieb seither auf gleichem Niveau.
Kann das auch etwas mit den Preisen für Hackfleisch & Co. zu tun haben? Vergleichen mit dem Jahr 2023 sind die Preise für Rindfleisch im Jahr 2024 etwas gestiegen. Geflügelfleisch konnte im Durchschnitt sogar günstiger angeboten werden – auch weil die deutschlandweite Fleischproduktion gegenüber 2023 insgesamt gestiegen ist.
Was sagen lokale Fleischer?
In NRW konnte der Einzelhandel mit Fleisch und Fleischwaren im Januar 2025 einen Umsatz einfahren, der 1,3 Prozent höher lag als im Januar 2024. Gleichzeitig produzierten Betriebe in NRW im Vergleich zu 2019 nahezu 400% mehr vegetarische und vegane Produkte, so der Landesbetrieb IT.NRW. Aber was bedeuten diese Zahlen nun konkret? Gibt es jetzt mehr Vegetarier und die Fleischesser essen einfach mehr?
Ob Menschen in Lünen, Werne, Selm und Umgebung mehr oder weniger Fleisch essen wollen, können Fleischereien in der Region beantworten. „Schwer zu sagen. Grundsätzlich geht der Fleischkonsum eher zurück“, sagt Thomas Storksberger vom Hofladen Storksberger in Ascheberg. „Aber das liegt nicht am Willen der Menschen, Fleisch zu essen, sondern eher an der Kaufkraft. Vieles wird einfach teurer.“

Dennis Stolzenhoff, Geschäftsführer der Stolzenhoff Meisterfleischerei in Lünen, nimmt in den eigenen Filialen hingegen einen erhöhten Fleischkonsum wahr. „Die Verkäufe laufen sehr positiv. Die Liebe zum Fleisch ist ungebremst, so unsere Wahrnehmung.“ Gleichzeitig hat Stolzenhoff im Kontakt mit den Kunden aber noch eine weitere Beobachtung gemacht: „Wir merken, dass es dem Kunden wichtig ist, dass unser Fleisch handwerklich vernünftig und tatsächlich in Eigenproduktion hergestellt wird.“
„Die Leute wollen halt Fleisch essen, weil das zu einer gesunden Ernährung eben dazu gehört. Andernfalls gibt es Mangelerscheinungen“, sagt Fleischermeister Michael Bernemann. Der Geschäftsführer von Bernemann und Röhl in Lünen berichtet ebenfalls von stetig steigenden Verkäufen. „Nur die Aufträge von einzelnen Kunden gehen etwas zurück. Das sind oft öffentliche Träger, die mehr vegetarische und vegane Produkte anbieten wollen. Die machen damit aber Verluste.“
Sommerliches Grillen
Eine Steigerung des Fleischhungers nahm Jungfleischer Jan Brüning in der Corona-Zeit wahr. Seither seien die Verkäufe in der Landfleischerei Brüning in Selm aber auf gleichem Niveau geblieben. Auch Bernd Volle von der Landfleischerei Volle in Olfen hat keine auffälligen Veränderungen feststellen können. „Jetzt am Jahresanfang ist es etwas ruhiger. Mit der Sonne geht aber auch so langsam das Grillgeschäft los. Dann wird es wieder mehr, aber das entspricht dem normalen Jahresverlauf“, weiß Volle.
Gerade weil es in der Stadt Werne keine eigene Metzgerei mehr gibt, verzeichnet Fleischerei Jörrihsen im Ortsteil Stockum mehr Zulauf. „Die Kunden verteilen sich natürlich. Manche kommen zu uns, manche gehen in den Supermarkt. Die bieten ja grundsätzlich auch keine schlechten Sachen an“, sagt Fleischermeister Ralf Jörrihsen. Wie viel Fleisch die einzelnen Kunden verzehren, ist jedoch gleichgeblieben, so die Wahrnehmung in der Fleischerei.
Gerade das Wetter sorge aber dafür, dass Menschen früher und letztlich häufiger ihre persönliche Fleischmenge verzehren: „Je früher es im Jahr warm und sonnig wird und die Leute grillen wollen, umso mehr Fleisch wird auch verzehrt“, sagt Ralf Jörrihsen. „Für die Natur ist das frühe, warme Wetter aber schlecht und zeigt den Klimawandel.“