Selms Bürgermeister zu Zeltstadt-Forderung „Hätte erwartet, persönlich informiert zu werden“

Bürgermeister zu Zeltstadt-Forderung: „Hätte erwartet, persönlich informiert zu werden“
Lesezeit

Nach einem größeren Polizeieinsatz in der Zeltstadt in Selm am Dienstagabend (8. August) hat Mario Löhr als Landrat des Kreises Unna eine Schließung der Unterkunft bis zum Ende des Jahres gefordert. Und das offenbar, ohne vorher mit Selm Bürgermeister Thomas Orlowski zu sprechen. Auf Anfrage der Redaktion erklärte er: „Bei solchen weitreichenden Forderungen hätte ich erwartet, dass die Stadt Selm als beteiligte Kommune zunächst vom Landrat persönlich darüber informiert worden wäre. Dies ist leider nicht geschehen. Daher kann ich zu der aktuellen Sachlage noch keinen Kommentar abgeben, ohne mit Beteiligten gesprochen zu haben.“

Sowohl vom Polizeieinsatz in der Notunterkunft am Sundern, in der geflüchtete Menschen untergebracht sind, als auch von der Forderung des Landrates habe Thomas Orlowski erst aus den Medien erfahren.

„Die Duldung der Unterkunft durch die Stadt Selm endet am 31. Dezember 2023. Die Bezirksregierung hat aktuell noch keine Verlängerung beantragt. Der Bürgermeister ist diesbezüglich im Austausch mit der Bezirksregierung, um die Hintergründe für die Forderung des Landrates in Erfahrung zu bringen“, erklärt die Stadt außerdem auf Anfrage der Redaktion.

Auswirkungen auf Stadt

Bei dem Einsatz am Dienstag (8. August) hatte es Auseinandersetzung zwischen Bewohnern und Mitarbeitern gegeben. Bewohner sollen Steine auf Mitarbeiter geworfen haben, woraufhin diese die Polizei riefen. Mit großem Aufgebot waren die Beamten dann in Bork vor Ort. Drei Bewohner der Zeltstadt wurden für kurze Zeit in Gewahrsam genommen. Verletzt wurde niemand. Im März hatte es schon mal einen größeren Einsatz in der Notunterkunft gegeben - nach einer Auseinandersetzung bei der Essensausgabe.

Von Anwohnern hat es in den vergangenen Monaten mehrmals Beschwerden gegeben.

Eine Schließung der Unterkunft, die ja von Land NRW betrieben wird, hätte auch finanziell Auswirkungen auf die Stadt Selm, wie Bürgermeister Thomas Orlowski bestätigt. „Klar ist, dass bei Schließung der Unterkunft die Stadt Selm kommunal zugewiesene Flüchtlinge aufzunehmen hätte. Wie hoch diese Anzahl wäre, hängt von den dann geltenden Flüchtlingsquoten ab. Daher kann aktuell keine Einschätzung dazu gegeben werden, wie viele Flüchtlinge eventuell der Stadt zugewiesen würden“, so der Bürgermeister.

In Betrieb ist die Landesunterkunft auf dem Parkplatz des LAFP seit September 2022.

Landrat fordert Schließung der Zeltstadt in Bork: Nach Einsatz in Notunterkunft

Lautstarke Auseinandersetzung in Zeltstadt in Bork: Bewohner sollen Steine geworfen haben

Notunterkunft in Bork Thema bei Stern TV: Anwohnerin Melanie Offergeld schildert Sorgen im Fernsehen