Corona-Ausbruch in Selm ist fünf Jahre her So hat das Virus in der Stadt gewütet

Corona-Ausbruch vor fünf Jahren: So hat das Virus in der Stadt gewütet
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Ausverkauftes Toilettenpapier, Kämpfe um Nudeln, leere Straßen: Das Bild, das während der Corona-Pandemie zum Alltag gehörte, wirkt jetzt, fünf Jahre später, fast schon absurd. Dabei waren die tatsächlichen Folgen – Erkrankungen, die zum Teil tödlich verliefen, Schulausfälle und Lockdowns – alles andere als absurd, sondern bitterernst. Das spürte die Stadt Selm spätestens am 12. März 2020, als das Virus auch hier „einschlug“, wie der damalige Bürgermeister Mario Löhr es formulierte.

Denn an diesem Tag wurde der erste Corona-Fall im Stadtgebiet gemeldet. Einen Tag, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 zur weltweiten Pandemie erklärt hatte. Ende 2019 war es in China ausgebrochen, hatte sich dann rasant auf der ganzen Welt ausgebreitet – und schließlich auch am 2. März 2020 den Kreis Unna erreicht. Wenige Tage später traf es dann eine Person, dessen Kind damals die Kindertagesstätte St. Johannes in Cappenberg besuchte. Die Folge: Die Kita musste geschlossen werden.

Lockdown im ganzen Land

Damit blieb die Einrichtung allerdings kein Einzelfall. Bereits am 16. März folgte ein landesweiter Beschluss, nach dem alle Schulen und Kindergärten in ganz Nordrhein-Westfalen geschlossen wurden. Das war nur ein Glied in der Kette der Maßnahmen, die getroffen wurden, um das Virus einzudämmen: Schon im Februar 2020 wurde nach Mundschutz verlangt und Großveranstaltungen abgesagt. Bald mussten auch alle Geschäfte, die keine Alltagsgegenstände verkauften, schließen. Der Lockdown begann. Menschen wurden dazu aufgefordert, so weit wie möglich zu Hause zu bleiben – sonst drohten Strafen. Treffen in Gruppen wurden verboten, teilweise sogar eine Ausgangssperre verhängt. Der Corona-Test wurde quasi zum Alltagsgegenstand.

Zwei Mundschutze hängen an einer Türklinke
Wichtigstes Accessoire während der Pandemie: der Mundschutz (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Aber die Pandemie ließ sich nicht aufhalten: Der erste Todesfall wurde in Selm am Ostermontag (13. April), also nur einen Monat nach dem Ankommen der Pandemie im Ort, gemeldet. Damals war ein 71-Jähriger im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Bis heute (Stand: 6. März 2025) werden im Kreis Unna insgesamt 797 Todesfälle gezählt, die im Zusammenhang mit Corona stehen.

Teil der Vergangenheit?

Grund für die Schwierigkeiten dabei, die Krankheit in Schach zu halten, war nicht zuletzt das Niveau, auf dem das Virus mutierte. Zwar hatte es bereits Ende 2020 gleich mehrere Impfstoffe gegeben, mit denen sich Menschen gegen Corona wappnen konnten – zunächst vulnerable Personen, wie Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen, später standen die Impfungen allen Bürgern zur Verfügung. Doch führte spätestens das Auftreten der Omikron-Variante des Virus zu einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen im Winter 2021/2022. Kreisweit waren die Zahlen innerhalb eines Quartals von etwa 30.000 auf 100.000 Fälle gesprungen.

Doch mittlerweile scheint die Pandemie nur noch der Vergangenheit anzugehören – für die meisten, jedenfalls. Tägliche Corona-Updates gibt es schon seit Dezember 2022 nicht mehr und auch Vorschriften zu Maskenpflicht und Sicherheitsabständen sind schon lange kein Bestandteil mehr des Alltags. Zwar gibt es immer noch Infektionen mit der Krankheit, doch verlaufen diese größtenteils milder – dank Impfungen und Immunitäten, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben.

Jemand trägt mehrere Pakete Toilettenpapier.
Dass ausgerechnet Toilettenpapier während der Pandemie zum umkämpften Gut wurde, wirkte im Nachhinein fast absurd (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Einige dürften aber immer noch mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben: Zum Beispiel Gastronomen, die aufgrund der Schließungen und verringerter Kundschaft finanzielle Einbußen hatten – und zum Teil schließen mussten. Andere könnten an den Folgen einer Erkrankung (also dem sogenannten Long Covid) leiden. Und dann haben Lockdowns natürlich auch psychische Folgen. Da wäre die Einsamkeit, die viele erlebt haben. Die Probleme, die Kinder in der Schule hatten, als es Unterricht auf Distanz gab. Die verpassten Meilensteine – Abiturfeiern, Hochzeiten und andere Dinge, auf die die Menschen verzichten mussten.

Normalität kehrt zurück

Und auch zuletzt warnten Experten wie der Borker Hausarzt Matthias Schröder davor, dass sich das Virus insbesondere während der kalten Jahreszeiten wieder verbreiten könnte. Erfahrungsgemäß nimmt die Zahl an Patienten mit Atemwegserkrankungen im Winter zu – und dazu gehört seit 2020 eben auch Corona. Dass die Zahl Ende 2023 sogar noch höher war, liegt laut dem Arzt an dem Mundschutz, der zwar gegen Corona geholfen, das sonstige Immunsystem allerdings zum „Herunterfahren“ animiert hätte. Auch damals empfahl Schröder immer noch, sich gegen Corona impfen zu lassen.

Doch außerhalb der Erkältungswelle sieht der Alltag für die meisten Bürger mittlerweile wieder fast genauso aus wie vor dem Einschlag der Pandemie. Schulen und Restaurants sind geöffnet, Veranstaltungen sind aus der Corona-Pause erwacht und Ausgangssperrungen gibt es schon lange nicht mehr. Fünf Jahre, nachdem das Virus Selm erreicht hat, scheint es wieder verschwunden zu sein.