Einer der wärmsten September aller Zeiten Droht Gefahr für die Lippe?

Einer der wärmsten September aller Zeiten: Droht Gefahr für die Lippe?
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Die Emschergenossenschaft Lippeverband (EGLV) blickt auf einen außergewöhnlich warmen September zurück. Fachleute der EGLV haben die Sonnenstunden und Niederschlagsdaten des vergangenen Monats ausgewertet. Das Ergebnis: Ein „goldener Herbstanfang an Emscher und Lippe“. Die Sonne habe sich überdurchschnittlich häufig gezeigt.

Insgesamt hat der Lippeverband im Emscher-Lippe-Gebiet 249 Sonnenstunden im September gemessen. Damit liegt der Monat auf Platz Zwei der sonnenreichsten September und war außerdem der fünftwärmste seit 1931. Mit durchschnittlich 18,3 Grad Celsius war es sommerlich warm und fast drei Grad wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1931 bis 2023.

Bei solch warmem Wetter stellen sich einige Fragen. Haben diese hohen Temperaturen Auswirkungen auf die Lippe?

Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft Lippeverband, kann Entwarnung geben. Die Gefahr, dass die Lippe austrocknet, sei verschwindend gering. „Wir haben im September keine großartigen Ausschläge festgestellt“, sagt er. „So etwas ist natürlich nicht vergleichbar mit den Dürresommern der letzten Jahre, in denen der Wasserstand von Flüssen deutlich gesunken ist.“

Die Lippe werde allerdings nicht so schnell Wasser verlieren. „Das liegt an den vielen Nebenkanälen, die an der Lippe entlanglaufen“, sagt Ilias Abawi. „Aus denen kann bei Bedarf einfach Wasser der Lippe hinzugefügt werden.“ Daher bestehe zumindest für die Lippe keine akute Austrocknungsgefahr.

Lippe profitiert von Kanälen

Ausblick auf die Lippe in Bork.
Die Lippe, hier in Bork, fließt durch Lünen, Selm, Olfen und Werne. © RN-Archiv

Oder gibt es andere Bedrohungen? Erst vor Kurzem hat sich ein großes Fischsterben in der Stever bei Haltern ereignet. Als Grund dafür wird ein erhöhtes Algenaufkommen durch zu warmes Wasser vermutet, das zu einem niedrigen Sauerstoffgehalt geführt hat. Droht so etwas auch in der Lippe? Ilias Abawi sagt ganz klar: nein. Auch dafür seien die Nebenkanäle der Lippe hilfreich, die neues Wasser in die Lippe speisen können.

Ilias Abawi macht aber klar, dass solche Ereignisse wie Fischsterben nicht ungewöhnlich sind. „Das ist gelinde gesagt ganz einfach Natur. Zumindest bei Flüssen, die über keine Nebenarme verfügen. Durch die Wärme passiert das immer öfter.“

Viel Regen an vier Tagen

Der Lippeverband hatte aber nicht nur ungewöhnlich viele Sonnenstunden gemessen. Auch die Regenmenge im September wurde dokumentiert. Demnach fiel im Emscher-Gebiet mit einer Niederschlagshöhe von rund 55,5 Millimetern weniger Regen als im Durchschnitt der vergangenen 130 Jahre (ca. 65 Millimeter). Im Lippe-Gebiet hingegen regnete es mit 74,9 Millimetern knapp 11 Millimeter mehr als im Durchschnitt.

Auffällig war, dass ein Großteil des Niederschlags im September an nur vier Tagen fiel: am 11., 12., 16. und 21. September.

Der Klimawandel sorgt also nicht nur für Dürreperioden, sondern auch für Starkregenereignisse auf zeitlich sehr engem Raum. „Das Problem ist, dass beide Ereignisse stark in entgegengesetzte Extreme gehen. Damit müssen wir mittlerweile leben“, sagt Ilias Abawi. „Ein Mittel aus beiden wäre perfekt. Denn Dürre ist für die Fische gefährlich, Starkregen mehr für uns Menschen.“

Auch der Deutsche Wetterdienst nennt den vergangenen September als wärmsten in NRW seit Beginn der Wetteraufzeichnung. An überdurchschnittlich vielen Tagen zeigte das Thermometer über 30 Grad. Die Sonne schien in NRW etwa 230 Stunden, das entspricht einem Plus von 70 Prozent verglichen mit dem Sollwert (135 Stunden).