65 Jahre verheiratet Horst Pollozek reiste bis nach Spanien, um seine Frau zu treffen

Horst Pollozek reiste bis nach Spanien, um seine Frau zu treffen
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Bis nach Spanien fuhr Horst Pollozek, um seine Frau zu finden. Anstifter war ein Arbeitskollege. Heute vor 65 Jahren heirateten Horst und Josefa in Barcelona.

Mit 14 Jahren flüchtete Horst Pollozek 1945 aus Oberschlesien in westliche Richtung. Wie so viele aus dem Osten, hatten er, seine Mutter und drei weitere Geschwister eine abenteuerliche Reise hinter sich. Ende April 1946 kamen sie nach Duderstadt. Später zogen sie nach Frankfurt am Main, wo er eine Arbeitsstelle in einer Werkzeugfabrik als Fräser fand. Dort knüpfte er schnell Kontakt mit einem spanischen Arbeitskollegen. Bei den häufigen privaten Treffen lernte Horst Pollozek auch dessen Frau kennen. Er war von ihr sehr beeindruckt und erfuhr, dass diese noch vier weitere Schwestern hatte. Ein Glück für ihn, dass die jüngste, Josefa, noch nicht verheiratet war. Also machte er sich 1957 auf die lange Reise nach Barcelona. Es sollte nicht seine letzte sein.

Horst und Josefa an ihrem Hochzeitstag in Barcelona.
Horst und Josefa an ihrem Hochzeitstag in Barcelona. © privat

„Die Fahrten mit dem Bus waren immer abenteuerlich“, erinnert sich Horst Pollozek. Einmal wurde sogar der Fahrer an der spanischen Grenze wegen Schmuggels festgenommen und der Bus beschlagnahmt. Pollozek blieb nichts anderes übrig, als mit dem Taxi nach Barcelona zu fahren, denn er wurde schon erwartet.

Über die Kontakte seines Arbeitskollegen wohnte er bei der Familie seiner zukünftigen Frau. Josefa war als Telefonistin angestellt und zeigte ihm in ihrer Freizeit die Stadt. Beide verliebten sich ineinander und beschlossen zu heiraten. Doch im erzkatholischen Spanien musste Horst nachweisen, dass er katholisch ist. Er besorgte sich seine Taufurkunde von der polnischen Großmutter. „Die Urkunde war auf Polnisch und zum Glück in Latein geschrieben – das reichte aus“, schmunzelt Pollozek.

Schreckliches Heimweh

Am 18. Juli 1958 heirateten sie in Barcelona. „Die kirchliche Trauung war schon möglichst früh, um 10.30 Uhr, damit wir nicht in der Mittagshitze unterwegs waren.“ Es wurde eine große Hochzeit im Kreise der Familie der Braut. Nach der Hochzeit wohnten sie beide als Untermieter in einem Zimmer bei seiner Mutter in Frankfurt. „Ich hatte schreckliches Heimweh“, erinnert sich Josefa. Nach einem Monat musste sie wieder nach Spanien fahren. Doch sie kam wieder zurück. Es war für sie hilfreich, dass ihre Mutter bei der Schwester in Deutschland acht Monate blieb. „Ohne Mutter war es schlimm“, sagt Josefa.

1960 wurde ihr erstes Kind, Arturo, geboren. Die Wohnverhältnisse waren sehr beengt, weswegen der kleine Sohn eine Zeit lang in Spanien bei seinen Verwandten lebte. 1963 zog die kleine Familie in ihre erste eigene Wohnung. Es folgte noch eine Tochter.

Zwei Kinder, zwei Enkel, zwei Urenkel

Mittlerweile wechselte Horst zur Degussa Chemiefabrik und blieb dort bis zum Renteneintritt. Mindestens zweimal im Jahr fuhr Josefa mit den Kindern nach Spanien. Seit drei Jahren wohnen die Eheleute nun in Selm. Sohn Arturo fand hier Arbeit und holte die Eltern zu sich. Sie haben hier eine geräumige Wohnung und fühlen sich sehr wohl.

Die Mieten sind hier wesentlich niedriger als in Frankfurt, stellten sie fest. Sie freuen sich, dass für sie die Geschäfte, Ärzte und der Bäcker leicht erreichbar sind. Der Jubiläumstag wird heute fröhlich gefeiert. Zwei Kinder, zwei Enkel und zwei Urenkel gratulieren dem Hochzeitspaar zu ihrer 65-jährigen Treue zueinander.