Mann (96) tot in Bork gefunden: Obduktion bringt keine Klarheit Senior hatte auf Tochter geschossen

Mann (96) in Bork tot gefunden: Obduktion bringt keine Klarheit
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Mitte Dezember haben Polizeibeamte den 96-jährigen Bewohner eines Hauses an der Netteberger Straße in Bork tot im Vorgarten gefunden. Rund vier Monate vorher hatte er in dem Ortsteil von Selm viermal auf seine Tochter geschossen, war zunächst in Untersuchungshaft gekommen, dann aber wieder nach Hause „entlassen“ worden. Denn laut Staatsanwaltschaft bestand keine Fluchtgefahr. Verdunkelungsgefahr oder Wiederholungsgefahr hatte der Haftrichter ebenfalls nicht gesehen. Da nicht gegen Tote ermittelt wird, gibt es auch keinen Prozess. Doch der Fall beschäftigt die Behörden immer noch.

Wie Staatsanwältin Maribel Andersson Ende 2024 erklärte, müsse bei im Freien gefundenen Leichen immer eine Obduktion durchgeführt werden. Die, berichtet sie jetzt auf Anfrage, sei bei dem Leichnam nun abgeschlossen. Doch die Todesursache des Seniors „konnte noch nicht hinreichend geklärt werden“. Es sei „weiterhin unbekannt, ob er an einem natürlichen oder nicht natürlichen Tod gestorben ist“, so Andersson.

Sie fügt aber gleichzeitig hinzu, dass es „keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden“ gegeben habe. Der Senior hatte laut der Staatsanwältin einige Hautschürfwunden, die aber vom Sturz im Vorgarten gekommen sein könnten. „Die waren nicht todesursächlich. Er lag ja draußen auf dem Boden.“ Die Obduktionsbefunde könnten zudem einen „Tod durch Unterkühlung“ ausschließen, so Andersson. Heißt: Der Borker hatte wohl nicht mehrere Stunden im Dezember im Freien gelegen und ist dann durch die winterlichen Temperaturen gestorben.

Borker hat sich nicht selbst erschossen

Hatte der 96-Jährige womöglich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten? Solche Todesursachen lassen sich bei einer Obduktion durch makroskopische sowie mikroskopische Analysen feststellen und, sie fallen unter den „natürlichen Tod“. Also ein Tod aus „krankhafter innerer Ursache unabhängig von rechtlich relevanten äußeren Einflussfaktoren“, heißt es in einem Gutachten des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Dem gegenüber seien „alle Todesfälle als nicht natürliche Todesfälle zu klassifizieren, die auf eine von außen auf den Körper einwirkende Ursache zurückgeführt werden können oder bei denen eine äußere Einwirkung den zum Tode führenden Verlauf mitbeeinflusst hat“, erklären die Verfasser. Dazu zählen die „absichtlichen oder unabsichtlichen Tötungen, alle Selbsttötungen und auch Todesfälle aufgrund von Unfallereignissen“, so das Gutachten.

Einen Suizid mit einer Waffe verneint die Staatsanwältin auf Nachfrage der Redaktion eindeutig. „Wenn er sich erschossen hätte, wüsste ich das.“ Zum Hintergrund: Im September 2024 hatte der 96-Jährige mit einer mindestens 79 Jahre alten Wehrmachtswaffe viermal auf seine Tochter geschossen. Bei der Durchsuchung des Hauses wurden noch weitere Waffen gefunden und beschlagnahmt, teilte Andersson vergangenes Jahr mit.

Toxikologische Untersuchung angeordnet

Aufgrund der ungeklärten Todesursache hat die Staatsanwältin nun eine toxikologische Untersuchung angeordnet. Dabei wird analysiert, ob der Gestorbene giftige Substanzen - also Drogen, Medikamente, Gifte, Alkohol oder chemische Substanzen - im Körper hatte. Die zuständigen Mediziner entnehmen im Regelfall verschiedene Proben aus dem Körper. Dazu gehören Blut, Urin, Leber, Nieren, Mageninhalt und manchmal auch Haare oder Speichel.

Maribel Andersson geht aber davon aus, dass es sich im Fall des Angeklagten „nicht um eine Vergiftung“ handelt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden am Ende Aufschluss darüber geben können, doch damit rechnet die Staatsanwältin erst in einigen Wochen. „Wir haben vier Monate als Zeitraum für die Ergebnisse angegeben“, erklärt sie. Ob der Fall des 96-Jährigen danach endgültig zu den Akten gelegt wird, hänge von dem finalen Befund ab. Wenn die zuständigen Mediziner auch hier nichts Auffälliges finden sollten, werde es wohl keine weiteren Untersuchungen geben, so Andersson. „Dann ist das Thema durch.“