Abrechnungsaffäre im Kreis Unna Werner Sell bald wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht

Abrechnungsaffäre im Kreis Unna: Werner Sell bald wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht
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Betrug in zehn Fällen wird dem Ratsmitglied Werner Sell (fraktionslos) aus Selm vorgeworfen. Dafür wird er sich am Freitag (8. November) vor Gericht verantworten müssen. Wie im Zuge der Abrechnungsaffäre im Kreis Unna herauskam, soll auch er im Zeitraum von 2017 bis 2020 Aufwandsentschädigungen für die Teilnahme an Sitzungen fehlerhaft abgerechnet haben - zu seinem eigenen Vorteil.

Das zuständige Amtsgericht in Lünen erklärte auf Anfrage der Redaktion, dass sich der mutmaßliche Schaden laut Anklageschrift auf rund 2000 Euro belaufen soll. Konkret vorgeworfen wird Sell, dass er Verdienstausfallzahlungen für mehrere Sitzungen bekommen habe, die parallel stattgefunden haben.

Bis 2020 war Werner Sell Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag, bis heute ist er gleichzeitig Ratsherr in Selm. Bei der Kommunalwahl 2020 hatte er das Mandat für den „Wir für Selm“ bekommen, sich nach dessen Auflösung aber der SPD-Fraktion angeschlossen. Die wiederum hatte ihm nach Bekanntwerden der Vorwürfe 2022 gebeten, die Fraktion zu verlassen. Seitdem ist er fraktionsloses Ratsmitglied.

Sell spricht von „Schlampereien“

Zu den Vorwürfen hat er sich schon mehrmals öffentlich geäußert. Es seien Übertragungsfehler oder „Schlampereien“ passiert, sagte er. Dass er sich vorsätzlich betrogen habe, streitet Sell aber ab. Allenfalls fahrlässiges Verhalten könne ihm vorgeworfen werden. Mit Blick auf den Prozessbeginn gebe es noch viele „Ungereimtheiten“.

Für die Verhandlung ist bislang nur ein Termin angesetzt - der 8. November ab 10 Uhr. Im Saal 127 des Amtsgerichts Lünen werden dann der vorsitzende Richter Ulrich Oehrle und zwei Schöffen voraussichtlich schon das Urteil sprechen. Mehrere Zeugen sollen vorher gehört werden.

In einer Stellungnahme hatte Werner Sell im April gesagt: „Mein Anwalt und ich sich sind absolut überzeugt, dass ich freigesprochen werde.“

Verfahren gegen Küpper eingestellt

Schon im Oktober stand ein anderes Selmer Ratsmitglied im Zuge der Abrechnungsaffäre in Lünen vor Gericht: Marion Küpper (Grüne). Ihr war 59-facher gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen worden, durch den sie rund 10.000 Euro an Verdienstausfallzahlen zu Unrecht bekommen haben soll. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt. Die falsch abgerechnete Summe muss sie aber ausgleichen und 7100 Euro an die Kreiskasse zurückzahlen.