Was Borker wollen: Sichere Schulwege und mehr Fahrradstraßen

© Dennis Görlich

Was Borker wollen: Sichere Schulwege und mehr Fahrradstraßen

rnPlanungsspaziergang

Wie soll der Verkehr in Selm künftig aussehen? Darüber wurde am Dienstag (26.10.) bei einem Planungsspaziergang in Bork diskutiert. Die Teilnehmenden waren sich einig: Es gibt viel zu tun.

Bork

, 27.10.2021, 18:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es muss etwas passieren in Bork – da waren sich die Teilnehmenden des ersten Planungsspaziergangs in Selm einig. Am Dienstag (26.10.) diskutierten etwa 30 Bürgerinnen und Bürger zusammen mit Verkehrsplanern über die Situation im Ort – und wie sie verbessert werden könnte. Das Hauptaugenmerk lag auf der Sichtweise der Fußgänger und Radfahrer. Es gab einiges zu besprechen.

Verkehrsaufkommen eine „Katastrophe“

Bereits wenige Meter nach dem Start des Spaziergangs am Amtshaus machte die Gruppe ihren ersten Halt. An der Ecke Hauptstraße/Kreisstraße wurde deutlich, was einigen der Teilnehmenden ein Dorn im Auge ist: das erhöhte Verkehrsaufkommen in Bork. Gerade morgens sei das eine „Katastrophe“, berichtet ein Anwohner. Besonders problematisch seien die fehlenden Überwege für Fußgänger: „Da steht man eine halbe Stunde, bis man überhaupt rüber kommt.“

In der engen Hauptstraße weichen die Fahrzeuge häufig auch auf die Gehwege aus.

In der engen Hauptstraße weichen die Fahrzeuge häufig auch auf die Gehwege aus. © Dennis Görlich

Planungsspaziergänge in Selm

Die weiteren Termine:
  • Cappenberg: 13. November ab 10 Uhr. Treffpunkt: Haus Kreutzkamp.
  • Selm Innenstadt: 13. November ab 13 Uhr. Treffpunkt: Bushaltestelle Sekundarschule / Ludgerischule.
Eine Anmeldungen (Name und Teilnahmetag) per Mail an spaziergang@selm.mobildenker.de ist erforderlich.

Verkehrsplaner Michael Boßhammer und sein Team hörten zu und machten sich Notizen zu den Einwänden und Vorschlägen, die später im Mobilitätskonzept der Stadt berücksichtigt werden sollen.

Beim anschließenden Weg über die schmale Hauptstraße wurde es für die Gruppe dann zunächst einmal schwer, einen geeigneten Ort für eine Diskussionsrunde zu finden.

Gegen den Lärm der Autos, die eng an der Gruppe vorbei fuhren, hatte es so mancher Redner sichtlich schwer, Gehör zu finden. Zudem zeigte sich ein weiterer Kritikpunkt der Borkerinnen und Borker. Der sollte an diesem Nachmittag auch noch häufiger zu Wort kommen: Es gibt keine klare Trennung zwischen Fahrbahn und Gehweg. Die Fahrzeuge weichen bei entgegenkommendem Verkehr regelmäßig auf den Gehweg aus – was zu gefährlichen Situationen führen kann.

Beschilderung reicht nicht

Um diese Ausweichmanöver zu verhindern, sollte eine Einbahnstraße errichtet werden, schlug eine Teilnehmerin der Runde vor. Das hätte laut Verkehrsplaner Michael Boßhammer allerdings erfahrungsgemäß zur Folge, dass die Fahrgeschwindigkeit der Autos zunähme. Das wiederum biete Gefahrenpotenzial. Daran könne auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung nichts ändern. „Beschilderung allein reicht nie“, weiß der Mobilitätsexperte.

Verkehrsplaner Michael Boßhammer diskutierte mit den Teilnehmenden über die Verkehrssituation an verschiedenen Stellen in Bork.

