Zu wenig Lehrkräfte – das ist gerade die Situation an vielen Schulen. Wie sieht es an den Grundschulen in Schwerte aus? So fehlen beispielsweise an der Friedrich-Kayser-Grundschule (FKS) aktuell mehrere Lehrerinnen.
Die FKS sei grundsätzlich gut besetzt, sagt Christine Raunser vom Schulamt des Kreises. Jahrelang sei Schwerte sogar „herausragend versorgt“ gewesen. „Im ganzen Kreis Unna ist der Schulstandort Schwerte sehr begehrt“, so Raunser. An allen sieben Grundschulen seien ausgebildete Klassenleitungen vor Ort. Und an der zweizügigen Friedrich-Kayser-Schule gebe es mit insgesamt acht Klassen keine Probleme bei der Betreuung der Kinder.
Fallen an einer Schule unerwartet mehrere Lehrkräfte aus, schicke man „Abordnungen“ von anderen Schulen, erklärt die Schulamtsdirektorin. „Wir haben also eine Lösung für solche Situationen. Und gerade helfen mehrere Kollegen an der betreffenden Schule unterstützend aus.“
Seit Beginn der Corona-Pandemie muss das Schulamt mitunter schnellere Lösungen finden als früher – bei Lehrkräften mit Vorerkrankungen oder auch dann, wenn eine Lehrerin Nachwuchs erwartet. Denn das Mutterschutzgesetz hat sich verändert: Lehrerinnen werden nach einer individuellen Risiko-Ermittlung häufig direkt mit Bekanntwerden der Schwangerschaft aus dem Präsenzunterricht herausgenommen.
Schneller auf Distanz
„Die Verantwortung für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung, für die evtl. Feststellung unverantwortbarer Gefährdungen am Arbeitsplatz sowie für die Festlegung erforderlicher Schutzmaßnahmen obliegt – unabhängig vom Wunsch der (werdenden) Mutter – der Leiterin oder dem Leiter der Schule als Verantwortliche oder Verantwortlicher für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Schule“, heißt es im Paragraph 59 Abs. 8 des Schulgesetzes.
Weiter heißt es: „Es wird empfohlen, sich bei offenen Fragestellungen vom betriebsärztlichen Dienst unterstützen zu lassen. Hierbei ist auch eine mögliche Gefährdung durch das Coronavirus SARS-CoV-2 zu beachten.“ Denn im Schulbetrieb komme es häufig zu vermehrten Kontakten „mit einer größeren bzw. wechselnden Anzahl von ggf. noch ungeimpften Personen“, heißt es vonseiten des Schulministeriums zum Thema Arbeitsschutz.

Der betriebsärztliche Dienst (BAD) spreche seit Beginn der Pandemie häufiger die Empfehlung aus, dem Präsenzunterricht fernzubleiben – so stellt es Christine Raunser fest. Dann müsse man natürlich als Schulamt schnell reagieren. „An weiterführenden Schulen ist es für Lehrkräfte möglich, aus dem Distanzunterricht Aufgaben zu stellen“, sagt sie. Jüngere Kinder müssten hingegen betreut werden – so wie es jetzt die Kollegen in Schwerte in gegenseitiger Hilfe managen. Der BAD selbst wollte sich zu der Situation auf Anfrage nicht äußern.
„Die Kuh vom Eis holen“
Gegenseitige Hilfe – darauf baut auch das Kollegium der ebenfalls in Schwerte beheimateten Albert-Schweitzer-Grundschule. Leiter Dirk Schnitzler sagt auf Anfrage: „Landesweit besteht einfach eine große Lücke. Und die Stunden, die uns fehlen, kommen nicht irgendwo her. Die müssen wir innerhalb der Schulen generieren.“
Und das bedeutet: Mehrarbeit. „Da macht dann halt der Chef mal eine Stunde mehr, und so mancher Kollege oder manche Kollegin auch. Wir lösen das Problem intern. In solchen Momenten müssen alle zusammen die Kuh vom Eis holen“, so Schnitzler.
Außerdem würden im Notfall kleinere Lerngruppen zu größeren zusammengelegt. „Wenn mal die dritte Sportstunde ausfällt, damit man eine Stunde mehr Mathe oder Deutsch anbieten kann, dann hat dafür jeder Verständnis.“

Doch auf Dauer sei das natürlich keine Lösung. „Unsere Kommunikation mit der Schulaufsicht läuft hervorragend, aber niemand kann Lehrkräfte aus dem Hut zaubern“, sagt der Schulleiter trocken. Schulministerin Dorothee Feller habe mit ihrem Handlungskonzept zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung einen „Masterplan“ entworfen, von dem der Schulleiter hofft, dass er aufgeht.
Mittelfristig hofft Dirk Schnitzler darauf, dass bald „viele neue Lehramtsanwärter in unser schönes Schwerte kommen“. Bis dahin müssen die Grundschulen weiter improvisieren. Dirk Schnitzler: „Wenn man breit aufgestellt ist, dann kriegt man das hin. Gerade kleinere Schulen bekommen aber schnell ein Riesenproblem.“
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