50 Wohnungseinbrüche in Selm und Umgebung Angeklagte mieteten Tatfahrzeuge, Zugriff durch SEK

50 Wohnungseinbrüche: Angeklagte mieteten Tatfahrzeuge, Zugriff durch SEK
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In der Adventszeit 2023, zwischen dem 5. und 8. Dezember, kamen die Einbrecher nach Selm. Davor und danach waren sie monatelang im Rheinland, im Ruhrgebiet und im Münsterland unterwegs. Bevor die Polizei sie Anfang Februar 2024 hochnahm, hatten die Ermittler sie offenbar schon im Visier. Das wurde am Freitag vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Münster deutlich. Eigentlich sollten die Anwälte an diesem Tag ihre Plädoyers vortragen. Doch dazu kam es nicht, weil die Kammer noch eine Reihe von Zeugen hören musste.

Obwohl das Gericht und die Staatsanwältin mit den drei geständigen albanischen Angeklagten eine sogenannte Verständigung geschlossen hatten, wird die Beweisaufnahme akribisch zu Ende gebracht. Denn es geht nicht nur um die im Deal festgelegten Strafrahmen zwischen fünfeinhalb und sieben Jahren. Vielmehr ist auch der Wertersatz zu ermitteln, den die Täter für die Beute ihrer 50 Wohnungseinbrüche leisten müssen. Und da nannte der Vorsitzende Richter vorläufig Summen von 129.000 bis 166.000 Euro für die drei Männer.

Zeugen erkannten die Täter

Zudem hat der vierte Mann, ein wegen Beihilfe angeklagter Kosovare mit deutschem Pass, keinen Deal geschlossen. Deshalb waren die Zeugenaussagen am Freitag von Interesse. Denn während die drei Albaner offenbar wenig Deutsch verstehen, beherrscht der vierte Angeklagte die Sprache sehr wohl. Er soll den anderen bei der Ausleihe der Tatfahrzeuge geholfen haben.

Dies geschah immer bei der Bochumer Filiale einer großen Mietwagen-Kette. Einige Mitarbeiter dieser Firma sagten aus. Mehrere erkannten einen der Albaner, der mit seinem Führerschein und seiner Kreditkarte die Wagen gemietet hatte. Eine Mitarbeiterin identifizierte auch den vierten Mann, der als Dolmetscher fungiert haben soll. Die teilweise hohen Mietpreise für die Autos spielten laut Zeugin keine Rolle: „Die haben immer alles bezahlt.“

Treffen in Bochumer Café

Einen oder mehrere dieser Mietwagen statteten die Ermittler irgendwann mit Wanzen aus, als sie die Einbrecher schon per Telefonüberwachung und Funkzellenortung unter Beobachtung hatten. Dabei konzentrierte sich rasch alles auf Bochum. Hier wohnten zwei der vier Angeklagten. Hier starteten sie in der Regel gegen 18.30 Uhr zu ihren Einbruchszügen durch ganz NRW. Und hier trafen sie sich öfter in einem Café, möglicherweise auch mit noch unbekannten Mittätern.

Eine frühere Angestellte nannte einen der Albaner den „Zahnlosen“, weil sie dessen Namen nicht kannte. Einmal fand in dem Café eine Razzia statt, bei der 18 Personen kontrolliert wurden. In Bochum nahm ein SEK schließlich auch die Täter fest, nachdem sie bei Einbruch Nummer 50 einen schlafenden Bewohner in Solingen aufgeschreckt hatten. Bis dahin waren sie immer in leere Häuser eingedrungen. Der Prozess wird am 20. September fortgesetzt. Dann soll plädiert werden.