Verkehrsplaner Michael Boßhammer diskutierte mit den Teilnehmenden über die Verkehrssituation an verschiedenen Stellen in Bork. © Dennis Görlich

Auch die Einrichtung einer weiteren Fahrradstraße war unter den Wünschen für die schmale Fahrbahn. Das würden möglicherweise auch die Eltern befürworten, die davon berichteten, dass sie ihre Kinder aufgrund der Situation an der Hauptstraße nicht allein zur Schule schicken.

Fehlende Querungsmöglichkeiten im Umfeld der Schulen verschärfen die Sorgen der Eltern zusätzlich. Beim Zwischenhalt in der Weiherstraße wurde die fehlende Trennung von Fahrbahn und Gehweg bis zur Waltroper Straße von den Anwesenden bemängelt. Der Vorschlag, einen zusätzlichen Weg einzurichten, der die Schulkinder südlich der Weiherstraße bis zur Fußgängerampel vor der Schule führt, erntete reichlich Zustimmung bei den Beteiligten.

Die Waltroper Straße muss von vielen Schulkindern gequert werden, was allerdings zu gefährlichen Situationen führen kann.

Die Waltroper Straße muss von vielen Schulkindern gequert werden, was allerdings zu gefährlichen Situationen führen kann. © Dennis Görlich

Radfahrer sollen Vorrang erhalten

Der letzte Zwischenstopp des Spazierganges wurde dann nach gut einer Stunde am Kreisverkehr der Bundesstraße 236 eingelegt. Redebedarf gab es hier wegen der Querung durch Fußgänger und Radfahrer, denen aktuell kein Vorrang eingeräumt wird. „Im Zuge der Baulandentwicklung an dieser Stelle sollte das geändert werden“, beurteilt Michael Boßhammer die Situation. Nach Rückkehr der Gruppe am Amtshaus wartete auf die Teilnehmenden noch ein Fragebogen, der von den Stadtplanern zur Auswertung der Anregungen dient.

Jetzt lesen

Es war nicht der erste Spaziergang von Michael Boßhammer und seinem Team an diesem Tag. Am Vormittag ging er bereits mit Viertklässlern der Overbergschule auf die Straße. „Das war sehr interessant und lehrreich“, beschreibt Boßhammer den Termin mit den Kindern.

Die Eindrücke beider Spaziergänge werden im Mobilitätskonzept berücksichtigt, das bis Spätsommer 2023 fertiggestellt werden soll. „Das Mobilitätskonzept setzt den Handlungsrahmen für die Verkehrsplanung der kommenden Jahre und Jahrzehnte“, verdeutlicht Verkehrsplaner Michael Boßhammer die Wichtigkeit der Maßnahme.

Alternativen zum Auto schaffen

Das Ziel des Mobilitätskonzepts sei es unter anderem, den Fuß- und Radverkehr sowie den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken, um attraktive Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu schaffen, heißt es von der Stadt.

Wie wird das realisiert? „Wir werden eine detaillierte Bestandserfassung der Situation vor Ort durchführen“, so Michael Boßhammer. Schwerpunkte sollen dort gesetzt werden, wo es häufig zu gefährlichen Situationen oder sogar Unfällen kommt. Dafür haben sich die Planer von der Polizei die Verkehrsunfalldaten der letzten drei Jahre besorgt.

Jetzt lesen

Neben weiteren geplanten Planungsspaziergängen in Cappenberg und der Selmer Innenstadt sollen sich die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich über das Internet an der Entwicklung des Mobilitätskonzeptes beteiligen können. Unter www.denkmobil.de/selm steht eine interaktive Karte zur Verfügung, auf der Interessierte gefährliche oder unübersichtliche Stellen markieren und Vorschläge für eine Verbesserung machen können. Andere Nutzerinnen und Nutzer können die Vorschläge bewerten. Michael Boßhammer zeigt sich zufrieden mit der bisherigen Beteiligung. Eine Teilnahme an dem Online-Projekt ist noch bis zum 5. Dezember möglich.