Förster Elmar Berks hat die Lage des Cappenberger Wald genau im Blick. Immer mit dabei: Hündin Pina.

Förster Elmar Berks hat die Lage des Cappenberger Wald genau im Blick. Immer mit dabei: Hündin Pina. © Sophie Schober

Dürre im Cappenberger Wald: Warum Totholz zur Lebensgefahr werden kann

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Die anhaltende Dürre hat dem Cappenberger Wald zugesetzt. Etliche, vor allem alte Bäume sind geschädigt und teilweise abgestorben. Und die machen den Besuch im Forst derzeit lebensgefährlich.

Selm

, 09.09.2022, 14:25 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Spaziergang durch den Cappenberger Wald fühlt sich dieser Tage an, als hätte der Herbst schon Einzug gehalten: Die Bäume verlieren Laub, die Blätter liegen auf dem Waldboden, bei jedem Schritt raschelt es. Doch bis die Bäume ihre Blätter verlieren, ist es eigentlich noch eine Weile hin. Die Hitze und die anhaltende Dürre der vergangenen Wochen ist Grund dafür, dass die Gehölze ihr Laub bereits jetzt abgeworfen haben, damit das wenige Wasser nicht weiter verdunstet und sich der Baum selbst schützen kann.

Wald kämpft mit anhaltender Trockenheit

Die Lage des Cappenberger Waldes ist besorgniserregend, sagt Förster Elmar Berks. Seit 2018 muss der Forst mit langen Dürreperioden zurechtkommen und ist enormer Hitze in den Sommermonaten ausgesetzt. Während all der Jahre gab es kaum Monate der Entspannung. „Ein Jahr Trockenheit kann der Wald gut verkraften, mehr aber auch nicht“, sagt Elmar Berks. Neu ist es aber nicht, dass der Wald unter den klimatischen Veränderungen in den hiesigen Breitengraden leidet. „Das wissen wir schon seit Jahrzehnten“, sagt der Förster des Grafen von Kanitz.

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Seit einigen Jahren konnten sich die Grundwasserspeicher nicht richtig auffüllen. Und der Boden im Cappenberger Wald – Pseudogley – tut sein Übriges. Denn die Schicht gut 80 Zentimeter unter der Oberfläche versperrt dem Wasser und auch den Wurzeln den Weg, wie Elmar Berks erklärt. Die Eiche mit ihren tiefen Wurzeln könne sich durch diese Schicht kämpfen und auf die darunterliegenden Wasservorkommen zurückgreifen. Die Buche hingegen könne das nicht, sie wurzelt flacher und ist somit für Trockenheit und Stürme noch anfälliger. Die immer schlechter werdende Waldgesundheit hat auch Folgen für die Besucher.

Ein Blick in die Baumkronen des Cappenberger Forstes offenbart viel Totholz – das kann zur Gefahr für Spaziergänger werden.

Ein Blick in die Baumkronen des Cappenberger Forstes offenbart viel Totholz – das kann zur Gefahr für Spaziergänger werden. © Sophie Schober

Totholz ist Gefahr für Menschen

„Wir haben im Wald sehr viel Totholz, wir kommen kaum hinterher, alles zu beseitigen“, erklärt Elmar Berks. Und das ist nicht ohne. „Gerade ist es lebensgefährlich, in den Wald zu gehen“, erklärt er. Grund sind die toten Äste an den Bäumen – vor allem in den Baumkronen. Die können jederzeit herunterfallen und auch Menschen treffen. Der Förster setzt an dieser Stelle aber auf die Eigenverantwortung. „Der Besuch des Waldes ist immer auf eigene Gefahr und es ist jetzt sehr ratsam, Augen und Ohren offen zu halten.“ Wege sperren will der Forstbetriebsleiter aber nicht. „Wir haben aktuell keine Kapazität, das Totholz komplett zu beseitigen, um die Wege auch wieder freigeben zu können“, sagt er.

Heimische Bäume verschwinden

Maßnahmen, die Gesundheit des gut 100 Hektar großen Waldes in Cappenberg kurzfristig zu verbessern, gebe es nicht. „Bewässern ginge nur mit dem Helikopter und das ist weder wirtschaftlich noch nachhaltig“, so der Förster. Langfristig helfe nur, den Baumbestand zu verändern. „Die Buche, die hier eigentlich heimisch ist, kommt in der älteren Generation mit den Umständen nicht so gut klar. Sie wird bei anhaltender Trockenheit langsam aus den Beständen verschwinden“, blickt Elmar Berks voraus. Für sie rücken anderen Baumarten nach, wie die Erle.

Ein Blick in den Wetterbericht der kommenden Tage gibt dem Förster zumindest ein wenig Hoffnung. Es soll regnen, doch ob die Menge ausreicht, ist unklar. „Am besten regnet es ein Jahr durch“, sagt Elmar Berks scherzhaft.

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Welche Entwicklung der Cappenberger Wald in den kommenden Jahren nimmt, kann der Förster nicht genau sagen. Eine schnelle Erholung der Situation sieht der Wald-Experte aber nicht. „Die Auswirkungen, unter denen der Wald aktuell leidet, kann in den kommenden zehn Jahren nicht kompensiert werden.“ Ein Waldsterben wie im Sauerland fürchtete Elmar Berks aber nicht. „Der Cappenberger Wald wird sich aber verändern.“

Schon jetzt werden einige tote Bäume im Wald gefällt, wenn sie noch verkauft werden können. Der Großteil des toten Holzes bleibt aber im Forst.

Schon jetzt werden einige tote Bäume im Wald gefällt, wenn sie noch verkauft werden können. Der Großteil des toten Holzes bleibt aber im Forst. © Sophie Schober

Waldwege im Winter gesperrt

Ein Teil der toten Bäume wird im Winter aus dem Wald geholt. Dann rücken die Forstwirte mit ihren Maschinen an und fällen Bäume. „Wenn sie nah an den Wegen stehen und eine Gefahr sind, werden die toten Bäume gefällt. Wir fällen aber auch absterbende Bäume, deren Holz wir noch verkaufen können, um es einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen. Auch das ist Klimaschutz.“ Gefällt werden aber auch gesunde und junge Bäume, die im Zuge von Pflegeeingriffen genutzt werden, um den Wald stabiler für die Zukunft zu machen. Insgesamt sollen gut 4000 Festmeter Holz geerntet werden. „Dann müssen sich die Menschen in jedem Fall auf gesperrte Waldwege einstellen.“

Denn entgegen den stillgelegten Wäldern haben wir nur in bewirtschafteten Wäldern Naturschutz, Biodiversität und Holznutzung auf einer Fläche und tragen dazu bei, CO2 dauerhaft zu binden und damit ein Stückweit dem Klimawandel entgegenzuwirken

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