Als es noch über 20 Gaststätten in Bork gab Geschichte der Kneipen im Dorf

Als es noch über 20 Gaststätten in Bork gab: Geschichte der Kneipen im Dorf
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Noch mal eben auf ein Pils „zu Mia“ oder nach der Sonntagsmesse für einen Schnaps zu Bleckmann, Fork oder Bollerott: Die Zeiten, in denen das in Bork für viele Menschen absoluter Alltag war, sind längst vorbei. Über 20 Gaststätten hat es zu Hochzeiten in Bork gegeben - die meisten davon gibt es heute nicht mehr.

Einen genauen Blick auf die Kneipen-Geschichte des Dorfes hat jetzt Bernd Schomaker geworfen. Im BorkBuch widmet er den Lokalen im Ort ein eigenes Kapitel. Schließlich gibt es auch eine Menge Orte, auf die zurückgeblickt werden kann. Hier nur vier kleine Beispiele.

Gaststätte im alten Bahnhof

So hat der Borker Bahnhof mal ausgesehen. Die Gebäude sind seit den 80er-Jahren abgerissen.
So hat der Borker Bahnhof mal ausgesehen. Die Gebäude sind seit den 80er-Jahren abgerissen. © Heimatverein Bork

Den Bahnhof in Bork gibt es zwar noch, er sah aber mal ganz anders aus als heute. Immer weniger Einheimische, so erklärt es Bernd Schomaker, erinnern sich noch an die Gaststätte, die dort einmal war. „Das Stationsgebäude wurde 1889 weit außerhalb des Ortskerns errichtet. Inhaber der im Wartesaal untergebrachten Bahnhofsgaststätte war lange Jahre Jupp Hartmann. Auf einem Deckenbalken war der Spruch ,Ein frischer Trunk gibt Mut und Stärke zum neuen Tagewerke‘ zu lesen. Durch den hohen Bedarf an Arbeitskräften in den Zechen und der Stahlindustrie des Ruhrgebiets waren die Züge an der Eisenbahnlinie Dortmund-Lünen-Gronau-Enschede vor allem im Berufsverkehr proppenvoll - entsprechend hoch war zum Feierabend der Umsatz der Bahnhofswirtschaft“, heißt es in dem BorkBuch.

Vor allem in der Nachkriegszeit wurde der Bahnhof zum beliebten Treffpunkt. Legendäre Tanzabende sollen dort stattgefunden haben. Bis 1970. Da entschied sich die Bundesbahn, das Stationsgebäude in Bork aufzugeben. Es wurde anderweitig vermietet. 1983 ist der gesamte Komplex am Bahnhof dann abgerissen worden.

Der Schürenberger Hof

Der Schürenberger Hof ist seit 2008 an dem LWL verpachtet.
Der Schürenberger Hof ist seit 2008 an dem LWL verpachtet. © Malte Woesmann (Archiv)

Eine Gaststätte, die wahrscheinlich noch präsenter ist in der der Erinnerung vieler Borkerinnen und Borker, ist der Schürenberger Hof. Das Gebäude liegt idyllisch zwischen Bork und Lünen und wurde lange als Gasthof und Hotel betrieben.

Gebaut worden ist es vom Landwirt Berhard Göcke und seiner Frau Hedwig, wie das BorkBuch informiert. „Neben dem Gasthof gab es einen aufgeschütteten Berg, auf den eine Sommerrodelbahn gebaut werden sollte. Bis auf die Verlegung von Schienen hat das Vorhaben aber keinen Fortschritt gemacht. Von der Startplattform hatte man einen weiten Blick über die Landschaft“, so Bernd Schomaker.

In und an dem Betrieb war immer viel los. Als „Auf und Ab“ wird das im BorkBuch beschrieben. „Auch die Ansiedlung einer Minigolfbahn, eines Trimm-Dich-Pfades und die Möglichkeit zu Ponyreiten konnten langfristig keine Kontinuität ins Geschäft bringen. So wurde der Betrieb letztendlich geschlossen.“

Das Gebäude steht aber noch. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Haus und das umliegende angemietet und dort seit 2008 eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche eingerichtet.

