Werner Biedermann hat etliche Filme gedreht In Schwerte will er „Kino machen“

Filmemacher Werner Biedermann wünscht sich ein Kino für Schwerte
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In den Beruf des Filmemachers ist Werner Biedermann zufällig hineingerutscht. Mit seinem Kurzfilm „Eggtime“ aus dem Jahr 1981 trat der gebürtige Essener im Zuge der Berlinale an. Für das Drehbuch bekam er damals vom Innenministerium eine Förderung über 25.000 DM. Voraussetzung: Das Geld musste in den nächsten Film investiert werden. Werner Biedermanns Schicksal war besiegelt.

68 Produktionen, vor allem Kurzfilme, umfasst sein Werk heute, manche fanden auch international Beachtung. Zeitweise gab es für Kurzfilme sogar einen richtigen Markt. „Früher gab es eine Vergnügungssteuer auf Unterhaltungsfilme im Kino. Wenn man aber zum Beispiel vor einem James-Bond-Film eine zehnminütige Produktion mit dem Prädikat ‚künstlerisch wertvoll‘ spielte, dann galt das als Bildungsveranstaltung und die Steuer entfiel“, erzählt Biedermann.

Kinoabende an der VHS Essen

In Essen war er, nach kurzer Anstellung am Filmmuseum in München, 16 Jahre lang Leiter des kommunalen Kinos an der Volkshochschule. „Unsere Idee war damals, andere Filme anders zu zeigen“, sagt er. Dafür arbeitete Biedermann mit ganz unterschiedlichen Gruppen zusammen.

„Das waren Filme, da hatten Amnesty International, die Deutsche Friedensgesellschaft oder andere Gruppen die Rechte dran“, erzählt er. Eine Zusammenarbeit Anfang der 90er-Jahre mit der Gruppe „F.E.L.S.“, dem Forum Essener Lesben und Schwule, sei ihm besonders in Erinnerung geblieben.

„Die Filmemacher haben damals häufig ihr eigenes Publikum, Freunde und Verwandte mitgebracht“, erzählt er. Das Publikum am „F.E.L.S.“-Abend sei dann vom Kollegium der Volkshochschule etwas kritisch beäugt worden. „Ich war damals von meiner Ehefrau geschieden worden. Für viele Kollegen war das ein deutliches Zeichen, was meine Sexualität anbelangt. Ich habe das dann auch nicht dementiert“, berichtet Biedermann mit einem Augenzwinkern.

Lokale Filme zeigen

Nach Schwerte gelockt hat ihn 2018 seine Partnerin Mariele Rupieper. Schon vorher war Werner Biedermann häufiger in Schwerte, um an der Ruhrakademie und der Katholischen Akademie Vorträge zur Regie zu halten oder einzelne seiner Filme vorzuführen.

An der Katholischen Akademie könnte er sich regelmäßige Kinoabende vorstellen. „Die haben dort gute Möglichkeiten, Räumlichkeiten und die Technik“, erzählt er. Auch ein Spielort in zentraler Lage hätte seine Vorzüge, überlegt er. Biedermann würde gerne mit lokalen Produktionen starten. „Es gibt ja die Studenten und Absolventen der Ruhrakademie, die Filmregie studieren. Bestimmt gibt es dort einige, die Lust hätten, ihre Werke zu präsentieren.“

Kein Mainstream-Programm

Außerdem gebe es einige Industriefilmer, wie das Ehepaar Hübner aus Witten oder Paul Hofmann aus Duisburg, die in ihren Filmen unter anderem Motive aus Schwerte eingefangen hätten. „Ich würde gerne mit einer Versuchsblase mit lokalen und regionalen Filmen starten“, erzählt Biedermann.

Wenn sich daraufhin zeige, dass es ein allgemeines Interesse an einem Kino in Schwerte geben, abseits des Mainstream-Programms, würde Werner Biedermann an dieser Stelle natürlich Ideen aus seiner Zeit in Essen und auch das Netzwerk mitbringen.

Im Zuge eines Artmotion-Kunstfilm-Festivals wurden 2021 Filme auf das alte Rathaus projiziert.
Im Zuge eines Artmotion-Kunstfilm-Festivals wurden 2021 Filme auf das alte Rathaus projiziert. © Bernd Paulitschke (A)

„Es gibt zum Beispiel das Filmbüro NW, einen Verein für unabhängige Filmkultur mit über 220 Mitgliedern – Filmemacher und -macherinnen“, erklärt Biedermann. „In Essen habe ich auch mit französischen und schwedischen Vereinigungen zusammengearbeitet – die sind vergleichbar mit dem Goethe-Institut und haben die Rechte an etlichen Filmproduktionen.“

Ohnehin sei ein Kino für die Stadt schon Thema gewesen zu sein. „Ich kann mich daran erinnern, dass Bürgermeister Dimitrios Axourgos zu Beginn seiner Amtszeit meinte, ‚Schwerte braucht ein Kino‘“, so Biedermann.

Recht hat er: Denn durch sein Wahlversprechen, ein Kino in die Schwerter City zu bringen, gewann der Bürgermeister viele junge Wähler für sich. Zuletzt hatte die Pressestelle der Stadt mitgeteilt, dass Corona Kino-Betreibern und Investoren erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Daher sei es schwierig gewesen, Neuansiedlungen in Schwerte zu planen. Das Kino sei aber keineswegs in Vergessenheit geraten: Die Stadt führe nach wie vor Gespräche in dieser Sache.

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