
Einer der Haupt-Acts beim Stadtfest war Schlagersänger Olaf Henning. Für das Fest zahlte die Stadt Selm drauf. © Jürgen Weitzel
Defizit nach Stadtfest 2022 steht fest: Was die Stadt Selm zuschießen muss
Stadtfest
Mit Milow und Olaf Henning standen beim Stadtfest 2022 bekannte Künstler auf der Bühne. Das hatte seinen Preis. Manch einem waren die Eintrittspreise zu teuer. Jetzt steht das Defizit fest.
Die erste große Selmer Party nach der Corona-Zwangspause hatte ihren Preis. 30 beziehungsweise 35 Euro kostete der Eintritt zu den beiden Stadtfest-Konzerten auf dem Selmer Campus-Platz. Top-Acts waren am Samstag der belgische Singer-Songwriter Milow und am Freitag der Schlagersänger Olaf Henning: namhafte Künstler, die ihren Preis haben. Für manche war der zu hoch. Sie blieben zu Hause. Zwar konnten sich die Veranstalter an beiden Konzertabenden über gute Stimmung freuen. Dass die Bilanz am Ende nicht so gut ausfallen würde, war aber auch schnell klar. Jetzt besteht Gewissheit.
Stadt Selm weist ein Defizit von 68.000 Euro aus
Die Abrechnungen liegen mittlerweile vor. Auf Anfrage der Redaktion gibt Selms Sprecher Malte Woesmann einen Einblick. Das für das Stadtfest angesetzte Budget für die gesamte Veranstaltung betrug danach 200.000 Euro. Die tatsächlichen Ausgaben lagen geringfügig darüber, die Einnahmen aber deutlich darunter. Woesmann beziffert die Ausgaben mit 207.000 Euro. Eingenommen habe die Stadt 139.000 Euro. Das Defizit belaufe sich damit auf rund 68.000 Euro. Dieses Defizit muss über den Haushalt abgedeckt werden. Mit anderen Worten: Die Allgemeinheit der Steuerzahlerinnen und -zahler in Selm wird dafür aufkommen.

Die Stimmung am Stadtfest-Wochenende war bestens. Deshalb soll der Ablauf künftig grundsätzlich beibehalten werden. © Jürgen Weitzel
Gewinn ist für die Stadt nicht alles beim Stadtfest. In der Vergangenheit hatten sowohl Bürgermeister Thomas Orlowski als auch sein Vorgänger Mario Löhr, der heutige Landrat, immer wieder auf den Imagegewinn der auf Wachstumskurs befindlichen Stadt durch die Großveranstaltung hingewiesen. „Das Stadtfest ist mittlerweile überregional bekannt und beliebt. Das zeigen die Gäste, die in diesem und in den Vorjahren aus den umliegenden Städten nach Selm zum Stadtfest gekommen sind“, bekräftigt es auch einmal mehr Malte Woesmann. Er gibt auch bereits einen ersten Ausblick auf 2023.
Woesmann: „Freitag wieder für jüngeres Publikum“
„Der Ablauf soll grundsätzlich beibehalten werden, wobei über Änderungen am Freitagabend nachgedacht wird“, so Stadtsprecher Woesmann. Zwar gebe es noch keine genauen Pläne dazu. Fest steht aber: „Der Freitag soll wieder spezieller das jüngere Publikum ansprechen.“
Beim Freitagabend-Programm hatten in den Vorjahren junge Gäste im Mittelpunkt gestanden. Die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne waren damals nicht so namhaft, die Eintrittspreise waren dafür aber erschwinglich. Genau davon waren die Veranstalter 2022 beim ersten Stadtfest nach der Corona-Zwangspause abgewichen: etwas, das insbesondere bei Jugendlichen, die sich die teuren Eintrittskarten nicht leisten wollten und konnten, schlecht angekommen war.
Auch wenn es „noch keine konkreten Planungen für das kommende Jahr“ gibt, wie Woesmann mitteilt. Ein Stadtfest solle es wieder geben. Auch wenn sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ansonsten auf manchen Verzicht einstellen müssen, wie Bürgermeister Thomas Orlowski zuletzt während des IHK-Wirtschaftsgesprächs in Selm sagte.
Bürgermeister Orlowski bei IHK: „Schmerzhafte Einschnitte“
„Wir werden uns über freiwillige Leistungen unterhalten müssen“, stimmte er auf schmerzhafte Einschnitte ein angesichts der aktuellen Krisen - insbesondere der Energiekrise mit ihrer Kostenexplosion. Die Stadt - also die Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger - werde doppelt zahlen müssen: über die drastisch steigende Kreisumlage, aber auch über die eigene Heizkostenabrechnung, die im siebenstelligen Bereich liegen werde, wie er befürchtet. Es sei aber wichtig, „weiterhin attraktiv zu bleiben als Stadt“- auch mit einem attraktiven Stadtfest und einem Wein- und Bierfest. Von Kürzungen nach der Rasenmähermethode halte er nichts.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
