
Bogumila und Wojciech Pajor setzen auf Gurken und Erbeeren, die sie in großen Gewächshäusern anbauen. © Dennis Görlich
Erdbeeren bis Dezember: Durch Innovation zu Besuch beim Präsidenten
Partnerstadt Iwkowa
Mit dem Anbau von Früchten kennen sich Wojciech Pajor und seine Frau aus. Ein unkonventionelles System bescherte der Familie einen Besuch beim polnischen Präsidenten.
Riesige Gewächshäuser stehen auf dem Grundstück von Wojciech Pajor und seiner Frau Bogumila in Selms polnischer Partnergemeinde Iwkowa. Darin wachsen vom Frühjahr bis in den Winter Früchte in einem innovativen System. Dafür wurde die Familie sogar schon in den Präsidentenpalast eingeladen.
Den meisten Menschen sagt der Begriff Hydroponik vermutlich nicht viel. Ein Besuch in den Hallen von Wojciech Pajor bringt in diesem Gebiet schnell Aufklärung: Dort wachsen Erdbeeren ganz ohne die Verwendung von Erde. Die Pflanzen sitzen in einem Rohrsystem, die benötigten Nährstoffe – Phosphor für die Fülle und Kalium für die Struktur der Früchte – werden dem Wasser zugeführt.
So können die Erdbeeren gezielt und effizient versorgt werden, da das System weitestgehend automatisiert funktioniert. Je nach Wetterlage beeinflusst Wojciech Pajor jedoch den Wasserfluss – scheint an einem Tag die Sonne viel, verkürzt er die Intervalle, in denen das Wasser fließt.
50.000 Kilogramm Erdbeeren jährlich
„Dreimal in der Woche wird geerntet“, berichtet Pajor. Dabei haben es seine Mitarbeiter – die allesamt in seinem Elternhaus gleich neben seinem neuen Wohnhaus unterkommen – leichter als beim konventionellen Anbau: Sie können während der Ernte stehen, weil sich die Erdbeeren auf einer rückenschonenden Höhe von 1,30 Meter befinden.

Die Erdbeeren werden kontinuierlich geerntet. Sie wachsen ohne Erde in langen Reihen bis in den Dezember. © Dennis Görlich
Damit die Pflanzen Halt finden, sitzen sie in Vulkangestein aus Tschechien. Ausgangsmaterial dafür ist eine Erde, die auf 970 Grad erhitzt wird und anschließend eine poröse Oberfläche ausbildet, erklärt Pajor. „Das ist wie bei Popcorn in der Mikrowelle.“
Ab Mai wachsen die Pflanzen in den Gewächshäusern. Bis in den Dezember hinein wird geerntet, wenn es kälter wird, werden die empfindlichen Pflanzen durch eine Folie geschützt.
Als Wojciech Pajor und seine Frau das Geschäft in den 1990ern von seinen Eltern übernahmen, gab es in den Gewächshäusern nur eine andere Frucht, die dort schon seit 1976 angebaut wurde: die Gurke. „Wir haben damals ein Gewächshaus übernommen, mittlerweile sind es sieben Stück“, sagt Bogumila Pajor stolz. Heute erntet das Familienunternehmen jährlich durchschnittlich 50.000 Kilogramm Erdbeeren und 340.000 Kilogramm Gurken.
Verdienstabzeichen vom Präsidenten
Für das 2014 installierte und in Kleinpolen einzigartige Hydroponik-System wurde Wojciech Pajor zwei Jahre später ausgezeichnet. Von Präsident Andrzej Duda persönlich erhielt er nicht nur einen Pokal samt Urkunde für den zweiten Platz eines nationalen Wettbewerbes, sondern wurde auch mit dem Verdienstabzeichen für Landwirtschaft geehrt.

Auch die Gurken werden über Rohrsysteme mit Wasser versorgt. © Dennis Görlich
Wie in Deutschland auch, kann der Bedarf an Früchten in Polen nicht allein durch den heimischen Anbau gedeckt werden. So muss auch Wojciech Pajor mit Importware aus Spanien oder Marokko konkurrieren. Seine Ware aus der Region ist aber gefragt – und preislich können die Erdbeeren aus Iwkowa mit der Konkurrenz mithalten, sagt Pajor.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
