Es besteht aus nur wenigen Zutaten und ist dennoch – oder gerade deswegen – eines der beliebtesten Getränke in den Gaststätten. Bier war zuletzt aber weniger wegen seines Geschmacks in aller Munde, sondern wegen wiederholter Preiserhöhungen. Die haben auch die Gastronomen in Selm erreicht.
Bereits im vergangenen Dezember haben erste Brauereien ihre Preise erhöht, die letzten Unternehmen ziehen noch bis März nach. Nicht nur beim Zeitpunkt der Einführung gibt es Unterschiede – auch die Höhe der Anpassung ist unterschiedlich, wie Getränkeunternehmer Christoph Krevert mitteilt. Er schätzt, dass die Preissteigerung bei maximal zehn Prozent liegt.
Auch im Frühjahr 2022 sind die Bierpreise in ähnlichem Umfang erhöht worden. „Das hat es so in dieser Zeitspanne noch nicht gegeben“, weiß Krevert. Üblicherweise werden die Preise von den Brauereien nur etwa alle drei Jahre angepasst. Explodierende Energie- und hohe Rohstoffpreise brachten die Braubranche dann aber zuletzt in Zugzwang.
Systemgastronomie im Vorteil
Besonders betroffen von den steigenden Preisen ist das Fassbier und somit die Gastronomie. „Die Schere zwischen Fass- und Flaschenbier geht immer weiter auseinander“, so Krevert. Durch den hohen Wettbewerb in der Region und die daraus entstehenden Angebote in den Getränkemärkten könne es durchaus sein, dass ein Gastronom für das Fassbier doppelt so viel bezahlt wie für die gleiche Sorte in der Flasche.
Christoph Krevert glaubt, dass die Gäste auch bereit sind, mehr für Bier zu bezahlen – wenn die Voraussetzungen stimmen: „Die Leute haben Lust auf gute Gastronomie. Der Preis kann natürlich ein Faktor sein, aber nicht der einzige.“ Vielmehr gehe es um das „Drumherum“ wie gutes Essen oder freundliche Bedienung. Bei Lokalitäten, die so etwas nicht bieten können, werde die Situation hingegen immer problematischer, ist Krevert überzeugt.
Als Beweis für seine These sieht er die Systemgastronomie, die aufgrund ihrer Konzepte in Verbindung mit einer zentralen Lage traditionell höhere Preise für Bier und andere Getränke verlangen können. Das, was für ein Bier verlangt werden könne, sei aber regional unterschiedlich.
Günstige Bierpreise
In der Gaststätte „Zum Alten Feld“ änderte sich trotz der Entwicklungen auf dem Biermarkt zuletzt nichts. „Wir haben die Bierpreise bisher nicht erhöht“, verrät Inhaberin Astrid Vogt. „Momentan bleibe ich bei den bestehenden Preisen.“ Es sei aber nicht klar, wie lange es noch bei aktuellen Preisen der Zulieferer bleiben kann. „Daher warten wir erstmal ab“, so Vogt. „Es ist unklar, wann wir selbst auf die höheren Kosten reagieren.“
Wie Getränkeunternehmer Christoph Krevert weiß auch die Gastronomin, dass der Spielraum für Preiserhöhungen regional unterschiedlich ist. Denn: „Selm ist, was die Bierpreise betrifft, im Vergleich zu Lüdinghausen und Lünen deutlich günstiger.“

Im „Lumberjack´s Diner“ ging es zuletzt nicht ohne eine Preiserhöhung des kühlen Gerstensaftes. „Wir haben die Preise moderat angezogen“, verrät Inhaber Christian Reimann. In seinem Lokal an der Kreisstraße seien steigende Bierpreise aber „eher ein sekundäres Problem“. Weil die wenigsten Gäste ausschließlich zum Biertrinken in das Diner kämen, tauche das Bier als Teil der Gesamtrechnung auf.
Craft-Bier
„Wenn ich essen gehe, gehört das Bier oder der Wein dazu“, so Reimann. Nirgendwo in der Selmer Gastronomie ist die Bier-Auswahl so groß wie im Lumberjack´s: Acht unterschiedliche Biere vom Fass, etwa ein Dutzend aus der Flasche können dort bestellt werden.
Darunter auch viele „Craft-Biere“ von kleineren Brauereien – die entsprechend teurer im Einkauf sind. „Unsere Biere sind gute Biere“, so der Gastronom. Hierfür würden die Gäste auch tiefer ins Portemonnaie greifen: „Das ist es den Leuten dann wert.“
Bei der jüngsten Preiserhöhung könnte es aber nicht bleiben. „Ich denke, das ist noch nicht zu Ende“, vermutet Christian Reimann. In die andere Richtung wird es nicht mehr gehen, ist der Gastronom überzeugt: „Preiserhöhungen, die jetzt durchgesetzt werden, werden auch nicht mehr zurückgenommen.“ Dennoch macht sich Reimann wegen der Bierpreise keine Sorgen um die Zukunft. „Nicht mehr als sonst in der Gastronomie“, scherzt er.