Haus Sonnenland

Das Haus Sonnenland in Netteberge war einst ein beliebtes Ausflugsziel.
Das Haus Sonnenland in Netteberge war einst ein beliebtes Ausflugsziel. © Heimatverein Bork

Den schönen Namen „Haus Sonnenland“ trug eine Freizeitanlage in Netteberge. Sie lag zwischen Haus Berge und Sandkuhle - nur noch der Teich erinnert heute an die einst mit so viel Leben gefüllte Anlage. Von der Zeche Hermann hatte der Reichsbund der Kinderreichen im Jahr 1930 23 Morgen Land (circa 9 Hektar) gekauft. In den Jahren darauf entstand ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

„Zum Anwesen gehörten neben dem Wohnhaus für den Pächter auch ein Saal, eine offene Halle und ein Kleinkaliber-Schießstand. Auf einem künstlich angelegten See mit kleiner Insel standen zwei Boote für Ruderpartien zur Verfügung“, erklärt Bernd Schomaker.

1933 musste der Bund der Kinderreichen das Haus aufgeben: Die NSDAP übernahm es. Erst nach dem Krieg ging es zurück an die Erbauer. „Der Gastwirtschaftsbetrieb wurde jedoch nicht wieder aufgenommen“, wie das BorkBuch erklärt. 1959 ist das gesamte Anwesen an einen Privatmann verkauft worden.

Alt Bork

Ewringmann, Lütke-Holz, Repovs - der Gasthof Alt Bork hatte im Laufe der Zeit einige Namen.
Ewringmann, Lütke-Holz, Repovs - der Gasthof Alt Bork hatte im Laufe der Zeit einige Namen. © Heimatverein Bork

Mitten im Dorf lag die Kneipe, dessen Schließung im Jahr 2016 wohl vielen Borkerinnen und Borkern weh getan hat: Alt Bork. Fast 200 Jahre dauerte ihre Geschichte. „Bereits 1818 hatte Anton Schumacher ein Wohnhaus, ein Brauhaus, einen Speicher, einen Pferdestall und diverse Stallungen mitten im Dorf, heute Hauptstraße 25. In den Stallungen war von 1904 bis in die 1030er-Jahre eine Staatliche Deckstation des Landgestüts Warendorf untergebracht. Bekannt ist vielen älteren Borkern das ,Malchen von Vinnum‘, eine Stute, die regelmäßig zur Deckstation kam und später als Figur auf einem Holzsockel in der Gaststätte einen Ehrenplatz hatte“, so Bernd Schomaker.

Verschiedene Inhaber hatte der Gasthof im Laufe der Jahre. „Nachfolger von Ewringmann wurde erst Rudolf Lütke-Holz und dann Alfons Lütke-Holz. Nach dessen Tod 1971 setzten die Witwe Maria Lütke-Holz, geborene Bleckmann, und ihr Sohn Rudi die Tradition noch bis 1979 fort. Dann kauften Dieter und Maria Repovs den Besitz. Unter dem Namen Alt Bork betrieb Maria Repovs die Gaststätte mit Kegelbahn und Sall bis zur Übernahme durch ihre Tochter Andrea.“

2016 wurde die Kneipe geschlossen und der Ortskern von Bork hatte keine Kneipe mehr.

Mehr Infos im BorkBuch

Das galt aber nicht für lange. „Drei Monate nach Schließung der Gaststätte Alt Bork eröffnete das Haus Dörlemann am 23. März 2017 wieder die Türen. Initiator war die Interessengemeinschaft Borker Bürger (IGBB), Betreiber wurde Erdal Macit, von beruf eigentlich Lehrer“, so Bernd Schomaker. Das Haus Dörlemann hat ebenfalls eine lange Tradition Gaststätte, die mit der Neueröffnung jetzt wiederbelebt wurde.

„Lange Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, waren die klassischen Wirtshäuser der Mittelpunkt des Dorflebens. Ob Hochzeit, Frühschoppen oder Sonntagsschmaus, ob Schützenfest oder Faschingstanz - viele Einwohner trafen sich dort regelmäßig in geselliger Runde. Zugleich waren die Gaststätten wichtige Abnehmer örtlicher Metzger und anderer Betriebe“, ist im BorkBuch nachzulesen. Dort finden sich auch noch viele weitere Details zu den einst über 20 Gaststätten des Dorfes.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist ursprünglich am 23. Dezember 2022 erschienen. Wir haben ihn jetzt erneut veröffentlicht.

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