Bürgermeister besuchte Unterkunft

Diese Probleme haben Flüchtlinge - Stadt will helfen

20 Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika sind vor vier Wochen eingezogen und leben seitdem in der ehemalige Kita Drachenstark an der Körnerstraße in Selm. Als nun eine Delegation der Stadt Schwerte zu Besuch war, konnten sie ihre Probleme ansprechen. Welche das sind und wie die Stadt helfen will, erfahren Sie hier.

SELM

, 26.03.2015 / Lesedauer: 3 min

Sylvia Engemann im Gespräch mit Kino Amed: Der Mitbewohner von Claude Q. spricht sehr gut Englisch und konnte sich so einigermaßen mit Engemann, Wolfgang Strickstrock und Mario Löhr von der Stadt Selm unterhalten.

Zwölf arabische und kurdische Flüchtlinge sowie acht junge Menschen aus Afrika leben in der ehemaligen Kita hinter der Sporthalle. Bürgermeister Mario Löhr, Beigeordnete Sylvia Engemann und Wolfgang Strickstrock, Leiter des Sozialamtes, brachten ihnen einen Präsentkorb.

Der war nur Nebensache. „Es ist nett, dass man uns Bio-Hirse oder andere nette Dinge schenkt - aber das ist nicht das, was wir wirklich brauchen“, sagte Amed Kino nach dem Besuch. Er stammt aus Syrien, spricht fließend Englisch und war darum eines der Sprachrohre für die Flüchtlinge, die hier vornehmlich aus Syrien stammen.

Das waren einige ihrer Anliegen:

Wir müssen komplizierte Formulare ausfüllen, die wir nicht verstehen. Im Jobcenter des Kreises, wo uns freundlicherweise Hilfe angeboten würde, sprechen viele Mitarbeiter kein Englisch. Löhr trifft sich am Donnerstag mit dem Leiter des Jobcenters. Er wolle dieses Problem ansprechen. Eine Idee ist, englischsprachige Mitarbeiter zu einer Art Sprechstunde in die Unterkünfte kommen zu lassen. Vielleicht eine Option.

Wir sind 24 Stunden, sieben Tage der Woche in der Unterkunft: Können wir nicht zum Beispiel einmal in der Woche nebenan in die Sporthalle? Löhr sieht ein, dass den Bewohnern die Decke auf den Kopf fällt. Problem: Es müsste einer einen Übungsleiterschein vorweisen. Die Stadt will nun Übungsleiter suchen, die ehrenamtlich oder gegen eine Aufwandsentschädigung eine Hallenzeit betreuen.

Wir würden uns WLAN wünschen. Alle nutzen ihre Smartphones, zahlen dafür aber pro Person 30 Euro für SIM-Karte und Datennutzung. Warum kein WLAN, das alle nutzen können? Bezahlen wollen wir es gerne. Löhr sagt, bei einem WLAN gehe es ja nur um Kleckerbeträge. Das Problem: Die Stadt muss sich rechtlich absichern.

Wir würden gerne Sprachkurse belegen und Deutsch lernen. Aber wenn welche angeboten werden - meistens beim Multikulti-Forum in Lünen -, dann sind da Teilnehmer mit unterschiedlichen Voraussetzungen, zum Teil auch mit ihren Kindern. So entsteht kein gutes Lernklima. Engemann sagt, dass sie von Michael Reckers, dem Leiter der Volkshochschule, übermitteln dürfe, dass nach den Osterferien neue Kurse für Erwachsene beginnen. In Selm.

Wir würden gern etwas zum Abdunkeln der Fenster haben. Jalousien oder einfache Vorhänge würden reichen. Die Stadt kann nicht einfach Vorhänge aufhängen. Brandschutz- und Hygienevorschriften stehen dagegen. Das Problem: Wenn ein Allergiker im Zimmer ist, bekommt die Stadt Probleme. Aber Wolfgang Strickstrock hat eine Idee für eine, wie er sagt, unbürokratische Lösung.

Nach etwa einer Stunde machten sich Engemann, Löhr und Strickstrock auf zum nächsten Termin: In Strichstrocks Auto standen noch Präsentkörbe für die Cappenberger und die Borker Flüchtlinge. Und wahrscheinlich trafen sie auch dort auf viele weitere Probleme, die mit Bürokratie zu tun hatten.

Unterschiedliche Verweildauern in Deutschland

In der neuen Selmer Unterkunft leben zurzeit 23 Menschen: 15 in dem einen, dem größeren Gebäudeteil, 8 in dem anderen Trakt. Die 15 Bewohner kommen aus Syrien, Ägypten, Indien und Bangladesh, die anderen acht aus verschiedenen Ländern Afrikas. Sie haben unterschiedliche Verweildauern in Deutschland: Einige der Bewohner sind erst seit Jahresende 2014 in Selm, einige schon seit anderthalb Jahren.

Kurz nach der Abfahrt der Stadtspitze vom Termin in Selm fuhr ein Wagen der Stadtwerke Selm vor. Drei Männer stiegen aus: Sie haben eine Arbeitserlaubnis und sind für die Stadtwerke in den städtischen Grünanlagen und auf Spielplätzen tätig. Sie verdienten dabei nur einen Euro pro Stunde, aber die Arbeit mache Spaß und sie hätten Beschäftigung - das bestätigten alle drei.