Ehepaar Neujahr heiratete an Neujahr vor 25 Jahren „Liebe findet immer einen Weg“

Ehepaar Neujahr heiratete an Neujahr vor 25 Jahren: „Verliebt wie damals“
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Der Spruch hatte eigentlich alles, um Mathias ein Leben als Junggeselle zu garantieren. „Wenn ich mal heirate“, hatte er mit Anfang 20 gerne gesagt, „dann nur zu Neujahr.“ Wohl wissend, dass der 1. Januar zu den neun gesetzlichen Feiertagen in Deutschland zählt, die in allen Bundesländern gelten, und dass auch im Ausland an diesem ersten Kalendertag eines Jahres die meisten Türen geschlossen bleiben. Dass sich für ihn und seine großen Liebe Sandra die Tür zum Standesamt im Amtshaus Selm-Bork dennoch am Neujahrstag 1999 öffnete, hat er seinem Nachnamen zu verdanken: Neujahr.

Die magische Liebesgeschichte des Selmer Maschinenführers mit dem seltenen Nachnamen und der Castrop-Rauxeler Einzelhandelskauffrau, die ursprünglich Brummer hieß, begann drei Jahre zuvor im Magic 3, der weit über Selm hinaus bekannten Disco. Und fast wäre sie dort auch schon wieder zu Ende gewesen.

Beide sitzen am 29. Dezember 2023 gemeinsam im Auto, um letzte Besorgungen zu machen vor der großen Party zur Silberhochzeit. Sie lachen, als Sandra Neujahr am Telefon von ihrem ersten Treffen erzählt. Sympathisch waren sie sich sofort: die dunkelhaarige Frau mit dem strahlenden Lächeln und der Großgewachsene schlanke Mann. Dass er der Richtige sein würde für sie, ahnte sie von Anfang an. „Ich schrieb ihm meine Telefonnummer auf den Bierdeckel.“ Doch dann passierte erst einmal gar nichts.

Telefonnummer auf Bierdeckel

Das Telefon blieb still. Der damals 22-Jährige rief seine gleichaltrige Disco-Bekanntschaft einfach nicht zurück. Da hatte Mathias aber weder mit der Hartnäckigkeit seiner Künftigen noch mit der Nachhilfe seiner Mutter gerechnet. Als er sich nicht bei Sandra meldete, hat sie einfach ihn angerufen und dessen Mutter erreicht. Die ließ dann nicht locker, bis sich ihr Sohn verabredete. Das war die Initialzündung. Danach ließen die beiden nicht mehr voneinander. Und nachdem sich Mathias anfangs beim Telefonieren so zurückgehalten hatte, machte er jetzt sogar den Heiratsantrag am Telefon. „Da habe ich vor Aufregung einfach aufgelegt, ohne etwas zu sagen“, erzählt seine Sandra und lacht.

Bei der Sache mit dem Standesamt half Mathias Onkel. „Der kannte als Busfahrer fast jeden in Selm“ - auch den damaligen Stadtdirektor Dr. Peter Vaerst. Als er ihm von dem besonderen Neujahrswunsch erzählte, zögerte der keinen Moment. „Liebe findet eben immer einen Weg“, sagt die Silberbraut rückblickend. Auch Standesbeamtin Birgit Wulfert war sofort dabei - allerdings unter einer Bedingung. Die Trauung am Tag nach Silvester dürfe erst am Nachmittag stattfinden. „Als wir das Amtshaus damals wieder verließen, war der Himmel wunderbar rot gefärbt“, erinnert sich die damalige Braut: ein gutes Omen für die Ehe.

Eine durchschnittliche Ehe in Deutschland dauert nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) von Juni 2023 genau 15,1 Jahre - und das ist schon ein Erfolg. Die Zahl der Scheidungen ist damit seit 2012 mit Ausnahme des Jahres 2019 kontinuierlich gesunken. Silberhochzeit feiern zu können, ist dennoch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Erst recht, dabei noch immer so glücklich zu sein wie die Neujahrs.

Fast auch ein Neujahrsbaby

„Klar fliegen bei uns auch mal die Fetzen“, sagt Sandra Neujahr, und wieder ist im Auto das Lachen der Zwei zu hören. Aber das Glück der Liebe wiege das allemal auf. Ihr Geheimnis: „Miteinander reden.“ Man müsse schließlich wissen, was den anderen bewegt oder stört. Auch wenn es wichtig sei, sich Freiräume zu lassen, machen die Neujahrs doch am liebsten alles gemeinsam: etwa lange Spaziergänge zwischen Ruhrgebiet und Münsterland und Tanzen - am liebsten zu Hits der 90er-Jahre wie damals im Magic. „Sogar wenn es nur darum geht, mal schnell in den den Baumarkt zu fahren, machen wir das lieber zu zweit“, sagt sie. Die Leidenschaft für Weihnachtsmarktbesuche teilen sie mit Tochter Loisa.

Loisa Neujahr mit ihren Eltern. Fast wäre das Kind der Neujahrs ein Neujahrsbaby geworden. Inzwischen wohnt die junge Frau in Olfen.
Loisa Neujahr mit ihren Eltern. Fast wäre das Kind der Neujahrs ein Neujahrsbaby geworden. Inzwischen wohnt die junge Frau in Olfen.

Ein Jahr nach der Hochzeit kam sie zur Welt und machte das Glück des Paares perfekt. Fast wäre das Kind der Neujahrs ein Neujahrsbaby geworden und damit zugleich ein Millennium-Baby. „Der Geburtstermin lag auf dem Jahreswechsel“, erzählt Sandra Neujahr. Loisa hielt sich aber nicht daran und kam früher zur Welt: am 17. Dezember.

Nachdem die Neujahrs gebaut hatten, waren sie mit Loisa von Selm nach Waltrop gezogen. Dort haben sie zusammen mit ihrer Tochter, die inzwischen in Olfen lebt, und mehr als 40 Verwandten, Freunden und Nachbarn eine ganz besondere Silvesterparty gefeiert. Als um 12 Uhr nachts die Sektkorken knallten, stießen alle auf 25 Jahre Eheglück an. Und die ganze Welt gratulierte mit einem Freuden-Feuerwerk zu ihrem Neujahrsfest.

Als die kleine Loisa geboren wurde, war das auch ein Thema in den Ruhr Nachrichten in Selm. Schließlich kam Loisa wenige Tage vor Weihnachten 1999 zur Welt. Die Eltern hatten schon ein Jahr zuvor Schlagzeilen gemacht wegen ihres ungewöhnlichen Hochzeitstermins auf Neujahr.
Als die kleine Loisa geboren wurde, war das auch ein Thema in den Ruhr Nachrichten in Selm. Schließlich kam Loisa wenige Tage vor Weihnachten 1999 zur Welt. Die Eltern hatten schon ein Jahr zuvor Schlagzeilen gemacht wegen ihres ungewöhnlichen Hochzeitstermins auf Neujahr. © Neujahr