Die Schachtel hat nicht ohne Grund die Form einer Schatztruhe. Behutsam öffnet Herbert Kluge ihren gewölbten Deckel. Zum Vorschein kommt eines der markantesten Baudenkmäler der Stadt Schwerte, geschrumpft auf das Format 1:160 und federleicht: der historische Wuckenhof.
Ein kleines Kunstwerk aus Papier hat der frühere städtische Baudezernent geschaffen, passgenau zu seiner Modelleisenbahn im gleichen Maßstab.
Ein Detail der Neuzeit fehlt
Erstaunlich, wie detailreich die Fassaden nachgebildet sind. Da blitzen die Fähigkeiten durch, die Herbert Kluge sich als Architekt seit 50 Jahren angeeignet hat. Selbst das Stadtwappen über dem Hintereingang und die Rundungen der Außentreppe fehlen nicht.
Am aufwendigsten sei aber das Zeichnen der Schieferplatten an den Wänden gewesen, berichtet der Modellbauer. Sie wirken so täuschend echt verlegt, weil sie pro Reihe am Original Stück für Stück durchgezählt wurden, um den richtigen Abstand zu ermitteln.
Für den Baukörper selbst konnte Herbert Kluge auf Pläne aus den originalen Bauakten zurückgreifen. Zusätzlich hat er alle Details mit seiner Kamera vor Ort dokumentiert. Ein einziges fehlt – und verrät, dass die Bastelarbeit schon vor einigen Jahren entstanden ist. Denn auf dem Dach fehlt das schwere Gerüst, das die Stadt Schwerte 2016 als Nisthilfe auf den Giebel hieven ließ, um Störche zum Bleiben anzulocken.

Gebaut im Jahre 1993, hat der Wuckenhof aus Papier schon einige Jahre auf dem Buckel. Aber die rund 200 Jahre seines großen Vorbilds wird er vermutlich nie toppen. Anstelle einer zerfallenen mittelalterlichen Burg wurde das zweigeschossige Fachwerkhaus vermutlich von einem Bürgermeister namens Wucke gebaut, der das Grundstück im Jahre 1809 erworben hatte.
„Später gelangte der Hof an die Stadt Schwerte“, skizziert Herbert Kluge die weitere Geschichte: „Für einen Kindergarten wurde ein eingeschossiger Anbau erstellt, der architektonisch überhaupt nicht zum Denkmal Wuckenhof passte.“ 1993 wurde er auch schon wieder abgerissen und das Außengelände neu gestaltet.
Noch zwei weitere Modelle
Herbert Kluge erinnert sich, dass es auch einmal Bastelbögen für ein Modell des Alten Rathauses gegeben habe. Eines, das vom Format her groß und aufwendig gewesen sei, habe einst der Heimatverein Schwerte herausgebracht. Für ein anderes hätten die Stadtwerke Schwerte einmal eine fotorealistische Vorlage erstellt, bei der die Dachgauben allerdings nur flach wie auf einem Bild dargestellt gewesen seien.
Dafür habe sich im Innern ein Geheimfach verborgen: „Das konnte man irgendwas reinstecken.“ Ein drittes, wie der Wuckenhof exakt im Maßstab 1:160, hat sein Eisenbahn-Kollege Wolfgang Güttler außerdem einmal privat gebastelt – als Film- und Fotokulisse für Szenen mit Modellen der früheren Schwerter Straßenbahn.
Bastelbogen steht im Internet
Der große Vorteil von Herbert Kluges Wuckenhof-Bastelbogen ist, dass er ihn auf der Homepage seiner Eisenbahnfreunde Schwerte zum Ausdrucken und Nachbasteln ins Internet gestellt hat – und er somit heute noch nachzubauen ist.
Eine Anleitung verrät, wie die Einzelteile ausgeschnitten, geknickt und zusammengeklebt werden müssen. Geübte können mit dem Kopierer sicherlich auch den Maßstab nach Wunsch verändern.