Vor 15 Jahren war der Ternscher See in Selm einmal so stark zugefroren, dass Schlittschuhläufer dort ihre Bahnen gefahrlos ziehen konnten. Jetzt sieht die Situation trotz der klirrenden Kälte gänzlich anders aus. Denn auch wenn die Temperaturen aktuell nachts nicht über -5 Grad klettern und tagsüber nur knapp über 0 Grad liegen, plätschert das Gewässer in Selm leicht im Wind dahin.
Anders ist da die Lage etwa am Ententeich nahe der Pfarrkirche St. Ludger oder am Schloss Sandfort. Dort haben sich durch die geringere Wassertiefe bereits dünne Eisschichten gebildet. Und genau die können zur Gefahr werden, warnt die DLRG.

Gerade in den ersten kalten Tagen sei das Eis oft noch nicht tragfähig. Laut dem Rettungsdienst sollten Seen erst bei einer Eisdicke von 15 Zentimetern betreten werden und fließende Gewässer sogar erst ab einer Eisdicke von 20 Zentimetern. Das ist in Selm derzeit nicht der Fall.
Die DLRG hat die Lage speziell am Ternscher See aber genau im Blick. „Wenn es zufriert, sind wir vor Ort“, erklärt Jan Weißmann, Leiter des Wasserrettungsdienstes. Aktuell sei das Gewässer durch die regenreichen Wochen nur „gut befüllt“. Mehr als normal, sagt Weißmann. Falls es doch noch einmal zufriert, können vor allem die Randbereiche gefährlich werden. Nicht etwa, weil dort Einbruchgefahr besteht, sondern die vereisten flacheren Stellen einige dazu animieren könnten, weiter auf den See zu gehen, erklärt der DLRG-Leiter. Und genau dort ist durch die Wassertiefe dann keine sichere Standfestigkeit mehr geboten.
Der See wird auch durch Grundwasser gespeist. Das wird vor allem dann sichtbar, wenn das komplette Gewässer vereist ist. „Man sieht dann immer, wo die Quellen hochkommen. Dort bilden sich kreisrunde Ringe“, erklärt Jan Weißmann. Dort sei das Eis dann auch immer viel dünner als noch am Rand, wo die Fläche einen Menschen halten könnte.

Gerade kleinere Teiche, wie etwa nahe des Freibades in Selm oder in Netteberge, sind ebenfalls potenzielle Gefahrenquellen. „Das liegt abseits der Laufkundschaft, wo man nicht mal eben schnell Hilfe bekommt“, so der DLRG-Sprecher. Und dort befinden sich meist auch keine Rettungsmittel - außer das, was die Natur vor Ort hergibt. Anders sieht es da am Ternscher See aus. Nahe des Angelheims liegen Leinenmaterial, eine Holzleiter und auch ein Boot bereit. „Wenn da jemand einbricht, kann man sich das einfach nehmen“, betont Jan Weißmann.
Falls es wirklich einmal zu solchen Rettungsaktionen an zugefrorenen Gewässern kommt, sei es wichtig, dass Helfer nicht blind hinterherlaufen, so der DLRG-Leiter. „Dann können wir uns nämlich sicher sein, dass am Ende zwei Personen im Wasser liegen.“ Am besten solle man den Eingebrochenen etwas reichen - einen dicken Stock beispielsweise. Oder eben professionelles Rettungsmaterial, falls vorhanden. „Wenn man unbedingt drauf muss auf das Gewässer, sollte man sich flach machen. Denn dadurch vergrößern wir unsere Körperfläche“, rät Weißmann.
Die DLRG hat zudem weitere Tipps bei Gefahrenlagen in einer Mitteilung veröffentlicht:
- Drohst du einzubrechen, dann lege dich flach aufs Eis und robb Richtung Ufer.
- Gehe niemals alleine aufs Eis.
- Sollte das Eis knacken oder knistern, verlasse das Eis sofort.
- Ruf bei Gefahr die 112 an, denn Unterkühlungen können lebensbedrohlich sein.
Gefahr auch an überfluteten Flächen
Wenn der Ternscher See wirklich so dick zugefroren ist, dass sich Menschen gefahrlos drauf bewegen können, würde es übrigens auch eine Freigabe von der Stadt geben, so Weißmann. 2021, als es den letzten richtigen Wintereinbruch gab, war das nicht der Fall. Vor drei Jahren hatte sich auf großen Teilen des Gewässers eine Eisdecke gebildet.
Die Verwaltung sprach daraufhin eine Warnung an die Bevölkerung aus, den See nicht zu betreten. Stadtsprecher Malte Woesmann sagte damals, dass die Eisdecke so dünn sei, dass sie nicht tragfähig ist. Ein bis zwei Mutige hatten es trotzdem gewagt, den zugefrorenen See zu betreten, erinnert sich Jan Weißmann. Passiert sei 2021 zum Glück nichts.
Generell musste die Eisrettung in den vergangenen Jahren sehr selten ausrücken, so der DLRG-Leiter. Das lag vor allem an den vielen milderen Wintern. Ein tödlicher Unfall, wo jemand nicht lebend aus dem Eis gerettet werden konnte, sei in Selm bestimmt schon 30 Jahre her, schätzt Weißmann.

Derzeit geht aber nicht nur von lange bestehenden Gewässern eine Gefahr aus.
„Durch das vorangegangene Hochwasser ergibt sich ein zusätzliches Risiko: Bei Eisflächen, die sich in überfluteten Bereichen bilden, ist oft nicht erkennbar, was sich unter dem Eis befindet. Dies kann an der einen Stelle eine überflutete Wiese sein und schon ein paar Meter weiter ein Bach. Dort ist die Eisfläche dann oft sehr viel dünner und die Gefahr einzubrechen steigt“, schreibt der DLRG in einer Pressemitteilung. Eine solche Fläche ist in Selm etwa nahe des Ternscher See auf einem Feld zu finden. Dort hat sich durch die Kälte sogar schon eine weiße Schicht gebildet.