
EC-Karte, Debit-Karte oder Kreditkarte: Kunden haben heute viele Optionen an der Kasse. Mit dem Aus der Girokarte kommen für Christian Kokesch, Inhaber der Marktbuchhandlung in Selm, nun einige Probleme auf. © Günther Goldstein
Aus für EC-Karten: Selmer Händler zwischen ungewollter Akzeptanz und Ärger
Hohe Gebühren
Die Girocard mit Maestro-Funktion gehört bald der Vergangenheit an und soll durch Debitkarten ersetzt werden. Selmer Händler reagieren auf die Umstellung mit wenig Begeisterung. Schuld sind Gebühren.
„Einmal mit Karte, bitte“: Ein Satz, den Kassierer im Supermarkt, in Boutiquen und anderen Geschäften in den vergangenen Jahren immer häufiger hören. Gerade die Coronapandemie hat dieses kontaktlose Zahlen noch einmal in die Höhe getrieben. Auch Christian Kokesch, Inhaber der Marktbuchhandlung in Selm, beobachtet diesen Trend in seinem Geschäft. Doch aktuell blickt er mit Sorge und ein bisschen Ärger auf die Karten, die täglich durch das Lesegerät gezogen werden.
Denn die Girocard mit Maestro-Funktion steht vor dem Aus. Bis zum 1. Juli 2023 werden diese EC-Karten nicht mehr ausgegeben. Die Bankkunden erhalten dann eine sogenannte Debitkarte. Die Entscheidung fiel durch das amerikanische Unternehmen Mastercard, welches sein Maestro-System einstellt. Dieses ermöglicht normalerweise weltweit bargeldlose Zahlungen und das Abheben von Bargeld an Automaten. Für die Käufer ändert sich mit dieser Umstellung erst einmal kaum etwas. Doch Händler wie Christian Kokesch stehen nun deutlichen Problemen gegenüber.
Viermal so hohe Gebühren für die Händler
Mit einer Debitkarte gehen nämlich deutlich höhere Gebühren einher, die die Ladenbesitzer an die jeweiligen Dienstleister zahlen müssen. Der Handelsverband Deutschland geht von einer viermal so hohen Summe aus. Bei Kreditkarten ist die Gebühr dann noch höher angesetzt. „Das ist nicht gerade wenig und läppert sich mich der Zeit gewaltig. Am Ende zählt jeder Euro“, erklärt Kokesch. Begeistert sei er deshalb nicht gewesen, als die Nachricht zum EC-Karten-Aus an die Öffentlichkeit getreten ist.
Aber er weiß auch, dass man die Umstellung akzeptieren muss. „Uns bleibt ja keine andere Wahl.“ In diesem Zusammenhang kritisiert der Ladeninhaber auch die Monopolstellung von Mastercard. Das Unternehmen ist mit Visa an der Marktmacht, sodass EU-Bürger von den Systemen der US-amerikanischen Firmen abhängig sind. Ein eigenes europäisches Bezahlsystem gibt es hingegen nicht. „Das wurde komplett vergeigt. Bis Juli 2023 wird dahingehend auch nichts passieren“, ist sich Kokesch sicher.
Umstellung rein von der Technik her möglich
Eine ähnliche Meinung vertritt auch der Geschäftsführer des Kaufhauses Berken Mode & Mehr in Selm,: „Man hat keine Chance dagegen. Der Kunde wird hier mit Vorteilen gelockt, dass er keine Buchungsgebühren auf dem Konto hat. Dabei werden die Gebühren nur verschoben auf die Händler. Die Kartenausgeber stecken sich hier das Geld in die Tasche.“ Sich gegen eine Kartenzahlung in der heutigen Zeit zu stellen, schätzt er als schwierig ein.
Denn auch in dem Selmer Kaufhaus hat die Zahlung mit der Karte deutlich Überhand genommen. Zwei Drittel der Ware werde bargeldlos gezahlt, 80 Prozent würden hier mit einer EC-Karte zahlen, weiß der Geschäftsführer. An der Kasse können Kunden derzeit nur die Standardkreditkarten wie Visa- oder Mastercard nutzen. American Express gehe beispielsweise nicht, da hier die Gebühren immens hoch seien, so der Geschäftsführer.
Rein vom technischen Aspekt ist für die Geschäfte in Selm eine Umstellung unproblematisch. Hierbei gehe es dann einfach nur um eine Art Freischaltung, erklärt Christian Kokesch. Im Moment will er aber noch keinen genauen Plan für die kommenden Wochen und Monate aufstellen, sondern abwarten. „Das ist jetzt einfach noch zu früh. Wir gucken erst einmal, wie groß die Nachfrage sein wird, wenn sich die Karten weiterverbreiten.
Inhaber von Knümann bleibt erst mal entspannt
Auch bei Christian Reuter, Inhaber des Haushaltswarengeschäftes Knümann, steht kein wirkliches Konzept an. „Ich habe mir da noch keine großen Gedanken drüber gemacht. So weit bin ich noch nicht und bleibe erst einmal ganz entspannt.“

Christian Reuter (l.), Inhaber des Haushaltswarengeschäftes Knümann, sieht der Karten-Umstellung noch gelassen entgegen. © privat
Doch auch er stimmt den anderen Selmer Händlern zu, wenn es um die favorisierte Karte an der Kasse geht. „Am liebsten haben wir die EC-Karten. Am allerliebsten wäre uns aber natürlich Bargeld.“ Denn dann fallen keine Gebühren an. Die sind normalweise dreigeteilt. Einmal für das Lesegerät, einmal für die Transaktion und einmal für die Lastschrift bei der Bank.
Im Spielwarengeschäft Spielen und Träumen ist man ebenfalls gerade erst damit gestartet, sich mit einer möglichen Umstellung auseinanderzusetzen, so Mitarbeiterin Noemi Sandmann. Derzeit ist das Zahlen mit einer EC-Karte die einzige bargeldlose Option in dem Laden an der Südkirchener Straße. Sandmann betont aber, dass man durchaus auf Debit- und Kreditkarten erweitert, wenn dies von den Kunden gewünscht wird.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
