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Bürgermeister in Selm: Starker Orlowski und Zolda gehen in Stichwahl
Kommunalwahl in Selm
Wer wird Bürgermeister von Selm? Eine Antwort auf diese Frage wird es erst am 27. September geben. Dann stehen sich Thomas Orlowski (SPD) und Michael Zolda (CDU) in der Stichwahl gegenüber.
Bei der Wahl zum neuen Selmer Stadtrat liegen SPD und CDU gleichauf. Bei der Bürgermeisterwahl geht die Schere weiter auseinander. Mit einem Stimmenergebnis von 38,9 Prozent liegt Thomas Orlowski im ersten Wahlgang klar vor Michael Zolda, der 30,98 Prozent der Stimmen erhielt: eine Überraschung an einem Wahlabend, an dem sich landesweit die CDU klar durchgesetzt hatte.
Es ist kurz nach 21 Uhr, als im Bürgerhaus Selm alle Ergebnisse der Bürgermeisterwahl vorliegen. Wer Chef der Stadtverwaltung und Vorsitzender des Rates werden wird, steht noch nicht fest. Das muss erst die Stichwahl in zwei Wochen entscheiden, da kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen hatte. Wer das höchste Amt in der Stadt nicht bekleiden wird, ist dagegen jetzt bekannt.
Vier Bürgermeisterkandidaten mit einstelligem Ergebnis
Der erst 25-jährige Robin Zimmermann, der für die FDP antrat, schloss mit 4,84 Prozent als Schlusslicht der sechs Bewerber ab. Der älteste des Sextetts, Willi Gryczan-Wiese, der als Einzelkandidat ohne Unterstützung einer Partei oder Wählergruppe antrat, erreichte immerhin 6,18 Prozent. Und die Kandidatin der Grünen, Marion Küpper, kam auf 9,39 Prozent der Stimmen und damit sogar noch hinter Ralf Piekenbrock, dem Kandidaten der Familienpartei, die erstmals in Selm antrat. Aus dem Stegreif erhielt er ein fast zweistelliges Ergebnis.
Bei der Ratswahl haben sich SPD und CDU ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Am Ende haben beide zehn Sitze bekommen. Ein „Weiter so“ für das, was die UWG als große Koalition kritisiert: die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Parteien. Daran bräuchte sich rechnerisch nichts zu ändern - trotz des Einzugs der Familienpartei in den Rat und die Rückkehr der FDP. Den jeweils zehn Sitzen von SPD und CDU stehen 12 Sitze der vier anderen politischen Gruppierungen gegenüber.
Grüne laufen dem Landestrend hinterher
Die Union muss ihren bisherigen elften Sitz an andere Mitbewerber abgeben, dennoch ändert dies an den Mehrheiten kaum etwas. Mit 31,62 Prozent für die Sozialdemokraten und 31,53 Prozent für die Union verfügen nach wie vor beide Parteien über eine stabile absolute Mehrheit. Das konnten weder die beiden Sitze, die die Familienpartei mit 7,21 Prozent erkämpft hat und jetzt erstmalig im Rat vertreten sein wird, verhindern, noch der Stimmenzuwachs bei den Grünen.
Die Grünen konnten mit 10,3 Prozent zwar ihr Ergebnis um 3,54 Prozentpunkte steigern, laufen allerdings dem starken Landestrend hinterher.
UWG ist der Wahlverlierer
Größter Verlierer ist mit Abstand die Unabhängige Wählergemeinschaft, die mit nur 11,83 Prozent weit unter ihrem Ergebnis der letzten beiden Wahlperioden zurückgeblieben ist. In den letzten beiden Wahlperioden erzielte sie knapp über 19 Prozent. Trotzdem bildet die Wählergemeinschaft kurz vor den Grünen auch im neuen Stadtrat die dritte Kraft.
Die FDP konnte ihr Ergebnis auf 4,97 Prozent mehr als verdoppeln und wieder in den Stadtrat zurückkehren. Dort war sie zwar auch im alten Rat anfangs vertreten. Der Liberale dort hatte allerdings sein Parteibuch abgegeben und hatte die Wahlperiode als Parteiloser beendet.
Die neue Gruppierung „Wir für Selm“, die 2,54 Prozent der Stimmen erreicht hatte, schafft wieder den Sprung in den Rat - allerdings nicht mehr mit Fraktionsstatus. Werner Sell wird künftig als Einzelkämpfer dort vertreten sein.
Am Abend, als noch die Stimmen für das Ruhrparlament ausgezählt werden, trifft ein gut gelaunter Mario Löhr ein. Der Bürgermeister von Selm (SPD), der als Landrat kandidiert hatte, muss zwar auch in die Stichwahl. Der Abstand zu Marco Morten Pufke (CDU) ist aber deutlich: 41,11 zu 27,56 Prozent.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
