Altes Handwerk

Wie Familien im Spieldorf Argeste Schmieden lernen

Dass nicht nur bei Grillkohle die Männerherzen höherschlagen, zeigte sich beim Schmiedekurs im Spieldorf Argeste: Hier schwangen Eltern-Kinder-Gespanne den Hammer. Bei der Arbeit am Eisen konnten die Familien-Teams allerdings auch Fehler machen.

Schwerte

, 29.12.2017 / Lesedauer: 3 min

Das Feuer brachte nicht nur das Eisen zum Leuchten, sondern auch die Augen der Teilnehmer. © Bernd Paulitschke

Das Eisen glüht, die Steinkohle gibt ordentlich Dampf ab, Jan und Achim Klamma sind in ihrem Element. Das Vater-und-Sohn-Team ist ein wenig älter als die anderen Teilnehmer. Sohn Jan ist 38 und Vater Achim 67 Jahre alt. Zusammen mit Hilmar Baudach und seinem achtjährigen Sohn Sven stehen sie an der Tret-Esse, einer pedalgetriebenen Feuerstelle. Jan Klamma bedient die Tretpedale und pumpt so Luft in das Steinkohlefeuer, Achim Klamma hält das Eisen in der Glut. „Man muss aufpassen, dass man am Eisen nichts verliert“, sagt der 67-Jährige. Bei 1280 Grad Celsius schmelze das Metall, so Museumspädagoge und Kursleiter Olaf Fabian Knöpges. „Wenn man nicht aufpasst, gibt es Löcher im Eisen“, sagt er. Im Kurs arbeite man mit Moniereisen.

Ziel des Kurses ist es, aus einer Eisenstange ein Messer zu schmieden. Dafür muss man erst einmal die Glut mit Feuerstein und Schafswolle entfachen, dann Klinge und Griff im Feuer schmieden und schließlich alles abfeilen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Griff des Messers, der erst in eine Spitze geklopft werden soll, um danach in eine schneckenhausartige Form geschmiedet zu werden.

Eltern und Kinder teilen sich die Aufgaben

Daniel Dunker hat ein Messer schon fast fertiggestellt. Wie bei manchen anderen Vätern hatte sein Sohn, der achtjährige Benedikt, eher eine Nebenrolle bei der Fertigung. „Das ist wie beim Lego-Spielen. Da hat der Vater auch manchmal mehr Freude daran als der Sohn“, sagt er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Mitgemacht habe der Sohnemann aber auf jeden Fall. „Mit dem schweren Hammer ist das aber anstrengend“, sagt Daniel Dunker.

Auch für den achtjährigen Sven ist der Hammer schwer. Mit beiden Händen hält er das Werkzeug und schlägt mit zusammengebissenen Zähnen auf das Eisen. „Das hast du spitze gemacht“, motiviert ihn sein Vater. Dann geht Hilmar Baudach aber selbst wieder an den Hammer und klopft weiter.

Erster Schmiede-Kursus im Spieldorf Argeste

Acht Paare, je ein Kind und ein Elternteil, nahmen am Freitag an dem Kursus teil. Der findet im Spieldorf Argeste in dieser Form zum ersten Mal statt. In der Handwerkerwoche, die auch im Spieldorf Argeste stattfindet, habe Olaf Fabian Knöpges zwar in der Schmiede mit Kindern gearbeitet, Eigeninitiative war da aber weniger drin. „Die Kinder haben mir mal geholfen oder unter Anleitung ein paar Schmiedearbeiten durchgeführt“, sagt der Museumspädagoge. Im Schmiede-Workshop soll das anders sein. Da sollen Mütter oder Väter mit Töchtern oder Söhnen eigenständig an der Esse arbeiten. „Das finde ich ja gerade so gut. Die Eltern haben genauso viel Ahnung wie ihre Kinder“, sagt Olaf Fabian Knöpges.

An fünf Feuerstellen können Erwachsene und Kinder im Spieldorf ihre Schmiedekunst unter Beweis stellen. Dabei gibt es durchaus Unterschiede. Mit einem großen Blasebalg wird die Glut im ersten Raum wie im Mittelalter befeuert. Die Tret-Esse erinnert eher an die frühe Neuzeit, während die mittlere Feuerstelle fast schon modern befeuert wird. Mithilfe eines Kärchers und aneinandergebastelten Staubsaugerröhren wird die Luft elektronisch zur Feuerstelle geblasen.

„Männer und Feuer, das passt einfach zusammen“, sagt auch Lutz Thimm, der mit seinen drei Söhnen dabei ist. Es nehmen aber auch Frauen und Mädchen an dem Kursus teil, zum Beispiel die achtjährige Stella. „Wir interessieren uns für das Handwerk und basteln gerne“, sagt ihr Vater Jochen Georges.