Cappenbergerin fordert Kirchen-Reform „Die Kirche muss sich öffnen für alle“

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Mit dem Glauben ist die Cappenbergerin Annika Reibetanz aufgewachsen: Sie besuchte einen katholischen Kindergarten, ging auf eine katholische Schule und war später Messdienerin. Mittlerweile ist die 25-Jährige im Pfarreirat der Gemeinde aktiv – einem demokratisch gewählten Gremium, das sich ehrenamtlich um die Belange der Gemeinde kümmert.

Demokratisch geht es allgemein viel zu selten in der katholischen Kirche zu, glaubt Reibetanz. Dass der Schritt dahin nicht leicht wird, zeigt der kürzliche Besuch deutscher Bischöfe beim Papst: „Die Kirche hat Angst, dass sich Deutschland abspaltet.“ Mit „Kirche“ ist in diesem Fall der Vatikan gemeint. Beim Papst-Besuch sollte es auch um eine mögliche Reform der katholischen Kirche in Deutschland gehen. Das Gespräch wurde kurzfristig abgesagt. Der „Synodale Weg“ will die katholische Kirche für alle Menschen öffnen – und für Gleichberechtigung sorgen.

Denn das fehlt der Studentin noch. Nicht nur die hierarchische Struktur müsse aufgebrochen werden. „Wenn die katholische Kirche in Zukunft bestehen will, muss sie sich öffnen für alle.“ Damit kritisiert sie auch die fehlende Toleranz gegenüber Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft, also gegenüber Homosexuellen oder Personen mit einer Geschlechtsidentität außerhalb traditioneller Vorstellungen. „Vor Gott sind alle gleich und das muss auch die Kirche lernen“, fordert Reibetanz.

Keine Gleichberechtigung

Dass Frauen innerhalb der katholischen Kirche noch immer nicht die gleichen Rechte haben und keine höheren Ämter ausüben dürfen, kann Annika Reibetanz nicht nachvollziehen: „Was ein Mann kann, kann eine Frau auch.“

In ihrem Studium der Gesundheitswissenschaften und der Theologie habe sie auch Professorinnen, die den besten Beweis dafür liefern würden, dass auch viele Frauen für die Ämter geeignet seien. „Andere Kirchen machen es vor“, sagt Reibetanz mit Blick auf die evangelische Kirche, in der Pfarrerinnen ihren männlichen Kollegen gleichgestellt sind.

Kritik äußert Reibetanz auch im Umgang der Kirche mit systematischen Missbrauchsfällen. „Das geht gar nicht und das verurteile ich.“ Viele Menschen traten seit Bekanntwerden dieser Missstände aus der Kirche aus, was aber nicht automatisch bedeute, dass sie ihren Glauben ablegen würden, sondern das kirchliche System ablehnen. Allerdings sieht Reibetanz eine Reform innerhalb der Kirche in Gefahr, wenn viele Menschen der Kirche den Rücken kehren. „Verändern kann ich nur etwas, wenn ich Mitglied bin.“

Dorf hat mitgeprägt

Für viele sei die Kirche dann eben doch noch eine wichtige Institution, ist sie überzeugt. Um Vertrauen zurückzugewinnen, müsse allerdings Transparenz geschaffen werden – und junge Menschen nachrücken. „Die Kirche kann nur bestehen, wenn junge Theologen nachkommen“, ist das logische Argument von Reibetanz.

Sie studiert Theologie, weil sie sich für die wissenschaftlich ergründbare Seite des christlichen Glaubens interessiert. Fragen wie „Was steckt hinter dem, was in der Bibel steht?“ und „Ist es überhaupt das, was ich glauben möchte?“ beschäftigen die 25-Jährige.

Das Hauptfach Gesundheitswissenschaften möchte Reibetanz dagegen nutzen, an der Berufsschule später neue Pfleger und Medizinische Fachangestellte – wie sie selbst eine ist – auszubilden. Für sie schließen sich Wissenschaft und Glaube nicht aus. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die den Darstellungen in der Bibel widersprechen – wie ein Urknall, der die Grundlage für ein Leben auf der Erde schaffte – bezweifele sie nicht. „Aber vielleicht hat Gott ja die Grundlagen dafür geschaffen, dass das alles passieren kann.“

Dass die christliche Sozialisation einen entscheidenden Einfluss auf ihren Glauben genommen hat, will Reibetanz aber auch nicht bestreiten. „Wenn ich woanders groß geworden wäre, wäre ich vielleicht nicht gläubig“, so die Cappenbergerin. „Gerade das Dorf hat schon mitgeprägt.“

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