
© Sylvia vom Hofe
Aus für Volksbankfiliale in der Selmer Altstadt nicht nur wegen Corona
Bank
Die Tage der Volksbankfiliale an der Ludgeristraße im Herzen der Altstadt sind gezählt. Am Mittwoch (15. 7.) hat die Volksbank Selm-Bork angekündigt, ihre einstige Hauptstelle zu schließen.
Wie es ist, vor verschlossener Tür zu stehen, wissen die Kunden der Volksbank bereits. Seit Mitte März waren die Serviceschalter der Filiale in der Selmer Altstadt geschlossen geblieben - wegen der Corona-Pandemie. Jetzt steht fest: Sie werden auch nicht mehr öffnen- Nicht nur wegen Corona.
„Auch losgelöst von den Effekten der Pandemie ist die Situation im Bankensektor gerade für regionale Banken unverändert schwierig.“ Das haben Martin Potschadel und Thomas Krotki, die beiden Vorstände des Geldinstituts, den Kunden der betroffenen Filiale geschrieben. Rund 5000 Selmerinnen und Selmer haben am Mittwochmorgen entsprechende Post im Briefkasten gefunden. Betreff: „Unsere Mitarbeiter ziehen um. Kommen Sie mit und erleben Sie Ihre digitale Regionalbank.“ Ein Erlebnis, auf das viele Adressaten gerne verzichtet hätten.
Potschadel: „Müssen Einsparpotenziale erzielen“
Martin Potschadel ebenfalls. Die wirtschaftliche Situation lasse aber nichts anderes zu. Dass die Zinsen im Dauertief in den nächsten fünf Jahren noch einmal steigen werden, hält er für unwahrscheinlich. „Wir müssen Einsparpotenziale erzielen und weitere Erträge erzielen“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Die Schließung der Filiale an der Ludgeristraße ist eine solche Sparmaßnahme.
Der Spareffekt wird sich erst nach und nach einstellen. Denn die Volksbank muss keine Miete zahlen für die Immobilie im Dorf, wie die Altstadt in Selm auch heißt. Das 1959 errichtete Haus ist ihr Eigentum. Drei Berater sind dort tätig. Zwei davon werden zum Oktober in die Hauptstelle an der Kreisstraße 38 wechseln. Die dritte Kollegin geht dann in den Ruhestand.
Seit Ende 2017 Servicezeiten eingeschränkt
Bereits im Dezember 2017 hatten die Kunden der Dorf-Filiale Post bekommen mit der Ankündigung von Veränderungen. Damals hatte die Volksbank die Servicezeiten eingeschränkt: Anstatt täglich, waren die Schalter für alltägliche Geldgeschäfte von da an nur noch zwei Mal die Woche geöffnet: montags und donnerstags.
Die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen, etwa dem Einzahlen und Abheben von Geld, sei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Menschen nutzen zunehmen das Selbstbedienungsangebot an den Automaten (drei davon stehen in der Filiale Ludgeristraße) oder machten Online-Banking von zu Hause aus, sagt Thomas Krotki. In den letzten Corona-Monaten habe es so viele Anträge auf Online-Banking gegeben wie das ganze Jahr zuvor nicht. Dennoch: Nähe soll nach Wunsch des Vorstandes weiter Markenzeichen der Volksbank bleiben.
Die Hauptstelle an der Kreisstraße 38 sei ja auch nicht weit weg, ergänzt Martin Potschadel. 1,7 Kilometer. „Und wir haben jetzt hinter dem Haus einen großen Parkplatz.“ Dennoch: Einen indirekten Ersatz will die Volksbank auch in der Altstadt schaffen. Das Beispiel dafür liefert Cappenberg.
Beispiel Cappenberg für Kooperationspartner
Dort hatte die Volksbank im Januar 2020 ihre SB-Filiale geschlossen und damit den letzten Geldautomaten des ganzen Ortsteils abgebaut: die Reaktion auf eine Automatensprengung zehn Wochen zuvor. Einen Bargeldservice bietet seitdem der Cappenberger Dorfladen für seine Kunden an. „So etwas planen wir auch in der Altstadt“, sagt Krotki. Ein Partner werde gerade gesucht.
Die Volksbank will die ab Oktober leer stehende Immobilie verkaufen: Nicht nur Geschäftsräume und eine kleine Wohnung, sondern auch der große Raiffeisensaal im Obergeschoss. „Den wollen wir gerne langfristig anmieten“,sagt Krotki. Denn auch wenn in der Hauptstelle an der Kreisstraße alle Bankgeschäfte ebenso gut abgewickelt werden könnten wie in der Filiale. Ein so großer Saal für Treffen der Mitglieder, Vertreter und Beschäftigten fehlt dort.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
