Buslinie R19 zwischen Selm und Lüdinghausen Kreis Unna sieht weiter keinen Bedarf

Buslinie R19: Kreis Unna sieht weiter keinen Bedarf
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Die Zukunft der Buslinie R19 auf dem Abschnitt zwischen Selm und Lüdinghausen bewegt viele Menschen. Mehr als 700 Unterschriften kamen laut SPD-Ortsverein Selm bei der Petition für ihren Erhalt zusammen, die bis Ende Januar lief. Viele Menschen in beiden Orten sind daran interessiert, das Angebot für den öffentlichen Nahverkehr aufrechtzuerhalten. „Wir wollen mit den Ergebnissen den Landrat des Kreises Unna, Mario Löhr, konfrontieren“, erklärte dazu Rolf Ohligschläger, Vorsitzender des Ortsvereins. Auch die Bürgermeister Thomas Orlowski und Ansgar Mertens riefen öffentlich dazu auf, an der Aktion teilzunehmen, und setzen sich für einen Erhalt der Verbindung ein. Der Nahverkehrsplan des Kreises Unna sieht das Ende dieses Streckenabschnitts ab 2026 vor.

Auch eine Fahrgastzählung durch das zuständige Verkehrsunternehmen VKU, durchgeführt in den Monaten Januar und Februar 2025, sollte noch einmal dazu beitragen, den Bedarf zu ermitteln. Eine VKU-Sprecherin teilt auf Anfrage mit: „Das Ergebnis liegt dem Kreis Unna sowie dem Kreis Coesfeld vor. Diese sind die Aufgabenträger des ÖPNV. In dieser Funktion werden die beiden Kreise sich abstimmen und entscheiden, wie das zukünftige Busangebot zwischen Selm und Lüdinghausen gestaltet wird.“

Einige ältere Selmer und Selmerinnen wie Brunhilde Neumann (r.) und Marlies Baumann sind auf den Bus der Linie R19 nach Lüdinghausen angewiesen.
Einige ältere Selmer und Selmerinnen wie Brunhilde Neumann (r.) und Marlies Baumann sind auf den Bus der Linie R19 nach Lüdinghausen angewiesen. © Arndt Brede

Entscheidung am 1. Juli

Auf Anfrage erklärt Leonie Joost, Sprecherin des Kreises Unna, zu den Ergebnissen: „Die Fahrgastzählungen haben, nach Auffassung des Kreises Unna, die bisherige Einschätzung bestätigt: Ein paralleles Angebot von Bus und Schiene zwischen Selm und Lüdinghausen ist nicht erforderlich beziehungsweise nicht von der Methodik des neuen Nahverkehrsplans des Kreises Unna abgedeckt.“ Demnach vertritt der Kreis Unna also wohl auch in weiteren Gesprächen, die in den kommenden Wochen zwischen den Kreisen und den Städten stattfinden sollen, die Position, dass eine Zugverbindung über die Kreisgrenze zwischen den Orten ausreicht. Auf die Frage, ob noch Chancen auf einen Erhalt der Verbindung bestehen, heißt es in der Antwort aus Unna: „Dies hängt vom weiteren Verlauf der Gespräche ab.“ Eine Entscheidung über die Zukunft der Verbindung werde in der Kreistagssitzung am 1. Juli angestrebt.

Bei Tobias F. König, Sprecher des Kreises Coesfeld, heißt es zu den Ergebnissen der Fahrgastzählung: „Im Wesentlichen haben sich die bisherigen Erkenntnisse über die Auslastung bestätigt. Nach Einschätzung des Kreises Unna rechtfertigen die ermittelten Fahrgastzahlen weiterhin kein schienenparalleles Busangebot gemäß der Methodik des beschlossenen Nahverkehrsplans (NVP) 2024. Die Zahlen können indes nach Auffassung der Städte Selm und Lüdinghausen und der fachlichen Bewertung durch den Kreis Coesfeld als Aufgabenträger eine unter ökonomischen und ökologischen Prämissen, bedarfsgerechte Aufstellung eines Fahrplans auch weiterhin gut rechtfertigen.“

Kreis Coesfeld für neuen Plan

Der Kreis Coesfeld verweist zudem auf die bestehende öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen den Kreisen. Danach sei der für die betroffene Linie R19 zuständige Kreis Unna verpflichtet, das seit 2021 geltende Leistungsangebot bis ins Jahr 2031 sicherzustellen, sofern es kein Einvernehmen über die Anpassung auch im Fahrplantakt und/oder der Fahrtenhäufigkeit gibt. Einigkeit über die Zukunft der Linie besteht also zwischen den Kreisen offensichtlich nicht. Der Kreis Coesfeld geht mit der Zielsetzung in die anstehenden Gespräche (erster Termin am 28. April), „dass ein an den Bedarfen orientierter neuer Fahrplan mit dem notwendigen Genehmigungsprozess möglichst in den nächsten zwölf Monaten umgesetzt werden wird“.

Unter anderem sprechen sich viele Bürger in Selm wegen der Erreichbarkeit von Krankenhaus, Geschäften oder dem Finanzamt für einen Erhalt der Buslinie aus. Die bestehende Zugverbindung ist gerade für ältere Menschen keine wirklich gute Alternative, weil der Bahnhof in Lüdinghausen rund 1,5 Kilometer, und damit deutlich weiter als der Busbahnhof, von der Innenstadt entfernt liegt.