Stefan Kendzia vermietet Wohnmobile und ärgert sich, dass man nach Mallorca fliegen, aber keinen Urlaub mit dem Wohnmobil machen darf. © Heiko Mühlbauer
Verreisen
Wohnmobil-Vermieter zum Malle-Urlaub: „Manchmal fehlen mir die Worte!“
Der Lockdown ist verlängert. Campingurlaub im eigenen Land bleibt verboten. Gleichzeitig fliegen Sonnenhungrige nach Mallorca. Ein Schwerter Wohnmobil-Vermieter hat dafür kein Verständnis.
Eigentlich sollte es im Gespräch mit Stefan Kendzia darum gehen, wie schön es ist, Urlaub im Wohnmobil zu machen. Der 52-jährige Inhaber von „SK-Reisemobile“ vermietet und verkauft sie an der Silberkuhle, auf einem Gelände direkt neben dem Campingzentrum. Er hat viele Kunden, die immer wieder kommen, um eins seiner acht Reisemobile zu mieten.
Doch seit Dienstag (23.3.) ist Kendzia einfach nur sauer. Nach den Bund-Länder-Beschlüssen ist die Verunsicherung groß. „Für Ostern waren die Leute bisher eher zögerlich.“ Denn wer ein Reisemobil mietet, möchte damit auch auf einem Campingplatz übernachten.
Regierung rät von Reisen ab
Das ist in absehbarer Zeit nicht möglich - der Lockdown ist mindestens bis zum 18. April verlängert worden. Angesichts steigender Infektionszahlen hatten sich Bund und Länder in der Nacht zu Dienstag darauf verständigt, weiter von touristischen Reisen im In- und und Ausland abzuraten.
Das bedeutet zwar nicht, dass man gar nicht reisen kann und darf. Viel ist aber nicht mehr möglich. „Übernachtungsangebote zu privaten Zwecken sind untersagt, soweit sie nicht aus Gründen der medizinischen oder pflegerischen Versorgung oder aus sozial-ethischen Gründen dringend geboten sind“, heißt es in der aktualisierten Coronaschutzverordnung.
Ausgenommen sind Dauercamper und Ferienhaus-Besitzer: „Die Nutzung von dauerhaft angemieteten oder im Eigentum befindlichen Immobilien und von dauerhaft abgestellten Wohnwagen, Wohnmobilen und so weiter ausschließlich durch die Nutzungsberechtigten bleibt zulässig.“
Ärger über Mallorcaflüge
„Das Reisen ist ja theoretisch nicht verboten, es wird nur davon abgeraten“, sagt Kendzia. Die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten seien das Problem. „Ich vermiete Fahrzeuge, ich bin ja kein Reiseveranstalter.“ Trotzdem versuche Kendzia, gemeinsam mit seinen Kunden Lösungen zu finden.
Im Vorlauf zum Bund-Länder-Treffen war noch spekuliert worden, ob vereinzelte Bundesländer den Campingplätzen über Ostern eine Öffnung für Einheimische gestatten würden. Was den Schwerter jetzt besonders ärgert: Während ein Flug nach Mallorca erlaubt ist, bleibt Urlaub auf dem Campingplatz verboten.
ADAC-Sprecher: „Man kommt auf keinen Campingplatz.“
Tobias Scheffel vom ADAC Westfalen bestätigt auf Anfrage: „Die Nutzung eines Reise- oder Wohnmobils kann Stand jetzt in keiner Form stattfinden. Denn man kommt gerade auf keinen Campingplatz.“
Zwar könne man an ausgewiesenen Parkplätzen halten und dort längere Pausen einlegen. „Doch damit ist nur der Zeitraum gemeint, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen.“ Stellt man also fest, dass man übermüdet ist, darf man bis zu zehn Stunden halten. „Damit ist aber ausdrücklich keine Übernachtung gemeint“, sagt Scheffel. Bei einer Polizeikontrolle könne es zu unangenehmen Fragen kommen.
„Die Leute wollen alle weg.“
Stefan Kendzia weiß ebenfalls, dass längere Pausen zum Ausruhen erlaubt sind. Und er geht auch davon aus, dass viele Menschen diese Möglichkeit nutzen werden. „Die Leute werden fahren, die wollen alle weg“, sagt er.
Die ungleiche Behandlung macht ihn wütend. „Manchmal fehlen mir echt die Worte. Die Leute dürfen sich in den Flieger setzen, aber nicht im eigenen Wohnmobil campen. Das finde ich einfach nur schlimm!“ Hygienevorschriften könnten im Wohnwagen oder Wohnmobil gut eingehalten werden - gerade weil man einen eigenen Wohnbereich hat.
„Frust ist für uns nachvollziehbar.“
Richtig in Fahrt bringt Kendzia die Aufforderung der Regierung, man solle nicht verreisen, wenn es nicht „zwingend notwendig“ ist. „Für viele ist Urlaub zwingend notwendig, weil sie nach einem Jahr Corona einfach urlaubsreif sind“, formuliert es der Schwerter.
Der ADAC-Sprecher kann die Frustration von Vermietern und Wohnmobilnutzern verstehen, wenn gleichzeitig Reisen ins Ausland wie Mallorca erlaubt sind. „Das ist keine schöne Situation, und für uns ist das auch nachvollziehbar.“
Trotzdem müsse man Vorsicht und auch Rücksicht walten lassen und sich an die Regeln halten. Tobias Scheffel: „Die Situation ist nun mal so. Diskutieren kann man das nur auf politischer Ebene.“
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