
Die Polizei musste einschreiten, als es in Kamen vor einer Kneipe zur Randale kommt. Dabei werden Beamte angegriffen. © picture alliance/dpa
Filmriss nach heftiger Randale: Böses Erwachen für Mann (32) in Kamen
Polizisten angegriffen
Polizisten angegriffen und wüst beschimpft. Ein geselliger Abend endet für einen Mann aus Selm (32) in der Zelle. Erst dort kommt er zu sich. Und erfährt, was er angestellt haben soll.
Böses Erwachen: Randale, Angriffe auf Polizeibeamte und wüste Beschimpfungen - ein Abend in einer Gaststätte endete für einen Selmer (32) auf der Wache in Kamen, mit einem Filmriss und offenen Fragen. Nun landete sein Fall vor dem Amtsgericht Lünen.
Den Abend zunächst in geselliger Runde verbracht
Den Abend des 29. Oktobers 2020 verbrachte der Mann aus Selm mit Kollegen in lustiger Runde. Irgendwann schloss die Gaststätte, eigentlich sollte es noch zu einem Kollegen nach Hause gehen. Dann ein schwarzes Loch – bis der Mann bei der Polizei in Kamen wieder zu sich kam. Was zwischenzeitlich geschah, erfuhr der 32-Jährige erst später. Er stand vor einer fremden Tür, schrie und sorgte so dafür, dass Zeugen die Polizei riefen. Als der Streifenwagen auftauchte, trommelte er auf das Fahrzeug ein, brüllte weiter und versuchte, die Autotüren zu öffnen. Die Beamten riefen Verstärkung und stiegen aus, als ihre Kollegen eintrafen. Er trat und schlug um sich, musste fixiert werden und versuchte, sich herauszuwinden. In Kamen schubste er dann eine Polizistin gegen den Wagen und versetzte ihrem Kollegen einen Kopfstoß. Beide Beamte wurden verletzt. Von massiven Beleidigungen wie Hurensöhne und finsteren Drohungen ganz abgesehen.
Der Vorwurf: Körperverletzung und Beleidigung
Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Beleidigung wurden dem 32-Jährigen nun vor dem Amtsgericht Lünen zur Last gelegt. Verzweiflung und Scham standen ihm ins Gesicht geschrieben. Er, der sich in der Vergangenheit nie etwas zu Schulden kommen ließ, rang um Fassung. Ohne Erfolg. Irgendwann flossen die Tränen. „Es ist für mich total unverständlich, wie mir so etwas passieren konnte. Ich habe einfach keine Erinnerung. Null.“ Er sei kein Alkoholiker, trinke nicht regelmäßig, vielleicht mal etwas auf einer Feier. Nach der Nacht habe er versucht, das Geschehene gut zu machen, habe Schmerzensgeld gezahlt und sich entschuldigt. Allerdings hätten die Betroffenen seine Entschuldigung nicht angenommen.
Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt
Zwei Polizeibeamte wurden gehört. Einer von ihnen gab an, dass der Selmer in der Nacht nicht den Eindruck gemacht hätte, als wisse er, was er tue. Sein Kollege betonte: „Total weg – würde ich sagen.“ Und: „Nicht Herr seiner Sinne.“ Nach dem Gehörten bemerkte die Strafrichterin: „Ich habe Bedenken, ob hier überhaupt eine Schuldfähigkeit vorgelegen hat.“
Der Anwalt des Angeklagten nannte es „krasse Ausnahmesituation“ und brachte K.O.-Tropfen als Erklärung für alles ins Spiel. In diesem besonderen Fall wurde auf die Einholung eines Gutachtens zur Frage der Schuldfähigkeit verzichtet. Gegen Zahlung von 5000 Euro Geldbuße an das Kinderhospiz Lünen wurde das Verfahren eingestellt.
Lebt im Sauerland und fühlt sich dort überaus wohl. Saß vor über 20 Jahren zum ersten Mal in einem Gerichtssaal, um über einen Prozess zu berichten und hat dabei ihren Traumjob gefunden.
