Auch Sterben wird immer teurer Selmer und Olfener kümmern sich früher um Bestattung

Auch Sterben wird teurer: Immer mehr kümmern sich früh um Bestattung
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Eine Beerdigung kurz nach dem Tod ist für die allermeisten selbstverständlich. Dass die Beisetzung auch zum großen Kostenfaktor wird, ist, wenngleich die persönliche Trauer für die Angehörigen an erster Stelle steht, eine nicht zu unterschätzende Entwicklung.

Umso wichtiger kann es werden, sich schon vorher mit dem Thema, das oft noch ein Tabu ist, auseinanderzusetzen. Frank Modler vom Selmer Bestattungshaus Himmel und Erde mit Filialen in Olfen und Ascheberg stellt hier vor allem seit Beginn der Coronapandemie durchaus eine Trendwende fest. „Die Leute machen sich immer mehr Gedanken und das nicht nur im hohen Alter, mittlerweile schließen wir pro Woche ein bis zwei Vorsorgeverträge ab“, unterstreicht er.

In der Vergangenheit sei es immer wieder dazu gekommen, dass die Angehörigen nachher debattierten, was die angemessene Beisetzungsform ist. Das kann leicht vermieden werden, wenn der oder die Verstorbene eine sogenannte selbstbestimmte Willenserklärung unterzeichnet hat. Dazu nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, zu Lebzeiten bereits Geld für die Bestattungskosten zu hinterlegen.

Särge wurden teurer

Doch trotz allem sind die Kosten auch im Zuge der allgemeinen Inflation gestiegen. „Die bekannte Zunahme der Holzpreise hat dazu geführt, dass die Särge einiges mehr kosten als noch vor drei Jahren“, berichtet Norbert Trogemann vom gleichnamigen Beerdigungsinstitut in Olfen. Vor allem in der ersten Jahreshälfte 2022 habe sich monatlich einiges verändert.

Änderungen gab es in den letzten 20 Jahren auch bei der bevorzugten Bestattungsform. Mittlerweile finden die meisten Beisetzungen als Feuerbestattung statt, die Überreste des Verstorbenen landen also in einer Urne. 70 bis 80 Prozent werden mittlerweile auf diese Weise beigesetzt. „Der Trend ist durch den Zuzug aus den Städten auch nach hier geschwappt“, erklärt Norbert Trogemann. Weil die Grabgebühren aufgrund der Nachfrage in diesem Bereich zugelegt haben, sei der Kostenunterschied zur Erdbestattung gar nicht mehr so erheblich, meint Frank Modler. „Eine günstige Erdbestattung gibt es heute auch bereits zum Preis einer Feuerbestattung“, stellt er klar.

690 Euro nicht realistisch

Doch bei ganz billigen Angeboten für eine Feuerbestattung sollte man aus seiner Sicht skeptisch sein. „Es gibt solche Lockangebote ab 690 Euro, aber dann fallen in der Regel noch zahlreiche Zusatzkosten an“, weiß der Selmer. Dazu zählen Gebühren für die Überführung, die Trauerfeier, die hygienische Versorgung, Kühlung oder Aufbewahrung. Himmel und Erde biete nur Pakete an, bei denen diese Posten inbegriffen sind, dementsprechend müsse man aber auf jeden Fall mit einem vierstelligen Betrag rechnen.

Frank Modler, der mit seinem Unternehmen rund 140 Bestattungen im vergangenen Jahr organisiert hat, stellt aber auch bei den selteneren Erdbestattungen fest, dass die meisten Angehörigen in Selm auf ein sogenanntes Rasenplattengrab setzen. „Auch hier haben die Preise wegen der erhöhten Nachfrage ein bisschen angezogen“, denn die Marmorplatte habe den Vorteil, dass man das Grab nicht regelmäßig pflegen muss.

Norbert Trogemann und seine Frau Ute haben Urnen in den verschiedensten Varianten im Angebot. Die Mehrheit setzt inzwischen auf eine Feuerbestattung.
Norbert Trogemann und seine Frau Ute haben Urnen in den verschiedensten Varianten im Angebot. Die Mehrheit setzt inzwischen auf eine Feuerbestattung. © Bastian Becker

Sterbegeldversicherung kann helfen

Eine Sterbegeldversicherung kann einen wichtigen Teil der Bestattungskosten abdecken. „Gerade für jüngere Menschen kann das sehr sinnvoll sein, weil man wesentlich geringere Monatsbeiträge zahlen muss, teilweise sind das nur fünf Euro pro Monat“, hält Frank Modler den Abschluss einer derartigen Police in den meisten Fällen für empfehlenswert.

