Dass es mit der Energiewende vorangeht, wird jetzt auch in Schwerte unübersehbar. Nur einen Steinwurf jenseits der Stadtgrenze am Bürenbruch haben die Bauarbeiten für den Windpark „Iserlohn-Schälk“ begonnen. Die Firma ABO Wind errichtet auf dem Gelände zwei Windkraftanlagen vom Typ Nordex N149, die mit ihrer Höhe von jeweils 239 Metern das Zeug haben, zu neuen Landmarken zu werden.
Denn sie stellen beispielsweise die Türme des Kölner Doms (157 Meter) deutlich in den Schatten und erreichen fast den Schornstein des ehemaligen Steag-Steinkohlekraftwerks in Lünen (250 Meter). In der ganz nahen und etwas entfernteren Nachbarschaft hat das Unternehmen zwei weitere gleichartige Projekte auf Schwerter Gebiet in der Entwicklung.

Bauzeit dauert etwa ein Jahr
„Es wurde schon eine Schneise in den Wald geschlagen“, beobachtete der bekannte Musiker Hellmut Efkemann, der seine Jugend auf dem Bürenbruch verbracht hat. Seine Fotos zeigen, wie mit schwerem Gerät eine ausgedehnte Fläche planiert wird.
Es handele sich um den Wegebau und den Aushub für die Fundamente, erklärt auf Nachfrage der Teamleiter der Kommunikation von ABO Wind, Dr. Daniel Duben. Durchschnittlich sei mit einer Bauzeit von ungefähr einem Jahr zu rechnen: „Wir hoffen und gehen davon aus, dass wir die Anlagen im ersten Quartal 2025 in Betrieb nehmen.“
Dann sollen die beiden Anlagen vom Typ Nordex N149 – so ABO Wind bei der Projektdarstellung im Internet – zusammen rund 30.000 Megawattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugen können: „Das ist so viel Strom, wie rund 8.500 Haushalte verbrauchen.“ Gleichzeitig würden gegenüber herkömmlicher Produktion rund 20.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
Stadtkasse Schwerte profitiert
Einen lukrativen Nebeneffekt hat das Vorhaben ABO-Wind-Angaben zufolge nicht nur für Iserlohn durch „erhebliche Gewerbesteuereinnahmen aus dem Windpark“. Durch die sogenannte Kommunalabgabe könnten seit einer Gesetzesänderung 2021 alle Kommunen, deren Gebiet sich in einem Umkreis von 2.500 Metern um einen Windpark befindet, auch von den erzielten Stromerträgen profitieren. Je nach ihrem Flächenanteil gehe es um 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde.
Bei „Iserlohn-Schälk“ sei deshalb zu erwarten, dass jährlich nicht nur 26.000 Euro in die Iserlohner Stadtkasse fließen könnten. Schwerte sei mit 24.000 Euro nur geringfügig weniger beteiligt. Auch nach Hagen könnten noch etwas mehr als 10.000 Euro gehen: „Die Städte entscheiden frei, wie sie das Geld einsetzen.“

Ursprünglich hatte ABO Wind auf dem Gelände sogar vier Windkraftanlagen aufstellen wollen, diese Pläne aber wegen der zwischenzeitlich eingeführten 1.000-Meter-Abstandsregel auf zwei Windräder reduziert. Der Windpark Schälk sei mit Bescheid vom 30. März 2023 durch den Märkischen Kreis genehmigt worden, so das Unternehmen. Zuvor hatte es bereits im Mai 2022 einen 140 Meter hohen Windmess-Mast errichtet, um das durchschnittliche Windaufkommen an dem Standort zu bestimmen.
Noch zwei Projekte in Ergste
Dieselben Messungen wurden gleichzeitig für den benachbarten „Windpark Schwerte-Schälk“ aufgenommen. Als aktuellen Sachstand für dieses Projekt teilt ABO Wind im Internet mit, dass am 27. April 2022 ein Genehmigungsantrag eingereicht worden sei.
Da der Flächennutzungsplan für Schwerte keine sogenannten Konzentrationszonen für Windenergie vorsehe, könnten diese Anlagen grundsätzlich überall errichtet werden, wo die Vorgaben wie Schallschutz und Schattenwurf eingehalten werden. Im südlichsten Zipfel der Stadt ein gutes Stück hinter dem Gut Böckelühr sind zwei Nordex-Anlagen vom selben Typ wie in Iserlohn geplant.
Diese sind auch für das zweite Projekt in Schwerte vorgesehen, das ABO Wind an einem anderen Ortsrand von Ergste entwickelt. In der Nähe des Weges, über den man früher mit dem Auto nach Berchum fahren konnte, sollen künftig am Rand der Berchumer Heide ebenfalls zwei Windräder Strom erzeugen. Noch hängt dieser „Windpark Schwerte“ in der Warteschleife. Gegen die Ablehnung der Pläne durch den zuständigen Kreis Unna sei im März 2021 Klage vor dem Oberverwaltungsgericht NRW eingereicht worden.
- ABO Wind plant nach eigenen Internet-Angaben auf der ganzen Welt Wind- und Solarparks sowie Batterie- und Wasserstoffprojekte.
- Das Unternehmen versteht sich demnach als Projektentwickler, der sowohl schlüsselfertige Anlagen errichtet als auch Projektrechte verkauft. Der Aufbau eines eigenen Bestands von Anlagen steht derzeit nicht im Fokus.
- Die Firma wurde 1996 von Dr. Jochen Ahn und Matthias Bockholt gegründet, deren Familien weiterhin die Mehrheitsanteile halten.
- Ursprünglich gestartet mit Windkraft, wurde das Aufgabenspektrum später um Solar und Batterie erweitert. In der Zwischenzeit kamen auch Wasserstoffprojekte dazu.
- In acht Ländern werden Anlagen für erneuerbare Energien mit einer Gesamtleistung von mehr als 2.500 Megawatt überwacht, gemanagt und gewartet.
- Weltweit sind 1.200 Mitarbeiter unter dem Leitspruch „Erneuerbare Energien sind unsere DNA“ tätig.