Mobilität

Fahrraddemo „Kidical Mass“ durch Bork: „Wir brauchen mehr Sicherheit“

Können Kinder in Bork sicher Fahrrad fahren? Nicht nur Annika Lomme und Anja Paechnatz haben da Zweifel. Mehr als 70 Zweirad-Fans haben am Sonntag demonstriert - und Vorschläge gemacht.

Bork

, 25.09.2022 / Lesedauer: 3 min

„Alle Kinder und Jugendlichen sollen sich sicher und selbstständig mit dem Fahrrad und zu Fuß bewegen können.“ So lautet die Forderung des Aktionsbündnisses „Kidical Mass“: ein Kunstwort. Es setzt sich zusammen aus Kids, also Kinder, und Critical Mass. So heißt die internationale Bewegung, die in den Innenstädten gemeinsame Fahrradtouren organisiert, um allein durch die Masse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Bedürfnisse im Straßenverkehr hinzuweisen. Dass diese Bewegung aktuell einen Nerv trifft bei vielen Menschen, hat sich am Sonntag (25. 9.) auch in Bork gezeigt.

Resonanz viel größer als erwartet

„Die Resonanz ist klasse“, sagt Anja Paechnatz und lässt den Blick über die Menge auf dem Vorplatz des Amtshauses wandern: Kleine Kinder mit Trillerpfeifen sitzen entweder auf ihren eigenen kleinen Fahrrädern oder haben es sich in den Transportboxen der zahlreichen Lastenräder bequem gemacht, die ihre Väter und Mütter steuern. Einige lassen sich in Anhängern ziehen, andere thronen hinten im Kindersitz auf dem Gepäckträger. Ein kleiner Junge müht sich, mit seinem Laufrad die richtige Richtung zu behalten. „Mit so vielen Menschen“, sagt Paechnatz, „habe ich nicht gerechnet“. Annika Lomme ebenso wenig. Dass sich auch Seniorinnen und Senioren dem Demonstrationszug angeschlossen haben, freut sie besonders.

„Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger ist ein Anliegen, das alle Generationen verbindet“, sagt der mit 83 Jahren älteste Teilnehmer. Dass es damit in Bork nicht weit her ist, erfahre er jeden Tag. „Denn ich bin hier täglich unterwegs im Dorf.“ Die Autofahrer seien es aber auch. „Und da fehlt die Rücksichtnahme.“

Die Mutter von Linus und Leni ist aus Dortmund-Mengede nach Bork gekommen, um zu demonstrieren. © Sylvia vom Hofe

Der Rentner hat aufgegeben, allein auf die bessere Einsicht der motorisierten Männer und Frauen zu hoffen. Er hat konkrete Vorschläge: „Die Hauptstraße im Ortskern zur Einbahnstraße machen.“ Dann höre es auf mit dem gefährlichen Begegnungsverkehr, der ihn und andere Radfahrer regelmäßig zum unfreiwilligen Absteigen zwinge.

ADFC Selm: „Radwege enden im Nichts“

Helmut Rasche vom ADFC Selm hat einen großen Wunsch: „Zusammenhängende Radwege.“ In Selm gebe es zwar viele Radwege, „aber die meisten brechen irgendwann ab“. Wer mit dem Fahrrad unterwegs sei, müsse dann selbst raten, wie es weitergehen könnte. Auch die Fahrradstraßen und der Tempo-20-Bereich im Borker Ortskern seien lediglich Stückwerk.

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Die Mama von Linus und Leni, die nebeneinander im Lastenrad sitzen und sich Knabbersachen schmecken lassen, ist extra aus Dortmund-Mengede gekommen. „Ob ich in Dortmund oder hier in Bork auf die Straße gehe, ist egal“, sagt sei. Hauptsache die Kinder im Verkehr bekämen eine Stimme, die Gehör findet. Und da sei es gut, wenn möglichst flächendeckend und nicht nur in den Großstädten demonstriert werde. Zwei Anliegen von Kidical Mass gelten ohnehin bundesweit: die Forderung nach breiten, baulich getrennten Radwegen und nach Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit.

Zebrastreifen für Kreisverkehr zeigen: Protest hilft

Die Fahrraddemo durch Bork war 5,5 Kilometer lang. Die Strecke verband die beiden Schulstandorte und die Kitas miteinander und führte auch über den Kreisverkehrsplatz am Lidl, der im Frühjahr 2023 die lange geforderten Zebrastreifen bekommen wird: ein schönes Beispiel, dass sich beharrlicher Protest lohnt, wie Anja Paechnatz sagt. Für andere Gefahrenstellen hoffen sie und die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demo ebenfalls auf ein offenes Ohr von Politik und Verwaltung. Selms stellvertretender Bürgermeister Hugo Brentrup (CDU) gehörte zu den wenigen Ratsmitgliedern, die die Einladung der Initiatorinnen wahrgenommen hatte.

„Uns gehört die Straße“ steht auf den Transparenten, die einige Kinder an ihre Rädchen geklebt haben. Noch ist das nicht so. Deshalb hatten Ordnerinnen und Ordner sowie drei Polizeibeamte den gesamten Zug gesichert. Er endete am Jugendheim an der Weiherstraße.

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