Der Mann, der den Cappenberger Klaren in die Gegenwart rettete, würde 100 Jahre alt

© Peter Kreutzkamp

Der Mann, der den Cappenberger Klaren in die Gegenwart rettete, würde 100 Jahre alt

rnKarl-Heinz Kreutzkamp

Ob nach dem 30-jährigen Krieg oder zu Zeiten des Freiherrn vom Stein: Cappenberger stoßen mit Hochprozentigem von Kreutzkamp an. Dass das auch heute noch so ist, ist einem Mann zu verdanken.

Cappenberg

, 04.12.2018, 15:39 Uhr / Lesedauer: 2 min

Karl-Heinz Kreutzkamp würde an diesem 5. Dezember 100 Jahre alt werden. Er war es, der nach dem Zweiten Weltkrieg das Geschäft der Traditions-Brennerei wieder angekurbelt hat - mit einem Weizenkorn. Sohn Franz-Peter Kreutzkamp weckt die Erinnerung daran - mit einem Blick ins Familienalbum und mit einer Neuauflage des Klaren.

Inzwischen Brennmeister: Karl-Heinz Kreutzkamp an der Schrotmühle.

Inzwischen Brennmeister: Karl-Heinz Kreutzkamp an der Schrotmühle. © Peter Kreutzkamp

Es sind unruhige Zeiten, in die Karl-Heinz Kreutzkamp geboren wird. Der Junge, dessen Eltern Franz und Franziska einen Bauernhof, eine Brennerei und eine Gastwirtschaft führen, macht 1934 die Mittlere Reife und absolviert eine landwirtschaftliche Ausbildung, als der Zweite Weltkrieg heraufzieht. Reichsarbeitsdienst ab 1936 und Soldatenzeit bis zur Kriegsgefangenschaft Anfang 1945 verhindern zunächst Kreutzkamps Eintritt in den elterlichen Betrieb, obwohl er bereits 1941 formell den Betrieb übernommen hat. 1945 beginnt er mit dem Wiederaufbau der Landwirtschaft und der Gaststätte - und bildet sich weiter.

„Hier an Krützkamp`s Tresen ist die Welt so schoin. Hier kannst du genesen, ja, wi drinkt noch een! Aolle Cappenbiärger, kriggst du niemaols klein, mak us kinen Iärger, jau, wi drinkt noch een. Cappenbiärger Dernkes kannst du di beseih`n, wat hebbt de för Beenkes, jau, wi drinkt noch een. Minna, giff en Mühlken, büst nich mähr to klein, häff noch Geld in`t Bühlken, jau, wi drink noch een! Wie gaoht nich nao Huse, sind noch lang nich vull. Krieg ik`s nich, kriggst du se, jau, dann wärd`ik vull.“
Dr. Fritz Schulze Wischeler

Kreutzkamp lässt sich 1948 in der Nachbarstadt Werne zum Brennmeister ausbilden - ebenfalls in einem Traditionsbetrieb. Die Brennerei Moormann wurde 1773 gegründet. So vorbereitet, nimmt der inzwischen 33-Jährige 1951 die Familien-Brennerei wieder in Betrieb - mit drei Produkten: Korn, Doppelkorn und einem Kräuterlikör, der heute als „Cappenberger Tröpfchen“ bekannt ist. Zunächst besteht ein Brennrecht von 12.900 Liter Weingeist, das bis 1976 wieder auf 60.000 Liter ausgedehnt wird. Auf den Etiketten steht „Karl-Heinz Kreutzkamp – Cappenberg bei Lünen“. Noch bekannter als der Schriftzug ist aber die Zeichnung daneben: der gemütlich winkende Mann mit blauem Kittel und blauer Mütze.

Das Jahr 1959 stellt eine Zäsur dar

1954 ist ein Jahr zum Feiern: Die Brennerei Kreutzkamp, die kurz nach dem 30-jährigen Krieg die Brennrechte erworben hat, feiert ihren 300. Geburtstag. Nur fünf Jahre später kommt es zur Zäsur: Der landwirtschaftliche Strukturwandel und eine dringend notwendige Modernisierung der Brennerei zwingen Kreutzkamp 1959 zum Verkauf der Traditions-Gaststätte. Karl Ebrecht, der in Lünen für Coca Cola produziert, erwirbt das mächtige Fachwerkgebäude mitten im Ort. Der Erlös fließt in neue Brenntechnik und in eine große Stallung für 60 Milchkühe und für die Rindermast. Die Wiederkäuer bekommen Spezialfutter: die Maischreste aus der Brennerei. Als Ausgleich für den Verlust der Gaststätte richtet Kreutzkamp in der Brennerei eine Probierstube mit Hofladen ein.

Das alte Brennereigebäude (l.) ist heute nur noch Erinnerung.

Das alte Brennereigebäude (l.) ist heute nur noch Erinnerung. © Peter Kreutzkamp

So läuft der Betrieb bis 1976. Dann zwingen die geänderten Bedingungen zur Aufgabe der eigenen Brennerei, wie Sohn Peter Kreutzkamp rückblickend berichtet. Der heranrückenden Wohnbebauung machen schließlich die Brennereigebäude und das Hofgelände Platz. Was bleibt, ist die Herstellung von Schnäpsen und Likören im eigenen Verschneidebetrieb. Der dafür benötigte Alkohol kommt aus der Brennerei der Deutschen Kornbranntwein-Vermarktungsgesellschaft in Lüdinghausen, zu deren Gründungsgesellschaftern die Familie Kreutzkamp seit 1928 gehört. Karl-Heinz Kreutzkamp stirbt am 2. April 1986 nach einer kurzen schweren Erkrankung im Alter von 67 Jahren.

Klarer Weizen, wie ihn der Freiherr schon trank

Als sich das Geburtsjahr seines Vaters zum 100. Mal jährt, gibt Peter Kreutzkamp „Kreutzkamp’s Münsterländer Korn Edition 100“ heraus: einen klaren Kornbrand, der über Jahrhunderte das Aushängeschild des Betriebes war.

Peter Kreutzkamp hat den 100. Geburtstag seines bereits verstorbenen Vaters zum Anlass genommen, den klassischen Klaren in einer Jubiläumsedition herauszubringen.

Peter Kreutzkamp hat den 100. Geburtstag seines bereits verstorbenen Vaters zum Anlass genommen, den klassischen Klaren in einer Jubiläumsedition herauszubringen. © Günther Goldstein

Davon, sagt der heutige Eigentümer, der zugleich Heimatforscher ist, habe auch schon der Freiherr von und zum Stein genossen, wenn er bei Kreutzkamps einkehrte und auf seinem Stammplatz am offenen Kamin in der Diele saß. Wer den Kornbrand heute kosten will, kann den Adventsmarkt am Schloss Cappenberg besuchen am 15. und 16. Dezember.

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