An der Overbergschule in Selm läuft schon vieles digital - und das nicht erst seit Corona. Das Engagement und Ideen dafür sind da, vor allem bei Konrektor Stefan Vogel.
„Welche Gegenstände bei dir zu Hause fangen mit dem Laut A an? Fotografiere sie und lade sie auf IServ hoch.“ So oder so ähnlich sehen aktuell einige Aufgaben in den Wochenplänen der Erstklässlerinnen und Erstklässler der Overbergschule in Selm aus. Digitales Lernen - das wird seit Kurzem immer mehr integriert.
Einer der Lehrer der ersten Klassen ist Stefan Vogel. Er ist außerdem Konrektor der Schule und wenn es um Digitalisierung geht, dann ist er ganz vorne mit dabei. Er ist überzeugt davon, dass digitale Lerninhalte eine gute Ergänzung zum normalen Unterricht sind.
In dem digitalen Lernen sieht Stefan Vogel viele Vorteile. „Ich kann zum Beispiel schnell Lerninhalte an die Wand werfen“, erzählt er. So kann er dann die Aufgaben von den Schülerinnen und Schülern schnell abfotografieren und unkompliziert mit der ganzen Klasse darauf eingehen.
Videos und Audios ergänzen Unterricht
„Wenn ich etwas mit dem Whiteboard mache, dann sitze ich außerdem zu den Schülerinnen und Schülern zugewandt und drehe mich nicht mit dem Rücken zu ihnen“, ergänzt er. Außerdem bietet das digitale Lernen viele verschiedene Möglichkeiten, von Audios über Videos zu interaktiven Aktionen.
Die technischen Voraussetzungen an der Overbergschule für so einen Unterricht sind gegeben: Neben dem schulinternen WLAN hat die Stadt Selm zusätzlich auch in die Netzwerkverkabelung, große Bildschirme und fest installierte Beamer investiert. Außerdem hat der Förderverein der Schule sich für Leinwände vor den Tafeln eingesetzt und einige Apple TVs in den Klassen installiert. Bald soll es von der Stadt auch iPads geben - zehn Stück sind schon da.
Schulbücher und Stifte sollen nicht verschwinden
Viele Pluspunkte hat die Digitalisierung für das Lernen der Grundschülerinnen und Grundschüler. Skeptisch sind die Lehrerinnen und Lehrer kaum. Einige hatten anfangs Angst, dass das dadurch Schulbücher, Zettel und Stift aus den Klassenräumen verschwinden. Doch diese Angst teilt Stefan Vogel nicht.
„Es geht darum, dass man das Digitale nutzt, um die Lerninhalt besser zu vermitteln. Das soll nichts verdrängen oder ersetzen.“ Denn für die Kinder seien das Internet und Handys schon früh Teil ihrer Lebenswirklichkeit - dann sei es wichtig, diesen Bestandteil auch in der Schule zu integrieren und „ein vernünftiges Maß“ zwischen digital und analog zu finden.
Feste Ansprechpartner bei der Stadt
Für Stefan Vogel macht das die Arbeit als Lehrer oft einfacher und die Wege zu Eltern und Kindern kürzer. Technische Probleme gebe es ab und zu mal - dann hat die Schule aber einen festen Ansprechpartner bei der Stadt, der sich um die Probleme kümmert.
Und auch im Team unterstütze man sich: Die Kolleginnen und Kollegen an der Overbergschule arbeiten innerhalb der Jahrgänge zusammen. Alle sind digitalen Lernmethoden gegenüber offen. „Natürlich ist es so, dass die jüngeren Kollegen eher damit groß geworden sind, aber bei der Planung unterstützt man sich gegenseitig“, erklärt Stefan Vogel.

Mit den digitalen Hilfsmitteln im Unterricht kann man schnell Ideen der Kinder vorne an die Leinwand spiegeln. © Stefan Vogel
Erst in den vergangenen Wochen haben die Lehrerinnen und Lehrer in einer Tageskonferenz über Ideen und Möglichkeiten gesprochen und erprobt, wie man im Unterricht digitaler werden kann. „Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit der digitalen und interaktiven Arbeitsblätter, bei denen man Lösungen zuordnen oder Lücken einfüllen muss“, so Vogel.
Jahrelange Arbeit zur Digitalisierung
Mit Corona habe das Thema mehr Brisanz bekommen - jetzt gebe es mehr Geld und alles gehe schneller. Aber schon vorher hat es an der Overbergschule große Schritte in Richtung Digitalisierung gegeben. Vor Jahren haben die Schülerinnen und Schüler schon Power-Point-Präsentationen erarbeitet und es gab Laptops.
Dieser gesamte Digitalisierungsprozess an der Overbergschule hing jedoch nicht von einer Person ab, sondern vom gesamten Team. Und er ist noch nicht vorbei: „Jetzt müssen die Ideen zum digitalen Lernen erst einmal wachsen und man selbst die Erfahrungen damit machen.“
Braucht kein IT-Experte sein
Es gehe immer darum, möglichst einfache Sachen zu erstellen - weder die Kinder oder Eltern noch die Lehrerinnen und Lehrer seien schließlich IT-Experten. IServ zum Beispiel funktioniert einfach auch über das Handy und bietet nicht nur eine Plattform für Aufgabenstellungen, sondern ist auch eine Chatmöglichkeit.
„Am Anfang haben wir zudem auch eine Abfrage gemacht, welche technischen Mittel zur Verfügung stehen“, erklärt Stefan Vogel weiter. So wolle er mit seinem Kollegium verhindern, dass einige Kinder nicht mitkommen. Wenn zum Beispiel kein Drucker zu Hause vorhanden sei, dann würden Arbeitsblätter so gestellt werden, dass man sie auch online machen könne.
Begeisterung bei Kindern und Eltern
„Natürlich nimmt so etwas nicht alle mit, das ist klar. Schließlich gibt es auch immer Leute, die ihre Hausaufgaben nicht machen“, erklärt Vogel. Aber viele Eltern geben positive Rückmeldungen und helfen den Kindern gerne. Und auch die Kinder selbst seien von den digitalen Lernmethoden begeistert.
„Jetzt ist das digitale Arbeiten für alle eigentlich zur Normalität geworden“, erklärt Stefan Vogel. Hausaufgaben, wie die am Anfang beschriebene Foto-Aufgabe, bieten vielen Möglichkeiten: „Wir greifen die Hausaufgaben von den Kindern wieder auf und können daraus zum Beispiel eine Collage erstellen“, so Vogel. „Dann sehen alle: Das sind unsere Fotos aus unserem Zuhause - und das kann stolz machen.“
Ich liebe es, auch die unscheinbarsten Geschichten zum Leben zu erwecken – deswegen studiere ich Journalistik an der TU Dortmund und bin begeisterte Lokalreporterin, immer einer interessanten Geschichte auf der Spur.
