Investitionen im dreistelligen Millionenbetrag. Mieten die sich in Richtung 10 Euro pro Quadratmeter verdoppeln würden: „Wenn der Habeck-Hammer käme“, sagt Marcus Droll, Geschäftsführer der Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft (EWG) Schwerte. Für „völlig unrealistisch“ hält er das Vorhaben des grünen Bundeswirtschaftsministers, den Einbau neuer Gasheizungen in Deutschland ab 2024 komplett zu verbieten.
Vieles bleibt beim geplanten allmählichen Umstieg auf neue, klimafreundlichere Heizungen zwar noch unklar – an einer Sache hält die Bundesregierung aber fest: Ab dem 1. Januar 2024 dürfen im Neubau sowie im Altbau keine klassischen neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. Man will auf alternative Heizungen mit einem Anteil der erneuerbaren Energien von 65 Prozent setzen. Wärmepumpen und Fernwärme sollen eine Alternative bieten, auch Hybridgeräte. Die bestehenden Heizungen dürfen zwar weiterlaufen, müssen aber nach einer bestimmten Zeit gegen alternative Heizungen ausgetauscht werden.
Über den Gesetzentwurf wurde seit Anfang März in den Ressorts des Wirtschaftsministeriums abgestimmt. Noch im April müssen die Länder und Verbände angehört werden, bevor der Bundestag über die endgültige Version beraten wird.
Alle Häuser mit Gas beheizt
Alle rund 300 Häuser der EWG, die großenteils in Jahren zwischen den beiden Weltkriegen erbaut worden sind, werden mit Gas beheizt. Wo Modernisierungen anstanden, ist die Genossenschaft auch dazu übergegangen, die üblichen Etagenheizungen durch eine Zentralheizung zu ersetzen. „Wir haben es jahrelang verfolgt, auf effiziente Gas-Brennwert- und Zentralheizungen zu setzen“, erklärt Marcus Droll: „Offensichtlich fällt uns das jetzt vor die Füße.“
Grundstückskäufe binden Geld
Wärmepumpen, wie sie Habeck favorisiert, hält der EWG-Geschäftsführer für keine Alternative: „Sie funktionieren nur bei voll eingepackten Häusern.“ Doch eine Wärmedämmung einschließlich Dach wäre an den denkmalgeschützten Fassaden der Eisenbahner-Siedlung Schwerte-Ost sehr schwer.
Außerdem müsste man dann sämtliche Heizkörper gegen größere Modelle mit mehr Abstrahlwärmefläche austauschen, da das Heizungswasser von Wärmepumpen nur auf niedrige Temperatur gebracht werden kann – ansonsten müsste man mit teurem elektrischem Strom nachheizen. Eher seien solche Anlagen deshalb für Fußbodenheizungen geeignet, die es in Schwerte-Ost nicht gibt.

„Es wäre ein dreistelliger Millionenbetrag nötig“, befürchtet Marcus Droll. Dabei muss seine Genossenschaft zusätzlich auch noch das Thema Erbbaurechtsverträge schultern. Die halbe Siedlung stehe auf Grundstücken, die dem Bundeseisenbahnvermögen gehören. Wenn diese Verträge in den nächsten zehn bis 25 Jahren auslaufen, muss die EWG viele Ankäufe für die Flächen tätigen.
Günstig nicht mehr möglich
Wie die Habeck-Pläne auf die Miete durchschlagen würden, haben Marcus Droll und sein Vorstand noch nicht kalkuliert. Aber er weiß schon jetzt: „Wir wären nicht mehr in der Lage, günstige Wohnungen anzubieten.“ Derzeit liegt die Netto-Kaltmiete noch bei durchschnittlich unter 5 Euro pro Quadratmeter. Bei einem Gasheizungsverbot ginge sie wohl in Richtung 10 Euro für einen modernisierten Altbau.
Gespräche mit Stadtwerken
Für wesentlich sinnvoller hält der EWG-Geschäftsführer die Entwicklung kommunaler Wärmekonzepte. Es sei doch besser, CO2-neutrale Wärme in die Gebäude zu bringen anstatt die Gebäude CO2-neutral zu machen. Die Stadtwerke müssten sich Gedanken machen, wie man die vorhandenen Gasleitungen alternativ nutzen könne: „Da muss man einen Ansatz finden.“ Er sei gespannt auf die Gespräche, die er dazu mit den Stadtwerken und dem Bürgermeister suchen werde. Die neuesten Heizungsmodelle seien schon mit Hybridtechnik ausgestattet, sodass sie die Möglichkeit hätten, Wasserstoff mit zu verbrennen.
Fotovoltaik ist auch schwierig
Und wie sieht es mit der Möglichkeit zusätzlicher Fotovoltaik auf den Dächern aus? Das sei in jedem Einzelfall mit der Denkmalbehörde abzusprechen, erklärt Marcus Droll und gibt zusätzlich zu bedenken: „Aber wir müssten auch statisch prüfen, ob die alten Dächer das hergeben.“
„Ich müsste nur noch unruhig schlafen“, sagt Marcus Droll angesichts eines drohenden Gasheizungs-Verbots: „Aber ich glaube nicht, dass es in dieser Form kommen wird.“ Schließlich müsse alles noch in den Länderkammern und bei den Verbändeanhörungen beraten werden: „Ich warte erst mal die Dinge ab, die da kommen.“ Dann werde sich zeigen, was schlussendlich im Gesetz stehe. Deshalb sei er noch sehr entspannt.
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