Es hätte dem neugestalteten Marktplatz gut zu Gesicht gestanden. Gemütlich hätte man sich vor der Café-Reihe in den Stühlen räkeln können und den Blick hinüberschweifen lassen zu dem schmalbrüstigen Schieferhäuschen, das zwischen Friseursalon und Kochstudio mit fantasievollen Transparenten für seine Ausstellungen warb.
Aber: hätte, hätte. Denn die „Zwischenraum-Ateliers“ am Markt in Schwerte sind Geschichte. Nach 17 Jahren müssen die Künstlerinnen und Künstler ausziehen.

Neue Räume im City-Center
„Der Vermieter hat das Haus verkauft“, erklärt Eva Witter-Mante, die gemeinsam mit ihrem Mann, Prof. Harald Mante, sowie den Künstlerinnen Cora den Adel und Birgit Breer den weithin bekannten Anziehungspunkt für Kultur-Fans betrieben hatte.
Von den neuen Eigentümern hätten sie erfahren, dass das Objekt zum Wohnen umgebaut werden solle. Heimatlos werden die Künstler damit aber nicht. Sie haben schon eine neue Bleibe gefunden. Nicht weit entfernt, konnten sie in der ersten Etage des City-Centers die ehemaligen Räume einer Orthopäden-Praxis anmieten, die zuletzt von einer Zeitarbeitsfirma genutzt worden waren.
Schon am Freitag (23.2.) kommt ein Spediteur, um Tische, Regale und die anderen größeren Einrichtungsgegenstände herüber zu transportieren. Dann ist wieder Schleppen angesagt in den Zwischenraum-Ateliers – genauso wie Ende 2007, als die Künstler die Ärmel hochkrempelten, um das Altstadthäuschen zu entrümpeln.
Eigentlich ist es ein Doppelhaus, das das enge Grundstück zwischen Marktplatz und Kötterbachstraße füllt. Der vordere Teil sei rund 150 Jahre alt, der hintere über 100 Jahre, fand Eva Witter-Mante heraus. Nach zweijährigem Leerstand musste vor der Eröffnung zunächst viel Schweiß und Geld in das Objekt gesteckt werden, das anfangs nicht einmal mehr über elektrisches Licht verfügte.
Außergewöhnliche Atmosphäre
Doch die Vorstellungskraft, die ursprünglich winzigen Kammern mittels Freilegen von Fachwerkwänden zu verbinden, schuf einen Treffpunkt mit ganz außergewöhnlicher Atmosphäre. Besucherinnen und Besucher, die die knarrenden Stufen zu den drei Ebenen hinaufstiegen, konnten in jeder Ecke Neues und Überraschendes entdecken – ganz anders als in den üblichen weitläufigen Kunsttempeln moderner Art.

Insgesamt 40 Ausstellungen – so zählen die Betreiber mit Stolz auf – konnten 11.532 Gäste in die Zwischenraum-Ateliers locken. Sie standen teilweise unter sehr ungewöhnlichen Titeln wie die Teebeutelanhänger-Schau oder wie „Sammellust“ und „Verpackung“.
Ein Stückchen Schwerter Kulturgeschichte schrieb auch die Ausstellung über Pop-ups mit dem Papierkünstler Peter Dahmen und einem kleinen Teil der eigenen Sammlung. Dazu kamen zwölf Lesungen und Veranstaltungen. Und 14 Mal war man Gastgeber für eine Aufführung des Straßentheater-Festivals „Welttheater der Straße“.

Als die Corona-Zeit keine Ausstellungen in den engen Räumlichkeiten erlaubte, erfanden die Künstler kurzerhand ihr Projekt „Hof-Bilder“ und hängten nach und nach 54 bedruckte Planen mit Werken von Gastkünstlern an den Zaun zum Marktplatz. So entstanden wechselnde Ausstellungen unter freiem Himmel.
Prof. Mante will wieder malen
In den neuen Räumen im City-Center werde es mit dem Ausstellungsbetrieb wohl etwas schwieriger werden, sagt Eva Witter-Mante. Erst einmal müssen sich die Künstler – mit Ausnahme von Birgit Breer, sie sei nicht mehr dabei – dort einrichten. Sie freuen sich aber, auf der mit 150 Quadratmetern großen Fläche auf einer Ebene ganz neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden.
Prof. Harald Mante, weithin bekannt als Nestor der Fotografie, möchte dort zum Beispiel zu seinen Wurzeln zurückkehren und auch mal wieder mit dem Malen beginnen, das er einst studiert hat. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Besucher vielleicht erste Einblicke gewinnen dürfen, wenn im Sommer wieder eine stadtweite „Kul-Tour“ der offenen Ateliers angeboten wird.