Stuckelemente an der vor einigen Jahren neu gestrichenen Fassade erinnern an die besten Zeiten des Gründerzeithauses in der Schwerter Innenstadt. An die Ära, als auf der Varietébühne im Erdgeschoss Schlangenbeschwörer und bekannte Komiker für Furore sorgten.
In den 70ern feierte hier die Schwerter Jugend in der Disko „Papillon“, die später noch für eine Art Shisha-Bar herhalten musste. Seitdem stehen deren Erdgeschossräume an der Hagener Straße 14 leer. Diesen unansehnlichen Zustand ändern könnte ein neuer Besitzer, den das Amtsgericht bei einer Zwangsversteigerung zu finden hofft.
Termin am 22. Januar
Am 22. Januar 2024 um 10 Uhr soll das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus unter den Hammer kommen. Es zählte zuletzt wohl zum Immobilienbesitz eines Unternehmers aus Bönen, zu dem auch der – ebenfalls vor der Zwangsversteigerung stehende – ehemalige Netto an der Bahnhofstraße gehörte.
Doch dann nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Betrugs gegen die Bönener Firma auf, ließ bei Hausdurchsuchungen stapelweise Akten beschlagnahmen. Zur Last gelegt wurde dem Unternehmer eine Schadenshöhe von 8 Millionen Euro.

Den Verkehrswert für das Objekt auf dem 385 Quadratmeter großen Grundstück an der Hagener Straße hat ein Gutachter – vermindert um einen 7,5-prozentigen Sicherheitsabschlag – auf 537.000 Euro festgesetzt. Bei seinem Besuch Anfang Mai konnte er nur zwei der „wahrscheinlich sieben Wohnungen“ sowie das Treppenhaus und den Keller besichtigen.
Nach den ihm zur Verfügung stehenden Informationen sei das Objekt teilweise renoviert und teilweise nicht renoviert. Die mithilfe eines Schwerter Architekten gestartete Renovierung des Hauses stockte offensichtlich, wie jeder Passant bemerken konnte. Insgesamt verfüge es wahrscheinlich über eine Wohn-/Nutzfläche von etwa 722 Quadratmetern.
Davon entfallen den Berechnungen zufolge rund 179 Quadratmeter auf die ehemalige Diskothek und rund 60 Quadratmeter auf die als Fahrschule genutzten Räumlichkeiten in der anderen Hälfte des Erdgeschosses. Die Wohnungen, die sich vom 1. Obergeschoss bis zum Dachgeschoss verteilen, sind wohl zwischen 100 und 32 Quadratmeter groß.
Ehemaliges „Astoria“ in Schwerte
Als Baujahr des Objekts nennt das Gutachten „circa 1900“. Damals muss es unter dem klingenden Namen „Astoria“ eine der ersten Adressen der Stadt gewesen sein, wo auch Hotelzimmer für die Gäste bereitstanden.
Rauschende Weinfeste wurden dort ebenso gefeiert wie Silvester- und Neujahrsfeiern mit „der bewährten Hauskapelle unter Mitwirkung hervorragender Kabarett-Kräfte“, wie auf alten Zeitungsannoncen zu lesen ist. Heute ist von dem einstigen Lokal hinter den Rundbogenfenstern nicht viel mehr als nackte Wand geblieben. Die Räumlichkeiten in zentraler City-Lage warten darauf, dass ein neuer Besitzer sie wiederbelebt.
Ehemaliger Netto in Schwerte wird zwangsversteigert: Amtsgericht hat Termin festgesetzt
Wenn der Habeck-Hammer käme: „Wären nicht mehr in der Lage, günstige Wohnungen anzubieten“
Papillon wird restauriert: Schwerter City erhält einen neuen Hingucker. Und der ist süß.