Es war einer dieser kurzen Momente, die sich für ein Leben lang tief im Gedächtnis einbrennen. Auf dem Sommerfest der deutschen parlamentarischen Gesellschaft im Juli 2022 traf der Schwerter Noah Werlich auf CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble, der am Zweiten Weihnachtstag im Alter von 71 Jahren gestorben ist. Es war der Höhepunkt eines Praktikums, das der heute 19-Jährige beim heimischen CDU-Bundestags-Abgeordneten Hubert Hüppe absolvierte.
Wegbegleiter Prof. Otto Wulff
„Netterweise hat Herr Hüppe mich zu dem Sommerfest mitgenommen“, berichtet Noah Werlich. Mit einem anderen CDU-Praktikanten sei er damals auf dem Festgelände herumgegangen, auf dem viele bekannte Politiker anwesend waren: „Herr Schäuble nahm sich kurz Zeit für ein paar Worte.“ Auch die Bitte nach einem Selfie erfüllte er gern. „Es war schon etwas Besonderes, einer historischen Persönlichkeit wie Wolfgang Schäuble begegnet zu sein“, sagt der Sohn der Ford-Pflug-Chefin Sandy Pflug-Werlich, der mittlerweile ein Betriebswirtschaftslehre-Studium in Münster aufgenommen hat.

Ein jahrzehntelanger Wegbegleiter von Wolfgang Schäuble war indes Prof. Dr. Otto Wulff (90), Ehrenvorsitzender der Seniorenunion. Der Schwerter zog 1969 erstmals in den Bundestag ein, Wolfgang Schäuble drei Jahre später. Immer wieder kreuzten sich die Wege. „Wir waren sehr häufig zusammen“, berichtet Prof. Wulff: „Wir sind uns -zig Mal begegnet im Bundesvorstand der CDU.“ Der plötzliche Tod von Wolfgang Schäuble gehe ihm deshalb auch sehr nahe: „Ich bin erschüttert.“ Noch vor 14 Tagen habe man sich in Berlin die Hand gegeben.
Laudation für Lech Walesa
Durch seine Kontakte war es Prof. Wulff ein Jahr zuvor gelungen, Wolfgang Schäuble für die Laudatio zu gewinnen, als seine Seniorenunion dem früheren polnischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa die Goldene Medaille für Versöhnung und Völkerverständigung verlieh. Die Bilder von der Auszeichnung im Französischen Dom in Berlin gingen um die Welt.

„Solche erfahrenen Leute, die fehlen jetzt“, beschreibt Prof. Wulff den herben Verlust für die CDU und die ganze Politik. Nur sie, die Leid selbst mitgemacht haben, könnten in schwierigen Zeiten den Menschen vermitteln: „Das haben wir alles schon erlebt.“ Und auf diese Weise Mut machen, dass schwierige Zeiten auch vorübergehen.
Enders: „Bitterer Tag für CDU“
„Was er an Wissen an den Tag gelegt hat, gerade für die jüngeren Politiker, das hinterlässt eine Lücke“, bedauert auch der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, Sascha Enders: „Man verliert eine Persönlichkeit. Das Wissen und ein Stratege geht. Das ist ganz bitter für die CDU, ein bitterer Tag.“ Wolfgang Schäuble habe die Partei geprägt, mit einer ungeheuren Souveränität.
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