Noch stehen die Stelen für den künftigen Planetenweg von Schwerte nach Geisecke in der großen Halle des Bauhofs an der Schützenstraße. © Reinhard Schmitz
Planetenweg Schwerte
Wo die Ruhr mit Lichtgeschwindigkeit vom Neptun zur Sonne auf der Viktorkirche fließt
Für ihren neuen Lehrpfad mussten die Sternfreunde die Entfernungen im Weltall arg schrumpfen. Nur im Maßstab 1 zu 1 Milliarde passt unser Sonnensystem in Stelen an den Ruhrtalradweg.
Von der Erde zur Venus ist es nur ein Katzensprung. Ohne Rakete und Raumanzug. Dank der Sternfreunde Schwerte reichen ein paar Schritte quer über den Wuckenhof. Vom Rand des Rondells bis zum Stromhäuschen neben den Garagen der alten Marktschule, wo Betonsockel bereits die künftigen Positionen der beiden Himmelskörper markieren. Für den Planetenweg im Ruhrtal sind die Abstände etwa auf den Maßstab von 1 zu 1 Milliarde geschrumpft. Der Mars lugt etwas weiter an der Rohrmeisterei hervor, der Winzling Ceres dahinter am Plateau-Abgang zur Ruhr. Um aber schließlich den Neptun zu erreichen, sollte man sich doch besser aufs Fahrrad schwingen. Der am weitesten von der Sonne entfernte Trabant findet selbst in dieser immensen Verkleinerung seine Position noch weit hinter dem Wellenbad in Geisecke, gut und gerne fünf Kilometer weg vom Ausgangspunkt.
Von überall freier Blick auf St. Viktor
„Es geht um richtige Entfernungen“, sagt Achim Berner von den Sternfreunden. „Damit man sich das besser vorstellen kann“, habe die Interessengruppe das Modell geplant. Das Zentralgestirn, die Sonne, bildet dabei die goldene Kugel hoch oben auf dem schiefen Turm der Viktorkirche am Marktplatz.
Die Texttafeln an den jeweiligen Stelen des Planetenwegs enthalten auch einen QR-Code, der vom Handy für weitere Informationen eingescannt werden kann. © Reinhard Schmitz
Die Standplätze der Stelen, die die Planeten symbolisieren, sind ganz bewusst und sorgfältig entlang des Ruhrtalradwegs ausgewählt: „Von allen aus kann man St. Viktor sehen.“ Dafür musste man zwar manchmal von der gerade Linie abweichen, aber auch das entspricht dem Originalzustand im Weltraum. Denn die Planeten drehen sich schließlich auch nicht in kreisförmigen, sondern in elliptischen Bahnen um die Sonne, so dass sich der Abstand zum Mittelpunkt im Verlauf des Umlaufs verändert.
Fließgeschwindigkeit der Ruhr passt ins Modell
Die Idee zu dem Planetenweg war den Sternfreunden gekommen, als sie vor knapp drei Jahren ihre Teleskope auf dem Marktplatz aufgebaut hatten, um den Merkur-Durchgang vor der Sonne zu beobachten. Zahlreiche Passanten blieben damals stehen und staunten über das, was sie beim Blick durch die Fernrohre erleben konnten. Auf dem neuen Lehrpfad werden sie künftig noch mehr über die Geheimnisse des Himmels erfahren können. An den Stelen, die lasergesteuert aus trendigem bräunlich-rostigen Stahl geschnitten worden sind, werden Tafeln den jeweiligen Planeten erklären. Das ist zwar nicht ganz neu, gibt es auch in anderen Städten wie Warnemünde. Aber Berner ist überzeugt davon, dass Schwerte ein Alleinstellungsmerkmal für alle Hobby-Astronomen haben wird: „Die mittlere Fließgeschwindigkeit der Ruhr in Geisecke entspricht genau der Lichtgeschwindigkeit in dem Maßstab.“ Das heißt, neben einem Papierschiffchen auf den Wellen könnte man mit einem Milliardstel des sonst unvorstellbaren Tempos in Richtung Turm-Sonne an St. Viktor am Ufer entlanggehen. Und vielleicht ein ganz klein wenig eine Ahnung davon bekommen, warum selbst Lichtstrahlen jahrelang durch die unendlichen Weiten des Universums unterwegs sein können.
Zusätzliche Attraktion wirbt für die Ruhrstadt
Nur noch ein paar Tage brauchen sich indes die Sternfreunde zu gedulden. Die Modelle der Stelen sind bereits fix und fertig in der schützenden großen Halle des städtischen Bauhofs eingelagert. Mit einem feierlichen „Spatenstich“ wird die erste von ihnen, das Symbol der Erde, am Freitag, 5. April, um 10 Uhr auf dem Wuckenhof auf ihr Fundament geschraubt. „Es ist geplant, dass der Bürgermeister dabei ist“, sagt Stadt-Pressesprecher Ingo Rous. Außerdem werden Vertreter des Stadtmarketings erwartet, das tatkräftig bei der Suche nach Sponsoren für die Verwirklichung des Projekts mitgeholfen hat. Wenn auch die letzten Stelen aufgestellt sind, wollen die Sternfreunde voraussichtlich am 15. Juni zwei geführte Radtouren entlang der Planetenroute anbieten. Die soll außerdem im Infomaterial für den Ruhrtalradweg als zusätzliche Attraktion für die Ruhrstadt werben.
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