
© Viktoria Michelt
Anwohner am Zechenbusch machen sich um ihr Wäldchen Sorgen
Bauplanung
Noch können ihre Kinder in dem kleinen Wäldchen am Zechenbusch spielen. Doch die Anwohner haben eine große Sorge: Was passiert wirklich mit den Bäumen, wenn dort gebaut wird?
„Das ist doch nur der Anfang vom Ende von unserem Wäldchen“, sagt Werner Scholten. Er steht mit mehreren Anwohnern vom Zechenbusch vor dem kleinen, durch den Regen matschigen, Waldweg. Dort, wo bald eine 13,5 Meter breite Einfahrt zum zukünftigen Kindergarten und den Mehrfamilienhäusern entstehen soll.
Er zeigt besorgt auf die vielen Bäume rechts und links vom Waldweg, die mit einem orangenen Punkt versehen sind. „Die sollen alle weg“, sagt er. Mehr als zwanzig Bäume seien es, die Anwohner haben sie gezählt. Auch Stephanie Schleiff zeigt sich besorgt: „Wenn dort am Ende nur noch fünf bis zehn Bäume stehen, dann ist das doch kein Wald mehr. Dann fühle ich mich ehrlich gesagt ganz schön veräppelt.“
Bäume haben wegen Trockenheit starke Schäden
Die Bäume haben durch den trockenen Sommer Hitzeschäden, heißt es von Seiten der Stadt. Auch das Forstamt habe bestätigt, dass diese Bäume gefällt werden müssten. „Natürlich muss die Stadt die Sicherheit der Selmer gewährleisten, aber die Bäume stehen ja nach Orkantief Sabine auch immer noch“, so Schleiff.
Auch die neunjährige Viola macht sich Gedanken um ihren Wald. „Wir bauen da unsere Tipis und spielen alleine darin“, erklärt sie. Denn in den großen Wald darf sie noch nicht alleine. „Da kenne ich mich auch nicht gut aus“, sagt sie. Für sie ist das kleine Wäldchen zum Spielen mit den Freundinnen und Freunden perfekt.

Viola (9 Jahre) und Jula (10 Jahre) spielen oft in ihrem Wäldchen und haben dort auch schon ihr eigenes Tipi gebaut. © Viktoria Michelt
Die anderen Anwohner sind sich in diesem Punkt einig: Auch sie haben schöne Kindheitserinnerungen an den Buchenwald. Aktuell sei das gesamte Viertel im Wandel: Immer mehr Familien mit kleinen Kindern zögen in die Gegend - Kinder, die in dem Wäldchen gut spielen könnten.
Klimakonzept der Stadt solle eingehalten werden
„Die Stadt hat ein langes Klimakonzept entwickelt, auf der anderen Seite reißen sie hier die Bäume aus“, beschwert sich Anwohnerin Birgit Matera. Für Parkplätze würden Bäume gefällt, obwohl es nach Meinung der Anwohner auch am Straßenrand genug Parkplätze gäbe.
Zudem tue sich beim Thema Autos für die Anwohner noch ein weiteres großes Problem auf. „Vollhorror“, könnte das Verkehrschaos rund um die Kita werden. 70 Kinder sollen dort in vier Gruppen Platz haben. Auch hier müsse man die Straßen- und Verkehrsführung gut regeln, sagen die Anwohner.
Frage, wo neue Bäume gepflanzt werden sollen
Und auch noch eine Sorge haben sowohl Werner Scholten als auch andere Anwohner: „Die Stadt Selm sagt, es sollen neue Bäume kommen. Aber wer sagt, dass das dann auch in unserem Wäldchen passiert und nicht auf irgendeinem anderen städtischen Areal?“

Hans Klimke (links) und Werner Scholten (rechts) wissen genau, welche Bäume in ihrem Wäldchen am Zechenbusch gefällt werden sollen - und zwar alle mit einem orangenen Punkt. © Viktoria Michelt
Zudem hoffe er nicht, dass irgendwann nur noch so wenige Bäume im Wäldchen stehen, dass nicht mehr das Forstamt, sondern die Stadt Selm dafür zuständig sei. Das bestätigt auch Birgit Matera. „Wir haben einfach Angst, dass der Wald dadurch schleichend verschwindet und irgendwann ganz weg ist.“
Bürger wollen mit einbezogen werden
Für die Zukunft haben die Selmer ganz konkrete Wünsche: „Zusagen müssen eingehalten werden und nichts darf sich daran plötzlich ändern“, erklärt Werner Scholten. Der Wald solle erhalten bleiben und die Stadtverwaltung die Anwohner einbeziehen. „Wir machen uns schließlich jeden Tag Gedanken und vielleicht sind unsere Ideen zu dem Thema ja auch gut“, sagt Birgit Matera.
Klar ist, dass die Anwohner nicht aufgeben wollen. Sie haben sich von Anfang an für ihr Wäldchen eingesetzt und werden dies auch weiterhin tun, meint Scholten. „Wir kümmern uns darum, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, unser Wäldchen zu erhalten.“
Ich liebe es, auch die unscheinbarsten Geschichten zum Leben zu erwecken – deswegen studiere ich Journalistik an der TU Dortmund und bin begeisterte Lokalreporterin, immer einer interessanten Geschichte auf der Spur.