„Unter Renditegesichtspunkten gibt es sicherlich rentablere Geldanlagen. Aber der Abschluss einer Sterbegeldversicherung kann durchaus sinnvoll sein, unter anderem weil nach einer gewissen Wartezeit (je nach Anbieter verschieden) von zum Beispiel 18 oder 24 Monaten im Fall des Todes der volle Betrag zur Verfügung steht. Auch ist eine Sterbegeldversicherung (bei eindeutiger Zweckbindung) als Bestattungsvorsorge geschützt, wenn man später einmal Sozialleistungen zum Beispiel zur Pflege beantragen muss“, erläutert Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Aeternitas e.V.

Sozialbestattung möglich

Wer verpflichtet ist, die Bestattungskosten zu tragen – in der Regel sind das die nächsten Angehörigen der Verstorbenen – , das nötige Geld für eine Beerdigung aber nicht aufbringen kann, erhält Unterstützung vom Sozialamt. Bei einer Sozialbestattung werden die Kosten für ein Reihengrab übernommen. Hinzu kommen auch die Bestatterkosten mit den notwendigen Überführungen, der hygienischen Versorgung, dem Einkleiden und Einbetten. „Die Sozialbestattung (bzw. die Übernahme der Kosten der Bestattung) müssen die Angehörigen selbst beantragen, die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen werden dann überprüft“, erklärt Alexander Helbach.

Die Verbraucherinitiative Aeternitas erfasst die üblichen Kostenpunkte und Preise bei einer Bestattung auf einen Blick. Die Preise sind dabei abhängig von den individuellen Wünschen sowie den Anbietern – sie können deshalb erheblich schwanken. „Ich vermute, dass die Inflation im Bereich Bestattung mit einer gewissen Verzögerung erst dieses Jahr richtig durchschlagen wird“, ordnet Alexander Helbach ein.

In diesem Café am neuen Standort in Olfen bietet "Himmel und Erde" auch Trauerfeiern an.
In diesem Café am neuen Standort in Olfen bietet "Himmel und Erde" auch Trauerfeiern an. © Himmel und Erde

Kosten sehr breit gefächert

Gebühren für Urkunden

  • Leichenschau: 100–250 Euro
  • Sterbeurkunde (Erstausführung): 7-12 Euro
  • Zweite Leichenschau vor Einäscherung: 50-150 Euro

Friedhofsgebühren

  • Beisetzungsgebühr: 100-1800 Euro
  • Trauerhallennutzung: 40-600 Euro
  • Erdreihengrab: 450-1700 Euro
  • Erdwahlgrab: 750-2900 Euro
  • Urnenreihengrab: 150-1600 Euro
  • Urnenwahlgrab: 300–2600 Euro
  • Träger (Urne einer, Sarg vier): 20-400 Euro
  • Einäscherung: 200-600 Euro
  • Grabmalgenehmigung: 20-250 Euro

Bestatterleistungen

  • Sarg für Erdbestattung (inkl. Auskleidung): 600-5500 Euro
  • Sarg für Feuerbestattung (inkl. Auskleidung): 500-4000 Euro
  • Schmuckurne: 60-1100 Euro
  • Kissen, Decken (Sarg): 40-290 Euro
  • Totenbekleidung: 40-150 Euro
  • Ankleiden und Einbetten: 60-180 Euro
  • Hygienische Versorgung der verstorbenen Person: 60-300 Euro
  • Überführung, innerörtlich (inkl. Personal): 130–300 Euro
  • Aufbahrung, Dekoration in der Trauerhalle: 90-600 Euro
  • Grabkreuz: 60-180 Euro
  • Formalitäten und Verwaltung: 80-350 Euro
  • 30 Trauerbriefe ohne Porto: 60-180 Euro

Steinmetzleistung

  • Neuer Grabstein: 500-5000 Euro
  • Neue Einfassung: 450-1550 Euro
  • Inschrift (30 Buchstaben): 230-1600 Euro

Gärtner-/Floristenleistungen

  • Kranz: 80-450 Euro
  • Blumenbukett für Sarg/Schmuckurne: 70-350 Euro
  • Provisorische Grabanlage: 80-500 Euro
  • Erste dauerhafte Grabanlage: 200-1000 Euro
  • Dauergrabpflege: 2400-10.500 Euro

Weitere Leistungen Dritter

  • Musikalische Gestaltung: 30-600 Euro
  • Trauerredner (weltlich): 100–500 Euro
  • Trauermahl: 250–1500 Euro
  • Zeitungsanzeige: 100–1200 Euro

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