Porschefahrer greift Radfahrer in Cappenberg an Jaden (7): „Hatte Angst, dass er Papa wehtut“

Autofahrer greift Fahrradfahrer in Cappenberg an
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Für viele Menschen bedeutet das Osterfest Familienzeit. Dementsprechend versprach Lars Pongrac (40) seinem Sohn Jaden (7) aus Selm-Cappenberg, mit ihm am Sonntag (20. April) Fahrrad zu fahren. Doch aus der Fahrradtour wurde nichts – der mehrfache Familienvater wurde von einem Autofahrer angegriffen und ins Gebüsch gedrückt. „Ich habe danach versucht, Fahrrad zu fahren, doch es ging leider nicht“, sagt der 40-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.

Gegen 17.30 Uhr wollte das Vater-und-Sohn-Gespann mit der kleinen Radtour in Richtung des Cappenberger Schlosses starten. Als sie auf der Freiherr-vom-Stein-Straße unterwegs waren, hörten beide laute Motorengeräusche und quietschende Reifen aus Richtung Lünen. „Das Auto kam den Berg hoch und obwohl wir weiter weg waren, haben wir uns erschrocken, als es um die Kurve gefahren ist“, sagt Lars und Jaden ergänzt: „Das Auto ist fast umgekippt.“

Aufgeschriebenes Kennzeichen

Da es für Lars Pongrac so wirkte, als sei der Fahrer auf der Flucht, notierte er sich das Nummernschild des schwarzen Porsches. „Als der Fahrer das gesehen hat, hat er mitten auf der Straße angehalten“, erzählt er. Danach sei der Fahrer abgebogen und habe direkt vor ihm und seinen Sohn gehalten, sei ausgestiegen und auf den Familienvater zugegangen. „Zuerst habe ich gedacht, dass er nur reden will. Als er dann auf mich zugekommen und mich wütend angeguckt hat, wusste ich, jetzt passiert etwas“, so der 40-Jährige.

Seine Gedanken waren dabei allerdings nicht auf seine Sicherheit, sondern auf die seines Sohnes bedacht. „Ich wollte nicht, dass ihm auch noch etwas passiert, weil er nahe an der Straße stand und ich nicht auf ihn aufpassen konnte“, sagt er. Auch Jaden sagt: „Ich hatte Angst, dass er Papa wehtut.“

Freiherr-vom-Stein-Straße in Cappenberg
An dieser Stelle hielt der Porsche. Davor kam er aus der abknickenden Vorfahrtsstraße gefahren. © Konietzka

Mehrfach ins Gebüsch geschubst

Nachdem der Autofahrer Lars und Jaden erreicht hatte, hat er den 40-Jährigen am Kragen gepackt und rief: „Was machst du da? Lösch das sofort!“, erzählt der 40-Jährige. „Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das nicht löschen werde. Denn ich dachte mir nur, was wäre, wenn er wirklich jemanden vorher umgefahren hätte oder ähnliches“, so Lars Pongrac weiter. Er sei in diesem Moment nur froh gewesen sei, dass der Fahrer nicht sofort zugeschlagen habe.
Doch die Antwort des Cappenbergers erzürnte den Porschefahrer – er stieß den 40-Jährigen samt Fahrrad ins Gebüsch, wie Pongrac erzählt. „‚Warum packst du mich an?´, habe ich ihn gefragt und gesagt, dass ich die Polizei holen werde“, so der Cappenberger. Der Porschefahrer soll den Familienvater noch ein zweites Mal ins Gebüsch gestoßen und dabei den Arm verdreht haben, so der 40-Jährige. „Danach ist er weggefahren und hat gerufen, dass er dann herausfinden würde, wo wir wohnen“, sagt Pongrac.

Kleine Kratzer am Lenkrad und der etwas demolierte Fahrradsessel.
Bei dem Angriff wurde das Fahrrad von Lars Pongrac leicht beschädigt. © Konietzka

Anzeigen gegen Autofahrer

Auf Anfrage der Redaktion bestätigt die Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Unna, Jana Ebbinghaus, dass die Polizei eingeschaltet wurde. „Es wurde eine Anzeige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung gestellt“, sagt sie.

Nachdem die Polizei in Cappenberg war und die Aussagen von Pongrac aufgenommen hat, wollten Vater und Sohn die Radfahrt fortsetzen. „Aber das ging leider nicht, weil ich Schmerzen an der Schulter hatte“, so der 40-Jährige. Gegen 19 Uhr ging er ins Krankenhaus, wo er geröntgt wurde und die Ärzte Prellung im Bereich des Schlüsselbeins feststellten.

Zeichen der Zivilcourage

Tage nach dem Zwischenfall war dieser immer wieder Thema im Hause Pongrac. Gerade im Gespräch mit Jaden. „Wir haben ihm immer wieder gesagt, dass er keine Angst haben muss“, sagt der Familienvater. Und doch beschäftigt der Vorfall den Siebenjährigen weiter. Sein Vater erzählt, dass Jaden an einem Tag ganz aufgeregt war – vor allem wegen der Aussage, der Mann würde herausfinden, wo sie wohnen: „Da hat er mir erzählt, dass Mama die ganze Nacht nicht geschlafen hat, weil sie aufpasste, dass der böse Mann nicht kommt.“

Trotz der Verletzungen würde der 40-Jährige in dieser Situation nochmal genauso handeln wie an diesem Ostersonntag. „Diese Zivilcourage ist Teil der Werte, die ich im Unterricht einbinde und den Schülern, aber auch meinen Kindern mitgeben möchte“, sagt Pongrac, der Lehrer an einem Berufskolleg in Recklinghausen ist. Er möchte seinen Kindern ebenfalls beibringen, für sich und andere einzustehen, wenn sie Benachteiligungen aufgrund von Herkunft oder ähnlichem sehen. „Das mache ich eigentlich immer. Vorher schätzte ich aber ein, wie gefährlich die Situation ist. Wenn jemand mit einer Waffe hantiert oder Menschen bedroht, dann würde natürlich vorsichtiger handeln. Aber man darf auf keinen Fall weggucken und nichts machen“, findet Lars Pongrac.