XXL-Logistikzentrum in Selm Cordes&Graefe-Sprecher: „Anfang 2024 nehmen wir den Betrieb auf“

Cordes & Graefe in Selm: Einzug in XXL-Neubau zum Jahreswechsel 2023/24 und schon neue Pläne
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Als im Januar 2022 die ersten Planierraupen über den durchweichten Acker neben der Werner Straße rollten, begannen damit Bauarbeiten im XXL-Format in Selm. Inzwischen stehen sie vor ihrem Abschluss. Der Bremer Haustechnik-Großhändler Cordes und Graefe, der nach eigenen Angaben Branchenführer ist, hat auf dem 13 Hektar großen Grundstück 15 und 21 Meter hohe Hallen in die Höhe wachsen lassen. Wann der Einzug erfolgen wird, steht jetzt fest.

„Wir rechnen mit der Fertigstellung der Hallen 1 bis 4, also des ersten Bauabschnitts, wie geplant bis Ende des Jahres“, sagt Erik Trümpler, Sprecher von Cordes und Graefe. Der Einzug in die Neubauten, die unübersehbar den Selmer Ortseingang markieren, erfolge zum Jahreswechsel 2023/24. Trümpler beschreibt, was sich gerade tut auf der größten Gewerbe-Baustelle der Stadt: „In den Hallen 1 bis 4 ist bereits der Boden eingebracht, in den Hallen 2 bis 4 ist auch die Regalmontage schon abgeschlossen.“ Abgeschlossen sind die Bauarbeiten damit noch nicht. Das Verwaltungsgebäude für das Logistikzentrum sowie die fünfte Halle werden laut Trümpler voraussichtlich im ersten Quartal 2024 fertiggestellt“.

Auch wenn zu diesem Zeitpunkt also noch Bauarbeiter auf dem Gelände zu tun haben, wird ab 2024 nicht nur an den riesigen Gebäuden gearbeitet, sondern auch schon in ihnen: Cordes und Graefe wollen Anfang 2024 den Betrieb des Logistikzentrums in Selm aufnehmen, wie Trümpler sagt. Für die ersten Januartage sei die erste Kommissionierung geplant, also die erste Warenannahme in dem Lagerbereich: vom Wasserhahn über die Badewanne bis zum Klimagerät. „Unsere Industriepartner liefern ihre Produkte in das Logistikzentrum“, sagt Trümpler. Der Warenausgang erfolge dann zunächst über sogenannte Wechselbrücken von Paketdienstleistern. Diese bringen die Ware zum Fachhandwerk. Privatleute sind nicht die Zielgruppe des Großhandels.

Wohnungen für Mitarbeiter

Nicht nur die Gewerbefläche und die Hochbauten darauf sind neu, sondern auch die Arbeitsplätze, die dort entstehen. „Im ersten Schritt entstehen 200 Arbeitsplätze“, bestätigt Erik Trümpler. Die Rekrutierung des Personals habe bereits begonnen. „Wir suchen Mitarbeiter und auch Auszubildende im Bereich Lager und Versand, also Bewerber für die gängigen Aufgaben in einem Logistikzentrum sowie aus dem elektronischen Bereich, beispielsweise Anlagenmechaniker und Servicetechniker.“

Um Fachkräfte langfristig zu halten, will das Unternehmen nicht allein durch die Arbeitsplätze punkten, sondern auch in Selm Wohnraum schaffen. Mehr als 200 Wohneinheiten am Hüttenbachweg waren geplant: ein Ansinnen, das Anfang diesen Jahres einen herben Rückschlag erfahren hatte. Bei der Frage der Erschließung des geplanten Wohngebietes im Selmer Westen hatte es Unstimmigkeiten mit der Deutschen Bahn gegeben.

Noch habe Cordes & Graefe das Projekt aber nicht aufgegeben, sagt Trümpler. Er sieht die Stadt Selm in der Pflicht: „Das Thema Wohnungsbau liegt in den Händen der Stadt. Wir vertrauen den handelnden Personen vor Ort und hoffen natürlich, dass es noch zur Lösungsfindung kommt.“ Selms Bürgermeister Thomas Orlowski dämpft die Erwartungen auf eine kurzfristige Lösung: „Ich glaube schon, dass es eine Lösung geben wird. Aber nicht in ein bis zwei Jahren, sondern vielleicht in vier bis fünf Jahren.“ Aus der Erweiterung des Gewerbestandortes könnte da eher etwas werden.

Im Januar 2023 sah das Baugrundstück von Cordes und Graefe so aus.
Im Januar 2023 sah das Baugrundstück von Cordes und Graefe so aus. © Günther Goldstein

„Ich bin sehr froh, dass wir Cordes und Graefe hierhin bekommen haben“, sagt Orlowski. Für ihn steht fest: „Wir möchten mit dem Unternehmen auch die Norderweiterung hinbekommen.“ „Gute Gespräche“ mit Grundstückseigentümern liefen bereits unter der Moderation der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Unna. Etwas, das auch Trümpler bestätigt. „Hier befinden wir uns aber noch sehr früh in der Planung. Sicher ist, dass auch auf dieser Fläche Logistikleistungen zu Hause wären.“ Ob und wie viele zusätzliche Arbeitsplätze durch eine solche Erweiterung entstehen könnten, lasse sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. „Das hängt davon ab, was am Ende dort genau entsteht. „Wenn möglich, schaffen wir natürlich gern weitere Arbeitsplätze – und übernehmen ebenso gerne auch die Verantwortung für die Ausbildung junger Menschen.“

„Brauchen neues Gewerbegebiet“

Für Selm handelt es sich um eine der letzten verfügbaren Gewerbeflächen, wie der Bürgermeister sagt. Sobald das Gewerbegebiet Dieselweg in Bork ganz voll sei ebenso wie das an der Selmer Industriestraße und an der Werner Straße, stehen der Stadt aktuell keine Flächen mehr zur Verfügung: ein Problem in Orlowskis Augen. „Wir müssen uns überlegen, wo wir noch ein zusätzliches Gewerbegebiet realisieren können“, fordert er.

„Viele beneiden uns um die Ansiedlung von Cordes und Graefe“, sagt Thomas Orlowski. Sein Vorgänger Mario Löhr, der heutige Landrat des Kreises Unna, hatte sich für den Sanitär- und Haustechnikgroßhändler aus Bremen stark gemacht. Dass das erfolgreich war, hatte er beim Neujahrsempfang 2019 mitgeteilt - also der fünf Jahre vorm Abschluss der Umsetzung der Pläne. Damals war noch von „bis zu 800 Arbeitsplätzen“ die Rede gewesen.

So sah es im Januar 2021 aus auf dem Baugrundstück an der Werner Straße in Selm. Damals begann die Vorbereitung des Baugrundstücks.
So sah es im Januar 2021 aus auf dem Baugrundstück an der Werner Straße in Selm. Damals begann die Vorbereitung des Baugrundstücks. © Günther Goldstein

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